Samstag, 26. September 2015

Das METROPOLIS Kino Hamburg im Oktober 2015 mit einem (wie immer) tollen Programm! Wir haben Tipps!



Da man ja nie weiß, wann das nächste Mal Filmgeschichte geschrieben wird, empfehlen wir im Oktober zunächst einmal unser allerliebstes Filmfestival, das FILMFEST HAMBURG, das vom 1. bis zum 10. Oktober u.a. im METROPOLIS zu Gast sein wird. Besonders beachtenswert dürften die im METROPOLIS in der Sektion HAMBURGER FILMSCHAU   gezeigten aktuellen Hamburger Produktionen sein. In diesem Blogpost haben wir weitere Tipps für das FILMFEST HAMBURG zusammengestellt, mit denen wir Ihnen vielleicht ein wenig die Qual der Wahl aus diesem tollen Programm erleichtern können.

„Ich bin eigentlich ein ganz schlichter Kinogänger, ich gehe ins Kino und lasse mich gern verführen von Geschichten und Sichten auf die Dinge. Ich setzte mich da rein und bin dann ganz naiv, kann dann lachen und weinen und wenn mich der Film erschüttert hat, bewegt hat, dann gehe ich ganz glücklich aus dem Kino raus – ich gucke dann eigentlich gar nicht so sehr darauf, wie der Film gemacht ist.“ Andreas Dresen in einem Planet-Interview (24.09.2002).

Und dieser schlichte Kinogänger, Andreas Dresen, einer der wichtigsten aktuellen Regisseure Deutschlands, kommt im Oktober im METROPOLIS gleich zweimal zu Ehren. In unserer Filmreihe DaF zeigen wir am 14.10. um 19.00 Uhr Dresens aktuellen Film ALS WIR TRÄUMTEN, eine temporeiche und wilde (und großartige) Verfilmung des gleichnamigen Bestseller-Romans von Clemens Meyer.

„Andreas Dresen übersetzt Clemens Meyers illusionslosen Milieuroman ALS WIR TRÄUMTEN in einzigartige, berückende Bilder. Und setzt damit Maßstäbe für das deutsche Kino. (…..) ALS WIR TRÄUMTEN würde jedes Festival der Welt zieren. Weil es sich um Weltklassekino handelt.“ FAZ 

Mehr Infos zu ALS WIR TRÄUMTEN und den Trailer finden Sie in diesem Blogpost. 
Andreas Dresens ersten Kinofilm STILLES LAND (D 1992) können Sie am 12.10. (21.30) und 15.10. (21.15) im Rahmen der Kinotour des KURATORIUM JUNGER DEUTSCHER FILM, das in diesem Jahr sein 50jähriges Jubiläum feiert, sehen. STILLES LAND spielt in den bewegten Herbsttagen im Jahr 1989 in der Provinz im Norden der DDR und wurde 1992 mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet.

Außerdem zeigt das METROPOLIS anlässlich des Jubiläums des KURATORIUM JUNGER DEUTSCHER FILM im Oktober noch die Filme BELLA MARTHA (D 2000) von Sandra Nettelbeck und Alexander Kluges ABSCHIED VON GESTERN (BRD 1965/66). Eine komplette Übersicht über die Kinotour, die in Lichtspielhäusern vieler deutscher Städte Station macht, erhalten Sie in dieser PDF-Datei. 

Filmhistorisch wird es auch am 28.10. (19.00) mit Friedrich Wilhelm Murnaus NOSFERATU (D 1921). Die Filmvorführung wird durch einen Vortrag der Filmhistorikerin und Filmkritikerin Marli Feldvoß mit dem Thema DAS WEIMARER KINO UND SEINE INTERPRETEN. POSTTRAUMATISCH ODER PRÄFASCHISTISCH? begleitet, in dem sie die kontroversen Thesen Siegfried Kracauers und Anton Kaes‘ zu den Filmen aus der Weimarer Zeit vorstellt und diskutiert.

In der sehr empfehlenswerten Reihe KINOFILMGESCHICHTE, die sich keineswegs nur als Fortbildungsangebot für Lehrende versteht, sondern jedem Filminteressierten spannende Informationen zur Filmgeschichte bietet, wird Nina Rippel am 12.10. (19.00) in die Filme NACHT UND NEBEL von Alain Resnais (F 1955) und AUFSCHUB von Harun Farocki (D 2007) einführen.

