Donnerstag, 28. September 2017

Maple Movies im METROPOLIS Kino Hamburg



Maple Movies, das Festival des zeitgenössischen kanadischen Kinos, startet am 3.10. im METROPOLIS Kino Hamburg mit ANGRY INUK, einem Dokumentarfilm, in dem die Inuk-Regisseurin und -Aktivistin Alethea Arnaquq-Baril sich für den Schutz der Robbenjagd einsetzt.

Insgesamt sind im METROPOLIS bis zum 25.10. neun aktuelle kanadische Filme zu sehen. Später schickt die Kinemathek Hamburg e.V. dann die Maple Movies in weitere deutsche Städte (Berlin, Freiburg, München, Wiesbaden). 

Eröffnet wird am 3.10. um 20.00 Uhr mit einem kontroversen Film,  ANGRY INUK, einem Dokumentarfilm der Inuk-Regisseurin und -Aktivistin Alethea Arnaquq-Baril, in dem sie  sich gegen die Kampagnen internationaler Tierschutzorganisationen gegen die Robbenjagd und die EU-Richtlinie zum Handelsverbot für Robbenfelle wendet, denn beides hat(te) fatale Auswirkungen auf das Leben der indigenen Gemeinschaften, da diese nicht nur Robbenfleisch als Nahrungsgrundlage betrachten, sondern auch mit der nachhaltigen Jagd der Robben (übrigens jagen sie nicht die Jungtiere mit dem weißen Fell), der Bearbeitung der Robbenfelle und deren Verkauf ihren Lebensunterhalt bestreiten. Arnaquq-Baril möchte aufzeigen, wie stark ihr Volk unter den internationalen Anti-Robbenjagd-Kampagnen leiden muss, und sie möchte aufrütteln, um Änderungen herbeizuführen.


Natürlich muss nun niemand Robbenfelle kaufen, um die Inuit zu unterstützen, es muss ja auch niemand Rind- und Schweinefleisch und Lederprodukte kaufen, um die hiesigen Landwirte zu unterstützen. Ob Einfuhrverbote von Robbenfellen in Europa, die immerhin ein Schritt in Richtung mehr Tierschutz waren, aufgehoben werden sollten, um den Inuit Einkommensquellen durch den kommerziellen Verkauf dieser Felle zu sichern, kann dann jeder für sich selbst nach dem Ansehen des Films entscheiden. Diskutieren muss man in diesem Zusammenhang sicherlich auch, ob wir Europäer das Recht haben, solche Handelsverbote auszusprechen (die in unseren Gesellschaften wohl auf einen mehrheitlichen Konsens stoßen, was ja durchaus demokratisch ist) und somit einem anderen Volk die Lebensgrundlage zu rauben. Wer jedoch mit seinen Produkten global auf dem Markt vertreten sein möchte, muss aber vielleicht auch akzeptieren, dass es andernorts Regeln für den Handel mit diesen Waren gibt, was ja auch beispielsweise den Handel mit Genprodukten oder auch mit Pflanzengiften wie Glyphosat betrifft.


In einem Beitrag Huffington Post Kanada wird die kontroverse Debatte, die ANGRY INUK ausgelöst hat, sehr gut zusammengefasst. Wir weisen darauf hin, dass einige der dort eingebundenen Fotos verstörend sein können. 


Captain Paul Watson, Mitgründer von Greenpeace und später Sea Shepherd, hat einen anderen Standpunkt zum Handel mit Robbenpelzen durch die Inuit und wendet sich gegen die heutige Unterstützung der Robbenjagd durch Greenpeace. Für Paul Watson rechtfertigt die Benennung von Robbenprodukten als indigen die Ware in keiner Weise. Eine indigene Jagd sei für indigenen Gebrauch und nicht für den internationalen Markt. Weder Tradition noch Kultur lasse sich in den Pelzverkauf an Europäer und Asiaten hineininterpretieren. Den kompletten Text von Paul Watson kann man hier in einer deutschen Übersetzung bei Sea Shepherd Deutschland nachlesen.

Neben ANGRY ANUK zeigt das METROPOLIS u.a. CLOSET MONSTER (Kanada 2015) von Stephan Dunn, HELLO DESTROYER (Kanada 2016) von Kevin Funk, LA PASSION D’AUGUSTINE (Kanada 2015) von Léa Pool, LES MAUVAISES HERBES (Kanada 2016) von Louis Bélanger) und WEIRDOS (Kanada 2016) von Bruce McDonald. Hier gibt es alle Infos und Termine. 


