Rainer Maria Rilke – Will dir den Frühling
zeigen
Will dir den Frühling
zeigen,
der hundert Wunder
hat.
Der Frühling ist waldeigen
und kommt nicht in die Stadt.
Der Frühling ist waldeigen
und kommt nicht in die Stadt.
Nur die weit aus den
kalten
Gassen zu zweien gehn
und sich bei den Händen halten -
dürfen ihn einmal sehn.
Gassen zu zweien gehn
und sich bei den Händen halten -
dürfen ihn einmal sehn.
Arno Holz - Mählich durchbrechende Sonne
Schönes
grünes, weiches
Gras.
grünes, weiches
Gras.
Drin
liege ich.
Inmitten goldgelber
Butterblumen!
liege ich.
Inmitten goldgelber
Butterblumen!
Über mir ... warm ...
der Himmel:
Ein
weites, schütteres,
lichtwühlig, lichtblendig, lichtwogig
zitterndes
Weiß,
das mir die
Augen
langsam ... ganz ... langsam
schließt.
Ein
weites, schütteres,
lichtwühlig, lichtblendig, lichtwogig
zitterndes
Weiß,
das mir die
Augen
langsam ... ganz ... langsam
schließt.
Wehende ... Luft ...
kaum merklich
ein Duft, ein
zartes . . . Summen.
ein Duft, ein
zartes . . . Summen.
Nun
bin ich fern
von jeder Welt,
ein sanftes Rot erfüllt mich ganz, und
deutlich . . . spüre ich . . . wie die
Sonne
mir durchs Blut
rinnt.
bin ich fern
von jeder Welt,
ein sanftes Rot erfüllt mich ganz, und
deutlich . . . spüre ich . . . wie die
Sonne
mir durchs Blut
rinnt.
Minutenlang.
Versunken
alles . . . Nur noch
ich.
alles . . . Nur noch
ich.
Selig!
Heinrich Heine – Leise zieht durch mein
Gemüt
Leise zieht durch
mein Gemüt
liebliches Geläute,
klinge, kleines Frühlingslied,
kling hinaus ins Weite.
liebliches Geläute,
klinge, kleines Frühlingslied,
kling hinaus ins Weite.
Zieh´ hinaus bis an
das Haus,
wo die Veilchen sprießen;
wenn du eine Rose schaust,
sag´, ich lass sie grüßen.
wo die Veilchen sprießen;
wenn du eine Rose schaust,
sag´, ich lass sie grüßen.
Clemens Brentano – Dein Lied erklang
Dein Lied erklang,
ich habe es gehöret
Wie durch die Rosen
es zum Monde zog.
Den Schmetterling,
der bunt im Frühling flog
Hast du zur frommen
Biene bekehret.
Zur Rose ist mein
Drang
seit nur dein Lied erklang.
seit nur dein Lied erklang.
Friedrich Schiller – Frühlingsgedicht
Willkommen, schöner
Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!
Ei! ei! da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön!
Und freun wir uns so herzlich,
Entgegen dir zu gehn.
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!
Ei! ei! da bist ja wieder!
Und bist so lieb und schön!
Und freun wir uns so herzlich,
Entgegen dir zu gehn.
Denkst auch noch an
mein Mädchen?
Ei, Lieber, denke doch!
Dort liebte mich das Mädchen,
Und 's Mädchen liebt mich noch!
Ei, Lieber, denke doch!
Dort liebte mich das Mädchen,
Und 's Mädchen liebt mich noch!
Fürs Mädchen manches
Blümchen
Erbat ich mir von dir -
Ich komm' und bitte wieder,
Und du? - du gibst es mir?
Erbat ich mir von dir -
Ich komm' und bitte wieder,
Und du? - du gibst es mir?
Willkommen, schöner
Jüngling!
Du Wonne der Natur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!
Mit deinem Blumenkörbchen
Willkommen auf der Flur!
Georg Trakl – Im Frühling
Leise sank von
dunklen Schritten der Schnee,
Im Schatten des Baums
Heben die rosigen Lider Liebende.
Im Schatten des Baums
Heben die rosigen Lider Liebende.
Immmer folgt den
dunklen Rufen der Schiffer
Stern und Nacht;
Und die Ruder schlagen leise im Takt.
Stern und Nacht;
Und die Ruder schlagen leise im Takt.
Balde an verfallener
Mauer blühen
Die Veilchen,
Ergrünt so stille die Schläfe des Einsamen.
Die Veilchen,
Ergrünt so stille die Schläfe des Einsamen.
Johann Wolfgang von Goethe – Frühling über`s
Jahr
Das Beet schon
lockert
Sich's in die Höh'
Da wanken Glöckchen
So weiß wie Schnee;
Safran entfaltet
Gewaltg'e Glut,
Smaragden keimt es
Und keimt wie Glut.
Primeln stolzieren
So naseweis,
Schalkhafte Veilchen
Versteckt mit Fleiß;
Was auch noch alles
Da regt und webt,
Genug, der Frühling
Er wirkt und lebt.