Mittwoch, 12. August 2015

DaF im METROPOLIS Kino am 9.9.2015: EIN GESCHENK DER GÖTTER


In unserer Filmreihe DaF zeigen wir am 9. September EIN GESCHENK DER GÖTTER, Oliver Haffners charmante Komödie über die arbeitslose Schauspielerin Anna (Katharina Marie Schubert), der vom Jobcenter ein Schauspielkurs für schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose angeboten wird. Die acht Betroffenen sind jedoch zunächst überhaupt nicht begeistert von dieser Bildungsmaßnahme, an der sie verpflichtend teilnehmen müssen, nachdem der geplante Computerkurs ausfallen musste.

Nur langsam gelingt es Anna, sie für eine Inszenierung der ANTIGONE zu bewegen. Aber allmählich wachsen die Solidarität innerhalb der Gruppe und das Selbstbewusstsein der Einzelnen. Als dann jedoch die Bildungsmaßnahme nicht länger finanziert wird und sich Anna in den Kursteilnehmer Dimitri (Adam Bousdoukos) verliebt, dieser allerdings spurlos verschwindet und Anna aufgeben will, scheint für die Gruppe alle Mühe umsonst gewesen zu sein …. 

Vollkommen zu Recht wurde dieses Filmjuwel beim Filmfest München 2014 mit dem Publikumspreis und dem Förderpreis Neues Deutsches Kino PRODUKTION ausgezeichnet.

Die Jurybegründung für den Produzentenpreis: „Langzeitarbeitslose, Hartz-4-ler, Looser und eine gefeuerte Provinzschauspielerin therapieren sich mit einem Reclamheft. Griechische Tragödie. Antigone. Das kann nicht funktionieren. Tut's aber. Und wie! Eine lustvolle Inszenierung, lebensnahe Dialoge, wunderbare Schauspieler, in der Summe der Einzelleistungen der beste Film, kurz: ein absoluter Mutmacher."

In Deutschland gibt es mehr als 4 Millionen Empfänger von Arbeitslosengeld II, auch Hartz IV genannt (Stand April 2014), von denen etwa 2 Millionen Langzeitarbeitslose sind.* Diese Menschen haben keine Lobby, erfahren gesellschaftliche Verachtung, können am gesellschaftlichen Leben nicht teilhaben und oft nicht menschenwürdig leben. Oliver Haffners Sozialkomödie EIN GESCHENK DER GÖTTER lenkt unseren Blick auf diese abseits stehenden Menschen ohne Perspektive und gibt ihnen das, was sie, wie alle anderen Menschen auch, verdient haben: Achtung und Würde. Ein feiner und wichtiger Film in Zeiten, in denen nur noch Leistung zu zählen scheint und Arbeit zu unserer neuen Religion geworden ist.

* Zur Erklärung: Die restlichen 2,4 Millionen Empfänger von Arbeitslosengeld II sind vor allem Menschen, die  an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen teilnehmen bzw. eine Berufstätigkeit ausüben, deren Gehalt jedoch so niedrig ist, das dieses durch Hartz-IV-Leistungen aufgestockt wird.
Filmbewertung: Prädikat besonders wertvoll

„Im Kino gewesen. Geweint. Und gelacht. Mehr kann man vom Kino nicht erwarten.“ Die Welt

„Was für ein kleiner feiner Ensemble-Film! Motto: Du hast keine Chance, also nutze sie. Gescheit werden die Figuren vorgestellt, entwickelt, präsentiert, keiner wird vorgeführt oder denunziert. (…) Ein Geschenk für Götter" ist eine gelungene, stimmungsvolle deutsche Working-Class-Komödie um Selbstachtung, Würde und solidarische Energie.“ Deutschlandradio Kultur 

„Die Grat­wan­de­rung Annas zwischen Hoch­kultur und diversen Unter­schicht­mi­lieus, die Haffner immer wieder komisch und zärtlich, aber nie der Lächer­lich­keit preis­ge­bend, schildert, sind jedoch nur eine Facette einer viel­schich­tigen Komödie. Haffner persi­fliert mit seiner »Thea­ter­be­schaf­fungs­maß­nahme« auch die infla­ti­onär zuneh­mende Selbst­dar­stel­lungs- und Selbst­op­ti­mie­rungs­in­dus­trie, ange­fangen von Coachings jeder Art bis zu den zahllosen »Klein­bühnen« sozialer Netzwerke im Internet, in denen Verlierer keinen Platz haben.“ Artechock 
Ein Interview mit dem Regisseur Oliver Haffner gibt es bei der Süddeutschen Zeitung

Von der Verachtung der Langzeitarbeitslosen durch unsere Gesellschaft und ihren Lebensbedingungen berichtet der sehr lesenswerte Artikel LANGZEITARBEITSLOSE – NEUE DEUTSCHE VERACHTUNG der Frankfurter Rundschau

Text: Regina Nickelsen (Colón Language Center)

DaF im METROPOLIS Kino Hamburg am 9.9.2015 um 19.00 Uhr:

EIN GESCHENK DER GÖTTER
Deutschland 2014
Regie: Oliver Haffner
Lauflänge: 102 Minuten

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Fotos und Trailer: © Arsenal Film