Samstag, 23. September 2017

#FFHH17 – Filmfest Hamburg 2017



Große Ereignisse werfen ja bekanntlich ihre Schatten voraus: Am 5. Oktober startet das 25. Filmfest Hamburg. Es werden 130 Filme in elf Sektionen gezeigt. Das Programm für zehn Tage Kino vom Feinsten ist bereits veröffentlicht und kann in allen teilnehmenden Kinos (CinemaxX Hamburg-Dammtor, Metropolis, Abaton, Passage, Studio-Kino) und auch online entdeckt werden. 

Wer sich online nicht so gern durch die einzelne Veranstaltungstage durchklicken möchte, dem empfehlen wir einen Blick in die Sektionen, beispielsweise TRANSATLANTIK (Kino aus den USA und Kanada), VOILÀ (französischsprachiges Kino), VITRINA (spanisch- und portugiesischsprachiges Kino), ASIA EXPRESS (Filmkulturen aus Fernost), VETO (Politisches Kino) oder auch KALEIDOSKOP (Filme aus aller Welt). Alle Filme werden in ihren Originalfassungen mit Untertiteln gezeigt. 

Das Filmfest Hamburg ist jedoch nicht nur ein Filmfestival für das Publikum, das Lust auf neue Kinofilme aus der ganzen Welt hat, sondern es zeichnet auch Filmproduktionen mit verschiedenen Preisen aus, z.B. mit dem Filmfest Hamburg Kritikerpreis, dem Commerzbank Publikumspreis, dem NDR Nachwuchspreis und dem Art Cinema Award (um nur einige zu nennen). Die Preise werden am Abschlusstag, dem 14.10., im Rahmen der Abschlussfeier vergeben. Zudem erhält beim Filmfest Hamburg alljährlich ein Filmschaffender den Douglas Sirk Preis. In diesem Jahr wird er einem der bedeutendsten deutschen Regisseure, Wim Wenders, überreicht. Im Rahmen dieser Veranstaltung, die am 13.10. stattfindet, wird Wim Wenders auch seinen neuen Film SUBMERGENCE (mit James McAvoy und Alicia Vikander) persönlich vorstellen.  

Es werden jedoch jede Menge anderer Gäste zum 25. Filmfest Hamburg erwartet. Um nur einige zu nennen: Claude Lanzmann (NAPALM, am 12.10.), François Ozon und Jérémie Renie (L’AMENT DOUBLE, am 10.10. und 13.10.), Ruben Östlund (THE SQUARE, am 14.10.), Buket Alakus (EINE BRAUT KOMMT SELTEN ALLEIN, am 7.10.), Volker Schlöndorff und David Striesow (DER NAMENLOSE TAG, am 9.10.), Lars Kraume (DENGLER – DIE SCHÜTZENDE HAND, am 9.10.), Mohammad Rasoulof (A MAN OF INTEGRITY, am 11.10. und 12.10.), Jonathan Dayton und Valerie Faris (BATTLE OF THE SEXES, am 11.10.), Denis Côté (A SKIN SO SOFT, am 11.10.), Felix Randau, Jürgen Vogel und Susanne Wuest (DER MANN AUS DEM EIS, am 7.10.), Luise Wolfram und Lars Eidinger (MATHILDE, am 8.10.), u.v.m.

Parallel zum Filmfest für die Großen geht auch in diesem Jahr wieder das Michel Kinder und JugendFilmfest an den Start. Eine jugendliche Jury wird den Michel Filmpreis vergeben.

Das Filmfestzentrum des Filmfest Hamburg befindet sich während des Festivals wieder im Festivalzelt auf dem Allende Platz. Dort kann man Infos bekommen, einfach nur einen Kaffee trinken und andere Filminteressierte oder auch Filmschaffende treffen, abends bei Livemusik Party feiern oder bei UNZENSIERT und KLAPPE AUF! Filmemachern in Talkrunden bzw. Interviews lauschen. Hier gibt es konkretere Infos zu den Rahmenveranstaltungen beim Filmfest.


