Samstag, 25. April 2015

Der Mai 2015 im METROPOLIS Kino Hamburg: Unsere Tipps zu einem tollen Programm.



In unserer Filmreihe DaF zeigen wir Rick Ostermanns Langfilmdebüt WOLFSKINDER, in dem feinfühlig und intensiv das Schicksal einiger verwaister Flüchtlingskinder in Ostpreußen erzählt wird, die im Jahr 1946 auf sich allein gestellt zu überleben versuchen. Der Film feierte im August 2013 bei den Filmfestspielen von Venedig seine Weltpremiere und wurde im Jahr 2014 mit dem Nachwuchspreis des Friedenspreises des Deutschen Films, DIE BRÜCKE, ausgezeichnet. 

„Die Wolfskinder werden Teil der Wildnis, weil die Erwachsenenwelt in Trümmern liegt oder ihr Leben bedroht. Dadurch wirkt der Film zeitlos, vom historischen Kontext gelöst. Er schafft darüber allerdings auch eine ganz besondere Atmosphäre, über den Kontrast der wunderschönen Natur und Landschaftsbildern im Breitwandformat und den verdreckten und verschorften ernsten Kindergesichtern und ihrem fast wortlosen Kampf ums Überleben.“ Deutschlandradio Kultur 

Mehr Infos und den Trailer finden Sie in unserem Blogpost zu DaF im Mai 2015.
Foto: © Port au Prince Pictures
 

Fortgesetzt wird im Mai auch die Werkschau ORSON WELLES anlässlich dessen 100. Geburtstages. Wir freuen uns schon darauf! Gezeigt werden u.a. THE MAGNIFICENT AMBERSONS (USA 1942), MACBETH (USA 1948) und F FOR FAKE (USA 1972). In diesem Blogpost finden Sie ein Interview mit Orson Welles aus dem Jahr 1974 sowie Filmaufnahmen von der Premiere von CITIZEN KANE in New York (1941).

Alle Termine und Filme entnehmen Sie bitte der Themenseite des METROPOLIS unter dem Titel ORSON WELLES.

Ein anderer bedeutender Filmemacher wäre am 31. Mai dieses Jahres 70 Jahre alt geworden: RAINER WERNER FASSBINDER. Das METROPOLIS widmet Fassbinder im Mai und im Juni eine Werkschau. Im Mai werden der Dokumentarfilm FASSBINDER von Annekatrin Hendel (D 2015), LIEBE IST KÄLTER ALS DER TOD (BRD 1969) und WELT AM DRAHT (BRD 1973), Fassbinders faszinierende frühe Vision einer überwachten, künstlichen Welt, gezeigt.

Der SPIEGEL bezeichnete WELT AM DRAHT als den geistigen Vorläufer der MATRIX-Trilogie, der in seiner restaurierten Fassung in all seiner eiskalten Schönheit erstrahle. Seine Weltpremiere in der restaurierten Fassung feierte der Film bei der Berlinale 2010. 
Muss man sehen! Termine: 21.5. (19 Uhr) und 24.5. (20 Uhr). Alle weiteren Termine der Fassbinder-Werkschau entnehmen Sie bitte der Themenseite des METROPOLIS .
Gedanken zu Fassbinders filmisches Werk von Daniel Hermsdorf (Journalist, Medienwissenschaftler und Filmemacher) finden Sie in dieser PDF-Datei.

Ebenfalls sehr beachtenswert ist die Retrospektive SLATAN DUDOW. Das METROPOLIS zeigt sechs Filme des bulgarischen Regisseurs und Drehbuchautors, der vornehmlich für die DEFA in der DDR tätig war. Als sein wohl bedeutendstes Werk gilt KUHLE WAMPE ODER: WEM GEHÖRT DIE WELT (D 1932), in dem Dudow die Lebensbedingungen der Arbeiter in Zeiten der Weltwirtschaftskrise und der Massenarbeitslosigkeit aufzeigt. Der Film wurde wegen seiner sozial-kritischen Haltung zunächst verboten und erst nach Protesten zahlreicher Künstler und Intellektueller freigegeben. Bertold Brecht arbeitete am Drehbuch mit. KUHLE WAMPE gilt als einziger eindeutig kommunistischer Film der Weimarer Republik. Aus heutiger Sicht mag etwas irritieren, dass die Arbeiter ihr Glück und ihre Solidarität in der Ausübung von Sport finden (und Motorräder besitzen die arbeitslosen Arbeiter auch ….). KUHLE WAMPE zeigt das METROPOLIS am 4.5. und am 8.5. jeweils um 17 Uhr.