Am 26.8. dieses Jahres verstarb der österreichische Schauspieler und Filmregisseur und -produzent Peter Kern. In der HOMMAGE PETER KERN erinnert das METROPOLIS am 17.10. mit den beiden Filmen FLAMMENDE HERZEN (BRD 1977, Regie: Walter Bockmeyer – Peter Kern als Hauptdarsteller) und HAB ICH NUR DEINE LIEBE (BRD 1988, Regie: Peter Kern) an den „Liebling deutscher Autorenfilmer, Schöngeist und Untergrundkämpfer für die gerechte Sache“ (FAZ zum Tode Peter Kerns). Bei der diesjährigen Berlinale wurde Kerns letzter Film DER LETZTE SOMMER DER REICHEN uraufgeführt. Lesen Sie hier eine Besprechung des Films bei ZEIT ONLINE.

In unserer globalisierten, kapitalistischen Welt, in der man zunehmend das Gefühl bekommt, es laufe so Manches aus dem Ruder, sind Filme, die sich mit Themen wie Globalisierung, Klimawandel, der Zukunft bzw. Gegenwart der Ernährung der Menschen auf diesem Planeten, der Energie u.v.m. befassen, eine notwendige Form der Auseinandersetzung mit den vielfältigen Problemen unserer Welt. Anlass zu dieser Auseinandersetzung bietet auch im Oktober KINO GLOBAL mit den Filmen PROMISED LAND (USA 2012) von Gus Van Sant (Thema Fracking – in der Hauptrolle ist Matt Damon als Mitarbeiter einer Fracking-Firma zu sehen) sowie LA BUENA VIDA (D 2014) von Jens Schanze über den Kohleabbau im Norden Kolumbiens, der den dort lebenden Menschen die Lebensgrundlage nimmt. Es überrascht wohl kaum noch, dass die dort gewonnene Steinkohle in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden zur Stromerzeugung genutzt wird …. Die Termine sind der 16.10. (19.00) und der 26.10. (20.00). Zu beiden Veranstaltungen werden Gäste erwartet, sodass der Kinosaal hier auch zum Ort des Dialogs und des Austausches wird.
 

Seine PREMIERE feiert am 11.10. (11.00) der Film UNGEFILTERT EINGEATMET – DIE WAHRHEIT ÜBER DAS AEROTOXISCHE SYNDROM (D 2015). Der Journalist Tim van Beveren hat den ersten Film über eins der bestgehüteten Geheimnisse der Luftfahrtindustrie, die möglichen gesundheitsschädigenden Auswirkungen ungefilterter Kabinenluft, gedreht. Klingt gar nicht gut … Der Dokumentarfilm hat am 13.10. (21.30) und am 16.10. (21.15) zwei weitere Termine. Tim van Beveren wird an allen drei Tagen anwesend sein.  

In der Reihe dokART gibt es am 1.10. ein Doppelprogramm mit Filmen des Regisseurs Klaus Wildenhahn, der auch zu Gast sein wird: DAS BANDONION – EIN RARES INSTRUMENT (Teil 1 + 2, BRD 1980 + 1981) sowie HARLEM THEATER (BRD 1986).

Weitere Termine für dokART sind der 14.10. (21.15) mit John Pirozzis DON’T THINK I’VE FORGOTTEN: CAMBODIA’S LOST ROCK AND ROLL (USA/F/KHM 2014) und der 29.10. (21.30) mit BEIJING BUBBLES (CDN 2006, Regie: Susanne Messmer und George Lindt). Informieren Sie sich auf der Webseite von dokART gern näher über diese Filme.

BLOKADA, same story, different form, läuft im Rahmenprogramm von 900 UND ETWA 26.000 TAGE – EIN DEUTSCH-RUSSISCHES PROJEKT ZUR ERINNERUNG AN DIE LENINGRADER BLOCKADE. Gezeigt werden im Oktober die Filme LENINGRAD IM KAMPF (SU 1942) und BLOCKADE (RUS 2006). Entnehmen Sie weitere Details gern der Themenseite des METROPOLIS.

Unbedingt beachten sollten Sie auch die Ausstellung zu diesem Projekt im Kunstverein, die am 15.10. eröffnet wird.