Abschließend geben wir euch hier gern noch ein paar Tipps zum Programm, selbstredend vollkommen subjektiv (mit Links zum Programmhinweis auf der Seite des Filmfest Hamburg, wo ihr auch direkt Eintrittskarten kaufen könnt).
Meine erste Wahl beim Jubiläumsfilmfest ist Sean Bakers FLORIDA PROJECT (USA 2017) am 12.10. Seitdem ich 2015 beim Internationalen Filmfest Oldenburg die Gelegenheit hatte, Bakers TANGERINE (komplett mit seinem iPhone gedreht) zu sehen, bin ich gespannt auf seinen Nachfolger. Und der feierte im Mai in Cannes seine Premiere und wurde hoch gelobt. Sein iPhone hat Baker jedoch gegen eine 35mm-Kamera ausgetauscht. Ich glaube, diesen Film sollte man keinesfalls verpassen.

Der kürzlich verstorbene Harry Dean Stanton ist beim Filmfest Hamburg in LUCKY (USA 2017) in seiner letzten Rolle zu sehen. Allein, um den letzten Auftritt dieses großen Darstellers erleben zu können, sollte es einen ins Kino beim Filmfest Hamburg ziehen. LUCKY wird das Filmfest als Liebeserklärung an das Leben am 5.10. im CinemaxX 1 eröffnen, dafür dürfte es allerdings kaum noch Karten geben. Der Film hat jedoch zwei weitere Termine, und zwar ebenfalls am 5.10. im CinemaxX 2 sowie am 6.10. im Passage. Der Regisseur John Carroll Lynch (bisher als Schauspieler bekannt) wird bei allen drei Vorführungen seines Filmes vorbeischauen.  

Wesentlich düsterer als in LUCKY oder FLORIDA PROJECT geht es in Stephan Komandarevs DIRECTIONS (Bulgarien 2017) zu, der am 9.10. und am 12.10. gezeigt wird. Beim Filmfest Hamburg 2016 war mit GODLESS von Ralitza Petrova ein bulgarisches Drama mein persönlicher Lieblingsfilm und ich bin sehr gespannt auf Komandarevs Episodenfilm DIRECTIONS

Filmfestivals sind ja auch immer hervorragende Gelegenheiten, Filme anzusehen, die man möglicherweise sonst nie wird sehen können. Zwar zeigt das Filmfest Hamburg auch George Clooneys (nein, er wird nicht zu Gast sein) aktuelle Regiearbeit SUBURBICON mit Matt Damon und Julianne Moore, aber möglicherweise fasziniert einen ein Film wie Karim Moussaouis UNTIL THE BIRDS RETURN (Frankreich/Algerien, am 8.10. und 10.10.), der in drei Geschichten aus Algerien ein Land auf der Suche zeigt, viel mehr als ein Clooney-Film. 

Der französische Regisseur François Ozon hat mit FRANTZ einen meiner Lieblingsfilme des Jahres 2016 gedreht, jetzt wird er seinen erotischen Psychothriller L’AMANT  DOUBLE zusammen mit dem Darsteller Jérémie Renier am 10.10.und 13.10. persönlich in Hamburg vorstellen. 

Die Hamburger Produktionsfirma TamTam Film hat so wundervolle Filme wie den Kurzfilm BEIGE, die Kiezdoku MANCHE HATTEN KROKODILE und Max Zähles SCHROTTEN produziert (alle drei konnten wir in unserer Filmreihe DaF im METROPOLIS Kino präsentieren), jetzt sind Dirk Decker und Andrea Schütte mit der dänisch-deutschen Koproduktion LETTERS FOR AMINA (6.10. und 8.10.) beim Filmfest Hamburg vertreten. Am 6.10. werden sie mit dem Film, dem dänischen Regisseur Jacob Bitch und den dänischen Produzentinnen Brigitte Skov und Signe Leick Jensen im CinemaxX 8 zu Gast sein. 

Wer eine Fremdsprache lernt oder unterrichtet, wie wir es hauptberuflich tun, oder wer einfach einen Film genießen möchte, der ein raffiniertes Spiel mit dem Erlernen des Konditionalis im Spanischen und Zukunftsoptionen einer jungen Chinesin in Argentinien darstellt, der sollte sich ein Ticket für Nele Wohlatz‘ THE FUTURE PERFECT (8.10. und 10.10.) besorgen. 

Der chinesische Künstler Ai Weiwei, der mittlerweile in Berlin lebt, hat auf einer einjährigen Reise durch 23 Länder viele Menschen getroffen, die ihre Heimat wegen eines Krieges oder Elends verlassen mussten. In seinem Dokumentarfilm HUMAN FLOW (10.10. und 14.10.)  lässt er sie zu Wort kommen und stellt sie stellvertretend für die 65 Millionen vor, die sich derzeit auf der Flucht befinden. 

