Freitag, 27. Februar 2015

Ein wundervolles Programm: Wir haben Tipps für das METROPOLIS Kino Hamburg im März 2015


In unserer Filmreihe DaF können Sie am 11.3. um 19 Uhr Christian Petzolds PHOENIX sehen, eine großartige Parabel auf die Nachkriegszeit mit Nina Hoss in der Hauptrolle. Der Film wurde bei seiner Weltpremiere auf dem Filmfestival Toronto begeistert gefeiert und ist nach dem DDR-Drama BARBARA (bei DaF im Januar 2013 zu sehen gewesen) Petzolds zweite, erneut überaus gelungene, Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte. In unserem Blogpost zu DaF im März 2015 finden Sie mehr Infos zum Film, den Trailer, Links zu Filmbesprechungen sowie zu einem Interview mit Christian Petzold. 
 Foto: © Christian Schulz

Auch die Reihe ASYNCHRON befasst sich mit dem Thema HOLOCAUST. Anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Januar 2015 stellte das ARSENAL– INSTITUT FÜR FILM UND VIDEOKUNST e.V.  46 Dokumentar- und Experimentalfilme aus den Jahren 1955 bis 2014 zusammen, die sich mit dem Holocaust und den NS-Verbrechen auseinandersetzen. Das METROPOLIS zeigt über einen Zeitraum von mehreren Monaten verschiedene Filme dieser Sammlung. Im März sind es Arbeiten von Filmemachern aus den USA, Deutschland/Kanada, Frankreich, Belgien und Israel. Entnehmen Sie alle Filme und Termine bitte der Themenseite auf der Homepage des METROPOLIS unter dem Titel ASYNCHRON

Ein weiterer Höhepunkt im März-Programm des METROPOLIS sind Stummfilme aus den Jahren 1920 bis 1932, für die der einzigartige Autor CARL MAYER die Drehbücher verfasste. Zur Eröffnung der 1. HAMBURGER STUMMFILMTAGE zeigt das METROPOLIS am 13.3. um 20.00 Uhr DAS CABINET DES DR. CALIGARI (D 1920, Regie: Robert Wiene) - Musikbegleitung: Robert Masou (Kontrabass), Beatrice Gamza (Gitarre), Frank Posiadly (Trompete), Hans-Christoph Hartmann (Saxophon)
Ganz besonders freuen wir uns auf DER LETZTE MANN (D 1924, Regie: Friedrich Wilhelm Murnau), das mit seinen Mehrfachbelichtungen und der entfesselten Kamera als Meilenstein der Kinogeschichte und als Höhepunkt des deutschen Stummfilms gilt. Termin: 14.3. um 20 Uhr, Musikbegleitung durch Tuten und Blasen.

“One of the most beautiful and critically acclaimed silent films DER LETZTE MANN (1924) is considered the perfect silent by some critics as the images do most of the storytelling, allowing for a minimal amount of inter-titles. The collaborative genius of Murnau, Mayer, and Freund (der Kameramann Karl Freund, unsere Anmerkung) meant that the images communicated the integral part of the narrative, visualizing and elucidating the protagonist's psyche.” IMDb 

Keineswegs verpassen sollte man das wundervolle SUNRISE – A SONG OF TWO HUMANS (USA 1927, Regie ebenfalls Friedrich Wilhelm Murnau) am 20.3. um 20 Uhr. Auf der Themenseite des METROPOLIS können Sie alle Filme und deren Termine unter dem Titel 1. HAMBURGER STUMMFILMTAGE einsehen.

Bei der Berlinale  lief im Februar die spannende Retrospektive GLORIOUS TECHNICOLOR. Die Mitarbeiter des METROPOLIS haben offenbar fleißig Filme in dieser Retro geschaut und sich inspirieren lassen. Dass die meisten Hamburger im Februar wahrscheinlich nicht in Berlin waren, muss in diesem Fall kein Nachteil sein, denn das METROPOLIS entschädigt uns im März mit einigen Leckerbissen an Filmen, die im sogenannten fünften Technicolor-Druckverfahren hergestellt wurden. In der Reihe PRÄCHTIGES TECHNICOLOR werden BARBARELLA (F/I 1968, Regie: Roger Vadim), SUGARLAND EXPRESS (USA 1974, Regie: Steven Spielberg), CAT BALLOU (USA 1965, Regie: Elliot Silverstein), 20,000 LEAGUES UNDER THE SEA (USA 1954, Regie: Richard Fleischer), THREE LITTLE WORDS (USA 1950, Regie: Richard Thorpe) sowie MODESTY BLAISE (GB 1965, Regie: Joseph Losey) gezeigt – und zwar alle als 35mm-Kopien. Äußerst lobenswert! Termine zwischen dem 21.3. und dem 30.3.

Die wohl einmalige EDWARD-NORTON-REIHE findet im März leider bereits ihren Abschluss. Doch es wird nochmals absolut hochkarätig mit STONE, MOONRISE KINGDOM, THE BOURNE LEGACY, GRAND BUDAPEST HOTEL und dem am vergangenen Sonntag mit dem Oscar für den Besten Film ausgezeichneten BIRDMAN. Neben Edward Norton sind Darsteller wie Robert De Niro, Bruce Willis, Bill Murray, Tilda Swinton, Harvey Keitel, Rachel Weisz, Oscar Isaac, Ralph Fiennes und Michael Keaton in den Filmen zu sehen. To name but a few ….

