Städtische
Sommernacht
Unten macht sich aller Abend grauer,
und das ist schon Nacht, was da als lauer
Lappen sich um die Laternen hängt.
Aber höher, plötzlich ungenauer,
wird die leere leichte Feuermauer
eines Hinterhauses in die Schauer
einer Nacht hinaufgedrängt,
welche Vollmond hat und nichts als Mond.
Und dann gleitet oben eine Weite
weiter, welche heil ist und geschont,
und die Fenster an der ganzen Seite
werden weiß und unbewohnt.
Rainer Maria Rilke
und das ist schon Nacht, was da als lauer
Lappen sich um die Laternen hängt.
Aber höher, plötzlich ungenauer,
wird die leere leichte Feuermauer
eines Hinterhauses in die Schauer
einer Nacht hinaufgedrängt,
welche Vollmond hat und nichts als Mond.
Und dann gleitet oben eine Weite
weiter, welche heil ist und geschont,
und die Fenster an der ganzen Seite
werden weiß und unbewohnt.
Rainer Maria Rilke
Abseits
Es ist so still; die
Heide liegt
Im warmen Mittagssonnenstrahle,
ein rosenroter Schimmer fliegt
Um ihre alten Gräbermale;
Die Kräuter blühn; der Heideduft
Steigt in die blaue Sommerluft.
Im warmen Mittagssonnenstrahle,
ein rosenroter Schimmer fliegt
Um ihre alten Gräbermale;
Die Kräuter blühn; der Heideduft
Steigt in die blaue Sommerluft.
Laufkäfer hasten
durchs Gesträuch
In ihren goldnen Panzerröckchen.
Die Bienen hängen Zweig um Zweig
Sich an der Edelheide Glöckchen,
Die Vögel schwirren aus dem Kraut -
Die Luft ist voller Lerchenlaut.
In ihren goldnen Panzerröckchen.
Die Bienen hängen Zweig um Zweig
Sich an der Edelheide Glöckchen,
Die Vögel schwirren aus dem Kraut -
Die Luft ist voller Lerchenlaut.
Ein halbverfallen,
niedrig Haus
Steht einsam hier und sonnbeschienen,
Der Kätner lehnt zur Tür hinaus,
Behaglich blinzelnd nach den Bienen;
Sein Junge auf dem Stein davor
Schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr.
Steht einsam hier und sonnbeschienen,
Der Kätner lehnt zur Tür hinaus,
Behaglich blinzelnd nach den Bienen;
Sein Junge auf dem Stein davor
Schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr.
Kaum zittert durch
die Mittagsruh
Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten;
Dem Alten fällt die Wimper zu,
Er träumt von seinen Honigernten.
-Kein Klang der aufgeregten Zeit
Drang noch in diese Einsamkeit.
Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten;
Dem Alten fällt die Wimper zu,
Er träumt von seinen Honigernten.
-Kein Klang der aufgeregten Zeit
Drang noch in diese Einsamkeit.
Theodor
Storm
Blumen sehet ruhig sprießen
Blumen sehet ruhig sprießen,
reizend euer Haupt umzieren.
Früchte wollen nicht verführen,
kostend mag man sie genießen.
Bieten bräunliche Gesichter
Kirschen, Pfirsiche, Königspflaumen.
Kauft! denn gegen Zung und Gaumen
hält sich Auge schlecht als Richter.
Kommt, von allerreifsten Früchten
mit Geschmack und Lust zu speisen.
Über Rosen lässt sich dichten,
in die Äpfel muß man beißen.
Sei's erlaubt, uns anzupaaren
eurem reichen Jugendflor,
und wir putzen reifer Waren
Fülle nachbarlich empor.
Unter lustigen Gewinden,
in geschmückter Lauben Bucht,
alles ist zugleich zu finden:
Knospe, Blätter, Blume, Frucht.
Blumen sehet ruhig sprießen,
reizend euer Haupt umzieren.
Früchte wollen nicht verführen,
kostend mag man sie genießen.
Bieten bräunliche Gesichter
Kirschen, Pfirsiche, Königspflaumen.
Kauft! denn gegen Zung und Gaumen
hält sich Auge schlecht als Richter.
Kommt, von allerreifsten Früchten
mit Geschmack und Lust zu speisen.