Unrühmliche deutsche Geschichte erwartet Sie in der Reihe TÄTER – OPFER – WIDERSTAND. Das METROPOLIS zeigt am 18.10. (17.00) Alexandra von Grotes deutsch-französische Produktion NOVEMBERMOND aus dem Jahr 1985, über die Jüdin November Messing, die kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von Berlin nach Paris flieht. In Frankreich wird sie als illegale Arbeiterin diskriminiert, verliebt sich dann jedoch in die Französin Férial, muss nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Frankreich erneut fliehen, wird gefunden, verhört, gefoltert und vergewaltigt.
„Alexandra von Grotes souverän inszenierter zweiter Film erzählt ein Stück französischer Zeitgeschichte und zugleich eine spannende Liebesgeschichte zweier Frauen, die sich mit unglaublicher Stärke und unter großen Opfern dagegen wehren, dass ihre beiden und ihr gemeinsames Leben zerstört werden.“ (10. Oldenburger Filmtage)

Im JÜDISCHEN FILMCLUB erwartet Sie im Oktober (29.10., 19.00) mit ISRAELISCHE LEBENSWELTEN ein ganz besonderes Programm. Vorgeführt werden Kurzfilme aus der Filmschule der Tel Aviv University.

Auch die Jubiläumsfeier der KURZFILMSCHULE (ein Projekt der KurzFilmAgentur Hamburg) am 15.10. (19.00) bietet ein spannendes Kurzfilmprogramm und bei einem anschließenden Umtrunk die Gelegenheit für Gespräche und Austausch. Der Eintritt bei dieser Veranstaltung ist frei.

International und sicherlich wieder hochklassig wird es bei FILMLAND POLEN. Im Oktober stehen vier Filme auf dem Programm, über die Sie sich am besten auf der Webseite des Festivals des Jungen Polnischen Films informieren können.

Und bizarre wird es im Oktober auch wieder, denn BIZARRE CINEMA ist wieder mit einem ganz speziellen Programm am Start, u.a. DER MANN MIT DER TODESKRALLE und einem HAPPY HALLOWEEN SPECIAL mit Filmen des am 30.8. dieses Jahres verstorbenen Wes Craven. Natürlich dabei A NIGHTMARE ON ELM STREET (USA 1984) am 31.10. Fröhliches Gruseln! 

Beachten Sie auch folgende Reihen auf der Themenseite des METROPOLIS:

UKRAINE, eine Reihe des METROPOLIS in Kooperation mit ArtMaidan, zeigt am 11.10. (19.00) Dmytro Moyseyevs Film SUCH BEAUTIFUL PEOPLE (Ukraine 2013), SENIORENKINO mit SEIN ODER NICHTSEIN (USA 1942) von Ernst Lubitsch am 29.10. (14.00), KINELAB HAMBURG 27.10. (20.00) mit einem 140minütigen Kurzfilmprogramm der Experimentalfilmemacherin DORE O., die 26. LESBISCH SCWULEN FILMTAGE HAMBURG (20. – 25.10.), deren Programm Sie am besten auf der Webseite des Festivals einsehen sollten, SOULFOOD JAIL mit KOMPLIZINNEN (BRD 1987), ….

Wir wünschen Ihnen viele schöne und anregende Kinostunden und einen goldenen Oktober! 
 Verklärter Herbst


Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten.
Rund schweigen Wälder wunderbar
Und sind des Einsamen Gefährten.

Da sagt der Landmann: Es ist gut.
Ihr Abendglocken lang und leise
Gebt noch zum Ende frohen Mut.
Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.

Es ist der Liebe milde Zeit.
Im Kahn den blauen Fluß hinunter
Wie schön sich Bild an Bildchen reiht -
Das geht in Ruh und Schweigen unter.

Georg Trakl

Sonntag, 20. September 2015

Die Preisträger des 22. Internationalen Filmfest Oldenburg

Filmszene aus IM SOMMER WOHNT ER UNTEN


Heute Abend endete mit der feierlichen Preisverleihung und dem Abschlussfilm UMRIKA (Indien 2015) von Prashant Nairs, der in diesem Jahr beim Sundance Filmfestival mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde, das 22. Internationales Filmfest Oldenburg.