Besonders Highlight: Bei der Vorführung von BIRDMAN wird am 16.3. um 21.15 Uhr Edward Nortons deutscher Synchronsprecher Andreas Fröhlich zu Gast sein und ganz bestimmt einiges zum Thema Synchronisation verraten. Die Gelegenheit mit ihm über synchronisierte Filme zu diskutieren, die in Deutschland ja weiterhin von den meisten Kinobesuchern und Fernsehzuschauern gewünscht werden, sollte man sich keineswegs entgehen lassen!
„Oscar-reif“ gibt sich auch die Reihe FILMLAND POLEN. Am 22.3. wird um 17 Uhr das 13. Festival des Neuen Polnischen Films mit IDA, dem ebenfalls am Sonntag mit dem Oscar (Bester Fremdsprachiger Film) ausgezeichneten Schwarz-Weiß-Drama von Pawel Pawlikowski, eröffnet. Wenn Sie diesen Film noch nicht gesehen haben, dann sollten Sie das am 22.3. unbedingt nachholen! Wir empfehlen frühzeitig Karten zu reservieren! Das können Sie telefonisch oder auch per E-Mail beim METROPOLIS  tun. Im Vorprogramm werden am 22.3. zudem zwei polnische Kurzfilme gezeigt.
Zu unseren Lieblingsreihen im METROPOLIS gehört in jedem Fall dokART, in der allmonatlich der Beweis angetreten wird, dass Dokumentarfilme auch von hohem künstlerischem Wert sein können. Herausragend ist auch das dokART-Programm mit März, das sich thematisch mit dem Thema WASSER auseinandersetzt. Am 3.3. zeigt dokART um 19 Uhr WATER MAKES MONEY (D 2010) von Leslie Franke und Herdolor Lorenz, deren aktueller und äußerst sehenswerter Film WER RETTET WEN? ebenfalls im März im METROPOLIS zu sehen sein wird (Termin ist der 28.3. um 19 Uhr und die Filmemacher werden sowohl am 3.3. als auch am 28.3. zu Gast sein). Auf keinen Fall sollten Sie sich den großartigen und bildgewaltigen Film WATERMARK (Kanada 2013) von Jennifer Baichwal und Edward Burtynsky am 9.3. um 21.15 Uhr entgehen lassen, der unserer Auffassung nach der beste Dokumentarfilm des vergangenen Jahres war. Am 31.3. um 19 Uhr können Sie dann außerdem Urs Schnells Dokumentarfilm BOTTLED LIFE – DAS GESCHÄFT MIT DEM WASSER (CH/D 2012) über Nestlés weltweite Geschäfte mit unserem wichtigsten Lebensmittel, dem Trinkwasser, ansehen. Dass so einiges schiefläuft in unserer von riesigen Konzernen dominierten kapitalistischen Welt, wird beim Thema Handel mit Lebensmitteln in besonders erschreckender Weise deutlich.



Unbedingt beachtenswert sind auch die ROMERO-FILMTAGE 2015, in deren Rahmen im März und im April fünf Dokumentar- und Spielfilme aus Mittel- und Südamerika gezeigt werden. Im März sind das Oliver Stones SÜDLICH DER GRENZE (USA 2010) sowie Constantin Costa-Gavras‘ DER UNSICHTBARE AUFSTAND (F 1972). Termine am 26.3. und am 30.3. jeweils um 19 Uhr.

Freunde des Brasilianischen Films kommen im März im METROPOLIS ebenfalls auf ihre Kosten. Vom 21. bis zum 28.3. werden im Rahmen von CINEBRASIL 2015 sieben aktuelle brasilianische Filme (vornehmlich aus dem Jahr 2013) gezeigt, darunter auch Fernando Meirelles Meisterwerk CITY OF GOD (BR 2002).

In früheren Zeiten ging der Internationale Tag der Frau (8.3.) zumeist spurlos an uns Menschen in Deutschland vorbei. Da ist es sehr begrüßenswert, dass das METROPOLIS im März mit der Reihe FRAUENPORTÄTS unseren Blick auf diesen Tag lenkt und vornehmlich von Frauen gedrehte Filme mit weiblichen „Helden“ im Programm hat, darunter auch Ulrike Ottingers JOHANNA D’ARC OF MONGOLIA und Gisela Tuchtenhagens SING, IRIS – SING, zu dessen Vorführung am 8.3. um 19 Uhr die Filmemacherin zu Gast sein wird.
Bitte entnehmen Sie alle Details zu den Filmen sowie deren Termine den jeweiligen Einträgen auf der Themenseite des METROPOLIS und werfen Sie dort gern auch einen Blick auf die Reihen POLITISCHE BILDUNG, SOULFOOD CINEMA, L & G FILMNACHT, KINELAB HAMBURG, SPECIALS, TÄTER – OPFER – WIDERSTAND, JAMES BENNING, BIZARRE CINEMA sowie SENIORENKINO.
Wir wünschen Ihnen einen schönen und anregenden Kinomonat und einen frühlingshaften Frühlingsanfang!