Über Rosen lässt sich dichten,
in die Äpfel muß man beißen.
Sei's erlaubt, uns anzupaaren
eurem reichen Jugendflor,
und wir putzen reifer Waren
Fülle nachbarlich empor.
Unter lustigen Gewinden,
in geschmückter Lauben Bucht,
alles ist zugleich zu finden:
Knospe, Blätter, Blume, Frucht.
Johann Wolfgang von Goethe
In seinem Garten wandelt er allein
In seinem Garten
wandelt er allein;
In alle Bäume gräbt er immer wieder
Gedankenschwer den einz'gen Namen ein,
Und in dem Namen klagen seine Lieder.
In alle Bäume gräbt er immer wieder
Gedankenschwer den einz'gen Namen ein,
Und in dem Namen klagen seine Lieder.
Sanft blaut der
Himmel, milde Rosen webt
Die Sommerzeit durch mächt'ge Blättermassen.
Er schaut sie nicht; die Zeit, in der er lebt,
Ist alt, verblüht, von allen längst verlassen.
Die Sommerzeit durch mächt'ge Blättermassen.
Er schaut sie nicht; die Zeit, in der er lebt,
Ist alt, verblüht, von allen längst verlassen.
Theodor
Storm
Der Schmetterling
Der Schmetterling
ist in die Rose verliebt,
Umflattert sie tausendmal,
Ihn selber aber, goldig zart,
Umflattert der liebende Sonnenstrahl.
Jedoch, in wen ist die Rose verliebt?
Das wüßt ich gar zu gern.
Ist es die singende Nachtigall?
Ist es der schweigende Abendstern?
Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt;
Ich aber lieb euch all':
Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,
Abendstern und Nachtigall.
Umflattert sie tausendmal,
Ihn selber aber, goldig zart,
Umflattert der liebende Sonnenstrahl.
Jedoch, in wen ist die Rose verliebt?
Das wüßt ich gar zu gern.
Ist es die singende Nachtigall?
Ist es der schweigende Abendstern?
Ich weiß nicht, in wen die Rose verliebt;
Ich aber lieb euch all':
Rose, Schmetterling, Sonnenstrahl,
Abendstern und Nachtigall.
Heinrich
Heine
Im Sommer
In Sommerbäder
Reist jetzt ein jeder
Und lebt famos.
Der arme Dokter,
Zu Hause hockt er
Patientenlos.
Reist jetzt ein jeder
Und lebt famos.
Der arme Dokter,
Zu Hause hockt er
Patientenlos.
Von Winterszenen,
Von schrecklich schönen,
Träumt sein Gemüt,
Wenn, Dank der Götter,
Bei Hundewetter
Sein Weizen blüht..
Von schrecklich schönen,
Träumt sein Gemüt,
Wenn, Dank der Götter,
Bei Hundewetter
Sein Weizen blüht..
Wilhelm Busch
Gleich
und gleich
Ein
Blumenglöckchen
Vom Boden hervor
War früh gesprosset
In lieblichem Flor;
Vom Boden hervor
War früh gesprosset
In lieblichem Flor;
Da kam ein
Bienchen
Und
naschte fein: -
Die müssen wohl beide
Füreinander sein.
Die müssen wohl beide
Füreinander sein.
Johann
Wolfgang von Goethe
Sommer
Am Abend schweigt die Klage
Des Kuckucks im Wald.
Tiefer neigt sich das Korn,
Der rote Mohn.
Des Kuckucks im Wald.
Tiefer neigt sich das Korn,
Der rote Mohn.
Schwarzes Gewitter
droht
Über dem Hügel.
Das alte Lied der Grille
Erstirbt im Feld.
Über dem Hügel.
Das alte Lied der Grille
Erstirbt im Feld.
Nimmer regt sich das
Laub
Der Kastanie.
Auf der Wendeltreppe
Rauscht dein Kleid.
Der Kastanie.
Auf der Wendeltreppe
Rauscht dein Kleid.
Stille leuchtet die
Kerze
Im dunklen Zimmer;
Eine silberne Hand
Löschte sie aus;
Im dunklen Zimmer;
Eine silberne Hand
Löschte sie aus;
Windstille,
sternlose Nacht .
Georg
Trakl