Weitere Filme von Slatan Dudow im Mai-Programm des METROPOLIS: UNSER TÄGLICH BROT (DDR 1949), FAMILIE BENTHIN (DDR 1950), FRAUENSCHICKSALE (DDR 1952), STÄRKER ALS DIE NACHT (DDR 1954) sowie DER HAUPTMANN VON KÖLN (DDR 1956).

In der Reihe ABENTEUER ESSAYFILM können Sie im Mai THIS GIGANTIC FURROWING OF THE GROUND (F 2015) sehen, ein dokumentarisches Essay, in dem sich die Regisseurin Claire Angelini mit Bezug auf Jean Grémillons 1944/45 unter dem Eindruck der völlig zerstörten Normandie gedrehten Film LE SIX JUIN À L‘AUBE 70 Jahre später auf Spurensuche vor Ort begibt. Das METROPOLIS zeigt den Essayfilm am 19.5. um 21.15 Uhr. Thomas Tode wird eine Einführung geben und die Regisseurin Claire Angelini wird zu Gast sein. Sollte man sich vormerken!

Entdeckenswertes, das man in anderen Hamburger Kinos kaum (oder nie) zu sehen bekommt, bietet auch die Reihe KINELAB HAMBURG, und zwar im Mai mit einem KINELAB SPEZIAL, das sich dem Brüderstraßenkino der Hamburger Experimentalfilmemacher Werner Nekes und Klaus Wyborny widmet. Am 15.5. um 19 Uhr werden in zwei aufeinanderfolgenden Programmen diverse Kurzfilme des Brüderstraßenkinos gezeigt. Die beiden Filmemacher werden zu Gast sein. Übrigens liefert das Stichwort „Brüderstraßenkino“ in der Google-Suche keinerlei Einträge. Daran könnte man noch arbeiten …. Aber auf die Webseiten von Werner Nekes und Klaus Wyborny können wir verweisen.

Am 26.5. um 21.15 Uhr zeigt KINELAB HAMBURG dann vier Kurzfilme von Volko Kamensky, der in den Bereichen Film, Video und Installation arbeitet. Drei der am 26.5. im METROPOLIS gezeigten Filme hat Cargo Film anlässlich deren Vorführung im Berliner Arsenal Kino im Jahr 2011 besprochen. Und in diesem Video äußert sich Kamensky zu seinem Film ORAL HISTORY, der ebenfalls am 26.5. im Programm ist.
 © 2014 Bundeszentrale für politische Bildung

Auch im Mai befasst sich das METROPOLIS noch parallel zur Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle mit der FEMINISTISCHEN AVANTGARDE. Auf dem Programm stehen der „feminine Thriller“ DIE PRAXIS DER LIEBE von Valie Export (A/BRD 1985) am 12.5. und ein Kurzfilmprogramm am 26.5., jeweils um 19 Uhr.

Bleiben wir bei der Kunst. Seit dem 1. April und noch bis zum 12. Juli 2015 läuft in der Halle für Aktuelle Kunst der Deichtorhallen Hamburg die spannende Ausstellung  PICASSO IN DER KUNST DER GEGENWART, in deren Rahmen das METROPOLIS die Filme LE MYSTÈRE PICASSO (F 1955, Regie: Géorges-Henri Clouzot) und LOOKING FOR PICASSO (F 2013, Regie: Hugues Nancy) zeigt. Es wird je drei Vorführungen geben, deren Termine Sie auf der Themenseite des Kinos unter dem entsprechenden Stichwort finden.

Die Reihe dokART befasst sich im Rahmen des Hamburger Architektur Sommers 2015 (Mai bis Juli) in den nächsten Monaten mit ARCHITEKTUR-VISIONEN. Gezeigt werden Filme, die verwirklichte und unverwirklichte Visionen der Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts aufzeigen. Die Termine sind der 5.5 und der 18.5. jeweils um 19 Uhr. Mehr Infos erhalten Sie bei dokART.

Aus der Sammlung des Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V. stammen Dokumentar- und Experimentalfilme zum Holocaust, die das METROPOLIS in der Reihe ASYNCHRON präsentiert. Am 4.5. (21.15 Uhr) und am 21.5. (17 Uhr) wird INTERVALS OF SILENCE: BEING JEWISH IN GERMANY (USA 1990) gezeigt, ein Dokumentarfilm, in dem die Regisseurin Deborah Lefkowitz den Umgang von Deutschen mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und das heutige Zusammenleben von Juden und Nichtjuden thematisiert.

International wird es im Mai im METROPOLIS in der vorzüglichen Reihe FILMLAND POLEN. Gezeigt werden DER ERSTE TAG (Polen/Deutschland 2014 von Christine Jezior und Sabina Kaluza) am 7.5. um 17 Uhr sowie BODY (Polen 2015) von Malgorzata Szumowska, der im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale lief, am 24.5., ebenfalls um 17 Uhr. Informieren Sie sich gern näher über das tolle Programm auf der Webseite von FILMLAND POLEN.