Die Preisträger des 22. Internationalen Filmfest Oldenburg

German Independence Award - Publikumspreis

"IM SOMMER WOHNT ER UNTEN" von Tom Sommerlatte

Seymour Cassel Award - Beste Schauspielerin

Sarah Silverman in "I SMILE BACK"

Seymour Cassel Award - Bester Schauspieler

Nikola Rakočević in "TRAVELATOR"

German Independence Award - Bester Kurzfilm

"FREE" von Martijn De Jong


NOMINIERUNGEN FÜR DEN EUROPEAN DISCOVERY - PRIX FIPRESCI

Erstmalig wurden zudem beim Filmfest Oldenburg die Nominierungen für die European Discovery - Prix FIPRESCI bekanntgegeben, der im Dezember im Rahmen des Europäischen Filmpreises in Berlin verliehen wird. Nominiert wurden:

ICH SEH ICH SEH von Veronika Franz & Severin Fiala (Österreich),

LIMBO von Anna Sofie Hartmann (Deutschland, Dänemark),

MUSTANG von Gamze Ergüven (Frankreich, Deutschland, Türkei),

SLOW WEST von John Maclean (Neuseeland, Großbritannien)

Sowie der German Independence Award-Preisträger
IM SOMMER WOHNT ER UNTEN von Tom Sommerlatte (Deutschland, Frankreich).

Laut Pressemitteilung des Internationalen Filmfest Oldenburg besuchten mehr als 15.000 Zuschauer die oft ausverkauften Vorstellungen an den fünf Festivaltagen, das sind 10 Prozent mehr als im letzten Jahr. Beeindruckend ist auch die Zahl der Branchen- und Pressevertreter, die in diesem Jahr dem Filmfest beiwohnten: Über 500 Gäste und Branchenteilnehmer überzeugten sich von der Qualität des Festivals und der Filme.

Zu den Stargästen des diesjährigen Festivals gehörten Joanna Cassidy (der der diesjährige Tribute gewidmet war), Regielegende George Armitage (dem die diesjährige Retrospektive gewidmet war), Deborah Kara Unger, RP Kahl, Nadeshda Brennicke ("God of Happiness"), Dagmar Manzel ("Besuch für Emma"), Victoria Schulz ("Taub und Stumm", letztjährige Seymour Cassel-Preisträgerin), Matthias Koeberlin ("Gottlos"), Nina Gnädig ("Gottlos") und junge, spannende Talente wie Matthew Modines Sohn Boman Modine ("Merry Xmas"), Eliza Bennett ("Haters"), Claire Carré ("Embers"), Whitney Able ("Dark") oder Nikola Rakočević (European Shooting Star 2014, "Travelator").
 Claire Carré, Regisseurin EMBERS (USA/Polen 2014,

der in Oldenburg seine Weltpremiere feierte)



Filmfest Oldenburg 2015 – Mein kleiner Rückblick
(Regina Nickelsen, Filmteam Colón)

Es war mein erster Besuch beim Internationalen Filmfest Oldenburg, auch (nicht zu Unrecht) als „Sundance of Germany“ bezeichnet. Endlich hat das geklappt, was ich schon seit mehreren Jahren unbedingt einmal machen wollte, ein Besuch bei diesem prima Filmfestival mit seinem Schwerpunkt auf Independent-Produktionen, davon vielen aus den USA.
 Chris Bergoch, Drehbuch TANGERINE (USA 2014, Regie: Sean Baker)



Das Programm liest sich jedes Jahr aufs Neue wie die Beschreibung einer Wundertüte mit tollen neuen Filmen, von denen man wohl sehr viele nirgends sonst in Deutschland wird sehen können. Auch wenn ich nur einen kurzen Besuch des Festivals einrichten konnte, so hat dieser erste Eindruck ausgereicht, um mich, nicht nur auf dem Papier, von der Qualität des Filmfests zu überzeugen.

Natürlich ist die hervorragende Filmauswahl an vielen kleineren, aber sehr feinen Produktionen das, womit das Festival bei mir am meisten punkten kann. Aber auch die kurzen Wege zwischen den Veranstaltungsorten, die man bequem zu Fuß zurücklegen kann, die sehr sympathische Atmosphäre und, sehr wichtig, die vielen Filmemacher, die ihre Filme persönlich vorstellen, und zwar auch noch beim zweiten Screening des Films, haben mich beeindruckt.
Ein tolles Filmfest! See you next year!
 Dennis Hauck, Regie TOO LATE (USA 2015)





Leider verpasst habe ich diesen Film: TRAVELATOR (Serbien 2014) von Dusan Milic, dessen Hauptdarsteller Nikola Rakočević mit dem Seymour Cassel Award - Bester Schauspieler ausgezeichnet wurde (ich hoffe, das Versäumte lässt sich irgendwann nachholen).