Erste Lerche

Zwischen
Gräben und grauen Hecken,
den Rockkragen hoch,
beide Hände
in den Taschen,
schlendere ich
durch den frühen
Märzmorgen.

Falbes Gras,
blinkende Lachen und schwarzes Brachland,
so weit ich sehen kann.

Dazwischen,
mitten in den weissen Horizont hinein,
wie erstarrt,
eine Weidenreihe.

Ich bleibe stehen.

Nirgends ein Laut. Noch nirgends Leben.
Nur die Luft
und die Landschaft.

Und sonnenlos
wie den Himmel
fühle ich
mein Herz.

Plötzlich - ein Klang!

Ein zager, zarter zitternder Jubel,
der,
langsam,
immer höher
steigt!

Ich suche in den Wolken.

Über mir,
wirbelnd, schwindend, flatterdrehig, flügelselig, kaum entdeckbar,
pünktchenschwarz,
schmetternd,
durch
immer heller strömendes Licht,
die
erste Lerche!

Arno Holz

Dienstag, 17. Februar 2015

Christian Petzolds PHOENIX bei DaF im METROPOLIS Kino im März 2015


Am 11. März zeigen wir in unserer Filmreihe DaF PHOENIX, Christian Petzolds großartige Parabel auf die Nachkriegszeit. PHOENIX wurde bei seiner Weltpremiere auf dem Filmfestival Toronto begeistert gefeiert und ist nach dem DDR-Drama BARBARA (bei DaF im Januar 2013 zu sehen gewesen) Petzolds zweite, erneut überaus gelungene, Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte.

Im Juni 1945 kehrt die Ausschwitz-Überlebende Nelly (Nina Hoss) mit zerstörtem Gesicht in ihre Heimat Berlin zurück. Dort kümmert sich ihre Freundin Lene (Nina Kunzendorf), Mitarbeiterin der Jewish Agency, um sie. Nelly muss sich einer Gesichtsoperation unterziehen lassen und wartet voller Ungeduld auf ihre Genesung, denn sie hat nur einen Wunsch: Sie möchte ihren Mann Johnny (Roland Zehrfeld) wiedersehen. Als sie Johnny findet, erkennt der sie nicht, da er Nelly für tot hält. Er sieht in ihr lediglich eine Frau, die eine recht große Ähnlichkeit mit seiner Ehefrau hat und er bittet sie, seine Ehefrau zu spielen, um an das Erbe von Nellys Familie gelangen zu können. Nelly geht auf seinen Wunsch ein und spielt ihre eigene Doppelgängerin, immer darauf hoffend, Johnny möge in ihr seine Ehefrau erkennen ….

Petzold beeindruckt mit seiner ganz eigenen Interpretation von Kino und setzt erstmals auch verstärkt Filmmusik zur Untermalung der Bilder, zur Erzeugung von Atmosphäre ein. Zu Beginn und zum Schluss erklingt Kurt Weills „Speak Low“ aus dem Jahr 1943. 

PHOENIX ist in Petzolds Film der Name der Bar, in der Nelly Johnny wiedertrifft, aber Phoenix ist natürlich auch der mythische Vogel, der am Ende seines Lebenszyklus verbrennt und aus seiner Asche neu entsteht.
„Durch ihre gewagten Referenzen (DARK PASSAGE, 1947, und vor allem Hitchcocks VERTIGO, 1958 – unsere Anmerkung) beleuchten Regisseur Petzold und sein langjähriger dramaturgischer Berater, der nun vor der Uraufführung in Kanada verstorbene Dokumentar- und Experimentalfilmer Harun Farocki, die Stunde Null auf eine im Kino so noch nicht gesehene Weise: als Moment des kunstvoll gekitteten Bruchs, der fortgesetzten Verblendung und des rauschhaften Selbstbetrugs.“ Der Spiegel 

„Petzold nähert sich dem Jahr 1945 wie dem Jahr 1980, erzählt eine kleine Geschichte darin. Das ist ein Wagnis, aber ein notwendiges. Weil man dieses Feld nicht kampflos den großen Geschichten vom Widerstand, vom Krieg, von Hitlers Psyche überlassen darf.“ critic.de 

„Christian Petzolds neuer Film ist ein beeindruckendes Spiel mit Doppelbödigkeiten. Klug, brillant, meisterlich.“ Deutsche Film- und Medienbewertung, Prädikat: BESONDERS WERTVOLL 

Christian Petzold im Interview über PHOENIX, seine Zusammenarbeit mit Harun Farocki und warum für ihn der Nationalsozialismus kein Filmthema ist. 

Bei DaF am 11.3.2015 um 19 Uhr im Metropolis Kino Hamburg:

PHOENIX
Deutschland 2014
Regie: Christian Petzold
Lauflänge: 98 Minuten
FSK: 12 Jahre

Fotos: © Christian Schulz

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