Das AFLAMNA-FILMFESTIVAL hat mit den Filmen CAIRO STATION  - BAB EL HADID (Ägypten 1958, Youssef Chahine) und TOD IM AUSVERKAUF (F/Marokko 2011, Faouzi Bensaidi) im Mai noch zwei Filme im Programm. Beide Filme laufen jeweils zweimal, und zwar am 2. und 3. Mai.

Ein fester Bestandteil der Hamburger Filmfestival-Welt ist nunmehr seit bereits 16 Jahren das JAPAN-FILMFEST HAMBURG, das in diesem Jahr vom 27. bis zum 31. Mai im METROPOLIS, im 3001 und im STUDIO-KINO  veranstaltet wird. Das komplette Programm finden Sie in Kürze auf der Webseite des JAPAN-FILMFEST HAMBURG.

Charmant und verspielt und richtig schön lokal geht es am 8.5. um 21.15 Uhr zu, wenn bei FILMSTUBE GOES CINEMA kleine Filme großes Kino machen. FILMSTUBE HAMBURG ist ein Zusammenschluss unabhängiger Filmemacher mit dem Anliegen, unabhängige Filmprojekte frei von kommerziellen Zwängen zu realisieren. Auf der Webseite der FILMSTUBE kann man sich näher über dieses Projekt und auch über die am 8.5. gezeigten Filme informieren.

Schenken Sie auf der Themenseite des METROPOLIS  auch gern den folgenden Programmpunkten Ihre Aufmerksamkeit: SOULFOOD JAIL mit DIE VERROHUNG DES FRANZ BLUM (BRD 1974, Regie: Reinhard Hauff), L & G FILMNACHT, TÄTER – OPFER – WIDERSTAND, MOVING EUROPE (Junger Filmabend mit Snack und Talk am 6.5. bei freiem Eintritt und u.a. der Vorführung des französischen Publikumserfolg HEUTE BIN ICH SAMBA), den PREMIEREN (SIEG DER VERNUNFT, ART GIRLS und NIRGENDLAND), FINAL CUT 2015 (Präsentation der Abschlussfilme von Studenten der HFBK, die von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein gefördert wurden, sowie SENIORENKINO (ein Kinoklassiker, Kaffee und Kuchen – es gibt unseres Wissens keine Altersuntergrenze für diese schöne Veranstaltung, um Anmeldung wird jedoch gebeten, um in der Kinobar ausreichend Kuchen, der selbst gebacken ist, zur Verfügung zu haben).    

Wem ein nicht unerheblicher Teil des Mai-Programms des METROPOLIS ein wenig zu künstlerisch, vielleicht auch kopflastig und abseitig erscheint, dem empfehlen wir seine Berührungsängste zu überwinden und sich vielleicht doch mal mit dem einen oder anderen Programmpunkt ein wenig näher auseinanderzusetzen. Die Entdeckung von etwas Neuem, mit dem man sich bisher eher nicht befasst hat, kann ungemein spannend sein und neue Sichtweisen eröffnen. Also: Die Freunde schnappen, sich etwas Ungewöhnlicheres ansehen und hinterher bei einem Glas Wein darüber diskutieren. Das ist doch das, was u.a. die Faszination des Kinos ausmacht. Wir wünschen anregende, aber natürlich auch unterhaltsame Kinostunden!
 MAI


Leichte Silberwolken schweben
Durch die erst erwärmten Lüfte,
Mild, von Schimmer sanft umgeben,
Blickt die Sonne durch die Düfte.
Leise wallt und drängt die Welle
Sich am reichen Ufer hin;
Und wie reingewaschen helle,
Schwankend hin und her und hin,
Spiegelt sich das junge Grün.

Still ist Luft und Lüftchen stille;
Was bewegt mir das Gezweige?
Schwüle Liebe dieser Fülle,
Von den Bäumen durchs Gesträuche.
Nun der Blick auf einmal helle,
Sieh! Der Bübchen Flatterschar,
Das bewegt und regt so schnelle,
Wie der Morgen sie gebar,
Flügelhaft sich Paar und Paar.

Fangen an, das Dach zu flechten –
Wer bedürfte dieser Hütte? –
Und wie Zimmrer, die gerechten,
Bank und Tischchen in der Mitte!
Und so bin ich noch verwundert,
Sonne sinkt, ich fühl es kaum;
Und nun führen aber hundert
Mir das Liebchen in den Raum,
Tag und Abend, welch ein Traum!

Johann Wolfgang von Goethe