Im letzten Jahr verstarb mit Abbas Kiarostami einer der bedeutendsten iranischen Regisseure. Sein letztes Werk 24 FRAMES (Iran/Frankreich, am 6.10. und 8.10.) konnte er nicht mehr selbst fertigstellen, das übernahm sein Sohn Ahmad, sodass es nun die Möglichkeit gibt, noch einmal die große Kunst dieses Filmemachers auf sich wirken zu lassen. 

Wir schließen unsere Tipps mit einem anderen Großen, allerdings einem Großen der Musik. Der Regisseur Eugene Jarecki ist im Rolls Royce von Elvis Presley quer durch die USA gefahren und hat Fans des King of Rock‘n Roll (u.a. Ethan Hawke, Ashton Kutcher und Alec Baldwin) über Elvis und das Leben in den USA 40 Jahre nach dessen Tod sprechen lassen. Sein Dokumentarfilm PROMISED LAND: KING OF AMERICA ist eine Bestandsaufnahme der besonderen Art.  

Wir hoffen, wir konnten das Interesse für das Filmfest Hamburg und den einen oder anderen Film wecken und wünschen ein sehr schönes (das können wir eigentlich schon garantieren) und erfolgreiches Festival! Bis bald im Kino!

Mittwoch, 20. September 2017

3. Hamburger Stummfilmtage im METROPOLIS Kino



Am 21.9. starten im METROPOLIS Kino die 3. Hamburger Stummfilmtage, die in diesem Jahr unter dem Motto IMAGINING OCTOBER stehen und anlässlich 100 Jahre Oktoberrevolution und 60 Jahre Städtepartnerschaft Leningrad/St. Petersburg – Hamburg stattfinden. Sie werden in Kooperation mit der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein und der Landeszentrale für politische Bildung veranstaltet. Neun Filme der 1920er und 1930er Jahre mit Live-Musikbegleitung stehen auf dem Programm. 

Vor 100 Jahren, im Oktober 1917, begann mit dem Sturm auf das Winterpalais in St. Petersburg die Russische Revolution. Auch im Film wurde das Thema „Revolution“ aufgegriffen und das Bild eines Neuen Menschen kreiert, ein Übermensch, der dem Kollektiv dient, oder, wie Leo Trotzki es 1923 formulierte: „Der Mensch wird unvergleichlich viel stärker, klüger, feiner werden.“

Das sowjetische Kino bildete dabei weniger die Realität als vielmehr den utopischen sozialistischen Traum ab. Das METROPOLIS Kino zeigt Klassiker der Sowjetavantgarde und Raritäten durch Live-Musik und Einführungen von Thomas Tode begleitet.

BETT UND SOFA (Tretja meschtschanskaja, SU 1926) eröffnet am 21.9. um 19.00 Uhr die Stummfilmtage. Das Gitarrenorchester Gilbert Couché wird die Filmvorführung musikalisch begleiten. 

Weitere Highlights der Stummfilmtage sind u.a.: AELITA: DIE REISE ZUM MARS (SU 1924, Jakow Protasanow) mit Live-Musik vom Adventure Orchestra of Interplanetary Passion am 25.9. (20.00), BRÜDER (D 1929, Werner Hochbaum) mit Live-Musik von Hans-Christoph Hartmann (Saxophon) und Krischa Weber (Cello) am 22.9. (20.00), OKTOBER (SU 1928, Sergei Eisenstein) live begleitet von Marie Luise Bolte am Klavier am 23.9. (20.00) sowie IM FRÜHLING (SU 1929/30, Michail Kaufman) mit Live-Musik von Helgoland + Nathurn Stak am 26.9. (20.00).


Infos zum gesamten Programm findet man hier auf der Webseite des Kinos. 

Karten für die Stummfilmtage kann man online oder direkt an der Kinokasse erhalten.Der Eintritt kostet jeweils 10€ und 7€ für Mitglieder der Kinemathek Hamburg. Sehr empfehlenswert ist übrigens die 5er-Karte für 25 €, die jedoch ausschließlich an der Kinokasse erworben werden kann.
Der Eintritt für die Veranstaltung mit Tuten & Blasen am 24.9. beträgt 15 €  bzw. 10 €.

Wir empfehlen unbedingt den einen oder anderen Besuch und wünschen schöne und erfolgreiche Stummfilmtage! 

Einen sehr lesenswerten Artikel über Sergei Eisenstein mit interessanten Hintergrundinformationen gibt es hier bei ZEIT ONLINE.