Samstag, 15. Februar 2014

Meine kleine Bilanz der #Berlinale 2014



Heute, am Samstag, werden bei der #Berlinale, dem drittwichtigsten Filmfestival weltweit, die Bären verliehen. Als heißer Kandidat für den Goldenen Bären wird BOYHOOD von Richard Linklater (vielen bekannt durch seine Trilogie „Before Sunrise“, „Before Sunset“ und „Before Midnight“) gehandelt. BOYHOOD erzählt die Geschichte des Jungen Mason (Ellar Coltrane) von seiner Schulzeit bis zum College-Eintritt im Zeitraffer. Linklater hat im Jahr 2002 mit den Dreharbeiten für den Film begonnen und mit den gleichen Darstellern die Geschichte über die folgenden Jahre fortgesetzt. Amerikanische Kritiker sprachen beim #Sundance Festival zu Beginn des Jahres vom einem Epos über das Gewöhnliche. Ich habe diesen Film nicht sehen können, möchte das aber unbedingt in Hamburg nachholen und hoffe auf einen baldigen Starttermin.

Bevor BOYHOOD zum Favoriten avancierte, galt der deutsche Beitrag KREUZWEG von Dietrich Brüggemann als verheißungsvollster Anwärter auf die wichtigste Trophäe der Berlinale. KREUZWEG porträtiert die vierzehnjährige Maria, die in einer fundamentalistischen katholischen Familie unterdrückt und seelisch missbraucht wird. Maria, deren ganzes Leben vom Glauben beherrscht ist, gerät aus Angst vor Sünde und Ungehorsam auf einen fatalen Weg. Ein in Zeiten der Wiederkehr gewisser religiöser Sehnsüchte sehr aktueller Film, der aus nur 14 Einstellungen, die bis zu 15 Minuten lang sind, besteht. Starr wie die fundamentalistischen Katholiken im Film, aber keineswegs langweilig. Und auch wenn es einige Lacher im Kinosaal gab: Ein äußerst bedrückender Film. KREUZWEG war mein fünfter von leider nur fünf Filmen (bei vier Tagen Aufenthalt in Berlin).

Die weiteren Filme, die ich während der Berlinale sehen konnte:

JACK von Edward Berger. Ein sehr sehenswerter Film mit einem großartigen Hauptdarsteller, dem 11jährigen Ivo Pietzcker. Ebenfalls im Wettbewerb. Auch wenn die Bären-Chancen gering sein dürften: Dieser berührende Film hat mir sehr gefallen. Und vielleicht gibt es ja eine Überraschung bei der Vergabe des Bären für den besten Darsteller ….  

Mein Film Nr. 2 war der kanadische Film QUE TA JOIE DEMEURE von Denis Côté. Klasse Experimentalfilm! Ich liebte schon seinen Film BESTIAIRE, und auch dieses neue Werk überzeugt mich total. Aber dieser Film ist sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack. Nach der Vorführung dieses Films kam ich im Cinestar IMAX auch noch in den Genuss des Q&A mit dem sympathischen Regisseur. Mein Berlinale-Highlight!

Damian John Harpers LOS ÁNGELES war mein Film Nr. 3 bei der Berlinale (Forum). Ein Film über Jugendliche im ländlichen Süden Mexikos. Eine Kamera, die immer in Bewegung ist, dokumentarisch anmutende Bilder, beklemmende Atmosphäre. Thematisch sicher nichts Neues, aber gut umgesetzt. Realistisch wirkende Bilder vom täglichen Überlebenskampf der Menschen im Dorf Santa Ana del Valle (gedreht mit den lokalen Dorfbewohnern als Darstellern).

Mein Film Nr. 4 bei der Berlinale 2014: Benjamin Naishtats HISTORIA DEL MIEDO, ein Gesellschaftsbild Argentiniens nach der Wirtschaftskrise über Gated Communities und die, die draußen bleiben müssen bzw. nur zum Arbeiten hinein dürfen. Ein Kunstfilm, bei dem sich die Puzzleteile nur langsam zusammenfügen. Durchaus interessante Szenen, teils absurd und surreal, aber insgesamt etwas anstrengend und die wohl gewünschte Erzeugung einer bedrohlichen Atmosphäre gelingt eher nicht.  

Alles, was ich außer der Berlinale noch tun wollte, habe ich nicht geschafft. Die Fahrerei nimmt halt doch viel Zeit, zumal meine Unterkunft (eine schöne Genossenschaftsgästewohnung) nicht wirklich günstig lag. Aber während der Berlinale sollte die Berlinale für einen Filmfan ja auch Vorrang haben …. 

Und das „Berlinale-Dorf“ ist dann eben doch nicht so groß: Ich bin mehreren Personen, die ich aus Hamburg kenne, begegnet …. Und ich habe wieder viele sehr nette und hilfsbereite Berliner getroffen! Dieses Mal gab es für mich auch kein nervendes (und erfolgloses) Anstehen an irgendwelchen Kinokassen, da ich mir Tickets im Online-Vorverkauf sichern konnte. Da nimmt man dann zwar das, wofür es noch Karten gibt, und muss auf so manchen Film, der einen sehr interessierte hätte, verzichten, aber es schont die Nerven und spart enorm Zeit.
Mein persönliches Fazit: Fünf Filme habe ich gesehen, die mich nicht alle überzeugt haben (siehe oben), zwei äußerst interessante Veranstaltungen mit Vertretern der Berliner Schule besucht, eine Ausstellung (Installationen) angesehen, ein wenig Roter-Teppich-Atmosphäre geschnuppert und vier wirklich schöne Tage in Berlin verbracht. Beim nächsten Mal bleibe ich zwei Tage länger ….

Diesen Berlinale-Trailer habe ich während der vier Tage in Berlin gefühlte 10.000mal gehört und gesehen und möchte ihn euch daher nicht vorenthalten (zum Einbetten habe ich ihn leider nicht finden können).