„Im Kino hebt man den Kopf, beim Fernsehen senkt man ihn.“ Jean-Luc Godard
Und
das Programm des Metropolis-Kinos bietet auch im Juli viel Filmisches zum
Nachdenken, Diskutieren, Erinnern, aber auch zum Genießen.
An
unserem Kinoabend DaF: Deutsch als Fremdsprache – Deutsch als Filmsprache
kommt am 17. Juli noch das Gruseln hinzu, beim schaurig-schönen Mystery-Thriller DU HAST ES VERSPROCHEN,
dem Debütfilm der jungen Regisseurin Alex Schmidt. Der Lohn für ihre Arbeit war
eine Einladung zu den Internationalen Filmfestspielen von Venedig 2012, wo DU HAST
ES VERSPROCHEN seine Uraufführung erleben durfte.
„Autorenfilm
trifft Horror: Du hast es versprochen
Mit »Du
hast es versprochen« ist Alex Schmidt zusammen mit ihrem Co-Autor Valentin
Mereutza ein exzellenter Autorenfilm gelungen, der souverän mit allen Klischees
des Genres Horrorfilm spielt und sie mit psychologischen Elementen vermischt.“
Kriminetz.de
Mehr zum
Film inklusive Trailer gibt es hier in unserem Blogpost: Blogpost DU HAST ES VERSPROCHEN
Deutschsprachiges
Kino aus der DDR zeigt das Metropolis im Juli mit acht DDR-Filmproduktionen aus
den Jahren 1960 bis 1977 mit Armin Müller-Stahl, der mehrfach zum
beliebtesten Schauspieler der DDR gewählt wurde. Im Programm des Metropolis
sind u.a. NACKT UNTER WÖLFEN (1962) und DIE FLUCHT (1977). Die Termine der
Vorführungen sind über den gesamten Juli verteilt. Heimat METROPOLIS
Für die
Vorführung von Filmen in memoriam bieten sich im Juli-Programm gleich zwei
traurige Anlässe. Am 07. Mai dieses
Jahres verstarb der Trickspezialist und Animationspionier Ray Harryhausen im Alter von 92
Jahren. Die von Harryhausen zur Perfektion gebrachte Stop-Motion-Technik war
lange Zeit die bedeutendste Technik für Spezialeffekte in Filmen und wurde bis
in die 80er Jahre eingesetzt. Das Metropolis zeigt fünf Filme, an denen
Harryhausen mitwirkte, u.a. SINDBADS GEFÄHRLICHE ABENTEUER (USA 1973) sowie
JASON AND THE ARGONAUTS (USA/GB 1963).
„I had to learn to do everything because I couldn't find another kindred
soul. Now you see eighty people listed doing the same things I was doing by
myself.“ Ray Harryhausen
Ein kleines Ray-Harryhausen-Tribute kann man hier
genießen. Auf ewig unvergessen bleibt wohl die Kampfszene der lebenden Skelette
im Film JASON AND THE ARGONAUTS:
Mit Horst
Königstein verstarb am 12. Mai ein weiterer Filmpionier. Zu Ehren
Königsteins, der als Pionier des Doku-Dramas gilt, zeigt das Metropolis im Juli
zehn Filme der britischen Schauspielerin Rita Tushingham in der RITA TUSHINGHAM-Werkschau. Königstein besetzte
Rita Tushingham u.a. in den Filmen HARD DAYS, HARD NIGHTS (1989) und NÄCHTE MIT
JOAN (1990). Beide Filme sind in der Werkschau enthalten. Eröffnet wird die
Werkschau am 19.07. um 19.00 Uhr mit HARD DAYS, HARD NIGHTS. Rita Tushingham
wird bei dieser und weiteren Veranstaltungen zu Gast sein.
Die Zeitung JUNGE WELT am 18.05.2013 zum Tod
von Horst Königstein: „Der gute Geist - Neue Sensibilität, ein Leben lang. Horst Königstein
ist tot“
„Königstein
fühlte sich wohl bei und in seiner Arbeit. Anders ist es nicht zu erklären,
dass er den NDR nicht als träge, widerständige Institution, sondern so lange
als nützliche Plattform aufgefasst hat. Davon gibt noch die Rede Auskunft, die
er dort anlässlich seines Abschieds 2010, nach über 30 Jahren, hielt. Der NDR,
rief Königstein dabei aus, sei »die letzte DDR auf deutschem Boden«. Er meinte
damit nicht nur eine bestimmte Unbeweglichkeit, die Nerven kosten und
Karriereschritte rückgängig machen kann, sondern ebenso einen Ort, der seinen
künstlerischen Ansatz schützte. Am vergangenen Sonntag ist Horst Königstein mit
67 Jahren gestorben. Es lohnt sich, alle seine Filme anzusehen. Wirklich:
alle.“
Am 05.07. um 19.00 Uhr zeigen Studierende der Medientechnik an der HAW
Hamburg in sechs Kurzfilmen das Ergebnis des Kurses CAMERA ACTING unter dem Titel HOTEL MAKABURI. Und es klingt spannend.
