Montag, 11. Februar 2013

Ein Wochenendtrip zur Berlinale 2013: Kinokassen-Hopping



Samstag, 09.02.2013 gegen 11.00 Uhr: Ankunft Berlin Hauptbahnhof, laut eigener Angabe der modernste Bahnhof der Welt. Mein erster Eindruck nach mehreren Jahren Abwesenheit bei einer Zigarette auf dem Bahnhofsvorplatz vor der Weiterfahrt mit S- und U-Bahn: Berlin hat von seinem Baustellen-Charme nichts verloren. 

 

Der (modernste) Hauptbahnhof von innen: Man rennt herum wie Falschgeld. Ständig weisen irgendwelche Schilder auf nahezu alle Linien hin, die es auf diesem Planeten gibt. Man verliert unendlich viel Zeit bei der Suche nach seiner wirklichen Bestimmung. Liegt es an der Größe Berlins oder fehlt den Berlinern die Klarheit des Ausdrucks? Da man Fehler immer zu allererst bei sich selbst suchen sollte: Oder bin ich einfach nur zu blöd, um die Piktogramme zu entschlüsseln?


S-Bahn bis Alexanderplatz. Dann Umstieg in die U5 bis Frankfurter Tor. Laut Angabe einer S-Bahn-Bediensteten sei das die richtige Haltestelle für mein Ziel. Ist es aber nicht. Wegen der diversen Ausgänge an der Station frage ich eine Passantin, wie ich zur Gürtelstraße komme. Sie weiß es nicht, hat aber ein Handy und findet heraus, dass ich zur Frankfurter Allee fahren muss. Und es stimmt. Fazit: Menschen irren, Navis nicht. Aber ein ganz dickes Dankeschön an diese hilfsbereite Berlinerin, die sich so viel Zeit genommen hat, mir zu helfen. Und Menschen wie sie (freundlich, offen, hilfsbereit, kommunikativ) werde ich an diesem Wochenende in Berlin noch viele andere treffen.

Überhaupt das Berliner Verkehrssystem und seine oft nicht vorhandenen bzw. missverständlichen Hinweistafeln und Übersichtspläne. An vielen Stationen hängt nirgends ein Übersichtsplan, allerhöchstens auf dem Bahnsteig, aber dann ist es ja schon zu spät. Es gibt Schilder, die z.B. aussagen "U2 Pankow" (dorthin fuhr schon Udo Lindenberg in einem Sonderzug). Aber wem hilft`s, wenn er irgendwo anders hin möchte?

Berlin versucht das, was unser digitales Zeitalter hervorruft, nämlich den Verlust direkter Face-to-Face-Kommunikation, gutzumachen, indem es uns zwingt, an jeder Station ihrer BVG mit mindestens 20 verschiedenen einem unbekannten Menschen Kontakt aufzunehmen. Face-to-Face. Dummerweise schaut man häufig in Gesichter, die die gleiche Ratlosigkeit ausstrahlen wie das eigene.

 

Und die Berlinale?
Ein meines Erachtens schlechtes Ticket-Verkaufssystem. Im Online-Vorverkauf gibt es nur ein Mini-Kontingent, das, wenn man abends nach der Arbeit versucht, auf diesem Wege eine Karte für seinen Wunschfilm zu ergattern, keinen Verkauf dafür mehr anbietet. Und vor Ort kann man Karten für Vorstellungen des gleichen Tages nur in den Kinos kaufen, die den Film an diesem Tag zeigen. Es wäre aber zu leicht, wenn man jetzt zum betreffenden Kino ginge und glaubte, man werde schon noch eine Karte bekommen. Der Wettbewerb ist ohnehin längst ausverkauft, das weiß wahrscheinlich fast jeder. Für Filme, die nicht im Wettbewerb laufen, gibt es jedoch zumeist noch Karten. Nur wann sie verkauft werden, das ist leider nicht sicher. Um eine Karte für den Film A SINGLE SHOT (Vorstellung am Sonntag um 20.00 Uhr im Cubix am Alexanderplatz) zu erwerben, war ich im Laufe des Sonntags fünfmal (!) an der Kasse des Kinos. Immer hieß es, die Karten seien noch nicht da, es habe sich da noch gar nichts bewegt. "Doch, ich", möchte man schreien. 

Nun gut, beim fünften Mal waren die Karten da. Und ich habe eine bekommen. Der Film war übrigens wirklich sehenswert. Die verlorene Zeit aufgrund der vergeblichen Versuche, eine Karte dafür zu bekommen, nahm mir jedoch die Zeit für andere Dinge, denn Berlin hat ja auch zu Berlinale-Zeiten noch mehr als Filme zu bieten. Und sie nahm mir auch die Zeit, mich in die Schlangen anderer Kinos zwecks des Erwerbs von Tickets für andere Filme einzureihen. 


Mein Fazit: Ich bin verrückt genug, um nochmals zur Berlinale zu fahren. Denn es war schön, ein wenig Berlinale-Atmosphäre zu schnuppern, zwei Filme ansehen zu können (SILVI und A SINGLE SHOT), wenngleich ich unser „kleines“, aber sehr feines Filmfest Hamburg wegen seiner Übersichtlichkeit und seiner Independent-Perlen keineswegs schlechter finde.
Ein Vorschlag an die Organisatoren der Berlinale (auch wenn die sicher nicht auf mich hören werden und es als Außenstehende immer leicht ist zu meckern): Könnte man nicht wenigstens in den Kinos per Anzeige bekanntgeben, welche Karten wann verkauft werden? Das würde einem so manchen sinnlosen Besuch der Kinokassen nebst Schlangestehen ersparen. Aber wahrscheinlich wäre dann der Andrang beim Verkauf der Karten für besonders beliebte Filme viel zu groß ….
(Regina Nickelsen)