In Kooperation mit einer
anderen Hochschule, der HfbK,
bietet das Metropolis seit einigen Monaten DER AVANTGARDE
DIE LEINWAND. Im
Juli geschieht das gleich zweimal: Am 02.07. um 19.00 Uhr mit Barbara Lodens einzigem Spielfilm WANDA
(USA 1970), einem
sozialkritischem Drama und Roadmovie, Eine Filmbesprechung, die einen Besuch
dieser Filmveranstaltung fast zwingend erscheinen lässt, gibt es bei der
Filmzentrale: filmzentrale
Auszug:
„WANDA, das ist kein verlogenes Aushängeschild irgendeines ideologisierten
Feminismus. WANDA ist eher eine offene Wunde, die bis zum Schluss nicht
verheilt.“
Am 09.07.
gibt es unter dem Titel TRANSCENDENCE OF TRANSGRESSION vier Kurzfilme
der Filmemacher Kenneth Anger (FIREWORKS,
USA 1947), Richard Kern (YOU KILLED ME
FIRST, USA 1985 + FINGERD, USA
1986) sowie Jack Smith (FLAMING
CREATURES, USA 1963). Richard Kern ist der wohl bekannteste Vertreter des
CINEMA OF TRANSGRESSION, das in seinen radikalen Filmen bewusst auf Schock,
Provokation, Konfrontation setzt und in der Tradition von Filmemachern wie
Kenneth Anger und Jack Smith steht.
Das Video zum Song DEATH VALLEY 69 der New Yorker Band SONIC YOUTH wurde
von Richard Kern gedreht. Es ist nicht unbedingt jugendfrei ….
„We propose that all film schools be blown up and all
boring films never be made again.“ Nick
Zedd im Cinema of Transgression Manifesto
Auch die Filmreihe DOKART ist im Juli wieder mit zwei Filmen vertreten:Am 03.07. um 21.15 Uhr mit DER GEWÖHNLICHE
FASCHISMUS von Michail
Romm (UDSSR 1965), der der Frage
nachgeht, wie es zum Hitler-Faschismus kommen konnte. Der Film gilt noch bis
heute als eine der zentralen
filmischen Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust. Romm nutzte für seinen Dokumentarfilm historisches
Bildmaterial aus zwei Millionen Metern Film, die 1945 von der Roten
Armee aus den Beständen des Reichsfilmarchivs konfisziert worden waren.
Am 31.07. präsentiert DOKART Volker Koepps Film HERR ZWILLING UND FRAU ZUCKERMANN aus dem Jahr 1999, der sich dem Mythos Czernowitz,, einer Stadt im Westen der Ukraine, einst Zentrum
jüdischer Kultur in der Bukowina, widmet.
Mehr zur Filmreihe DOKART: DokART
US-amerikanische
Filme, deren Macher ab Ende der 60er Jahre antraten, um das traditionelle Hollywood-Kino zu
modernisieren, laufen unter der Bezeichnung NEW HOLLYWOOD. Ihnen gemein ist eine gesellschaftskritische Grundhaltung
und in ihrem Mittelpunkt stehen häufig Außenseiter, denen nur selten ein Happy
End beschieden ist. Filmisch jedoch handelt es sich um exzellentes amerikanisches
Autorenkino, dem das Metropolis im Juli einen angemessenen Raum bietet.
Dabei ist auch
Terrence Malicks Erstlingswerk BADLANDS
aus dem Jahr 1973, über das die New York Times schrieb: „Badlands is a most important and exciting film“. Schön, diesen Film endlich wieder einmal auf der
großen Leinwand sehen zu können! (Mehrere Termine
Ende Juli)
Weitere Filme des NEW HOLLYWOOD im Juli-Programm des Metropolis: DIE REIFEPRÜFUNG (USA 1967, Regie: Mike
Nichols), KID BLUE (USA 1973, Regie:
James Frawley), MIDNIGHT COWBOY (USA
1969, Regie: John Schlesinger), FIVE
EASY PIECES (USA 1970, Regie: Bob Rafelson), M*A*S*H (USA 1969, Regie: Robert Altman), KLUTE (USA 1971, Regie: Alan J. Pakula) sowie WHAT`S UP, DOC? (USA 1972, Regie: Peter Bogdanovich). Unter den
Darstellern gibt es ein Wiedersehen mit u.a. Jane Fonda, Jack Nicholson, Donald
Sutherland, Dustin Hoffman, Dennis Hopper und Martin Sheen.
Unser letzter Hinweis gilt der Retrospektive des Regisseurs,
Autors, Produzenten und Schauspielers SEIJUN SUZUKI,
dem exzentrischen Visionär des japanischen Kinos, der Filmemacher
wie Quentin Tarantino und Jim Jarmusch beeinflusste. Das Metropolis hat zehn
Filme Suzukis im Programm, darunter auch BRANDED TO KILL aus dem Jahr 1967,
der Jim Jarmusch zu seinem Film GHOST DOG inspirierte.
Das waren
unsere Tipps für einen „heißen“ Kinomonat. Das komplette Programm des
Metropolis-Kinos mit allen Terminen findet man hier: Heimat METROPOLIS
Wir
wünschen viele wundervolle Kinostunden!