Ein Blog vom Filmteam Colón des Colón Language Centers Hamburg (Deutschland). Schwerpunkt: Kino in Hamburg, deutschsprachiger Film, Filmreihe DaF: Deutsch als Fremdsprache - Deutsch als Filmsprache (einmal monatlich im Metropolis-Kino Hamburg)
Vor 100 Jahren (29.4.1917) wurde die Avantgarde-Regisseurin
Maya Deren geboren. Ihr erster Film MESHES OF THE AFTERNOON (USA 1943), gedreht
mit einer 16-mm-Kamera, sollte zu ihrem bedeutendsten werden und beeinflusste
die Entwicklung des Experimentalfilms maßgeblich.
„Nach 13 Minuten hat man den Triumph des Films als
Kunst hinter sich. Maya Derens Film ist ein enigmatisches Meisterwerk durch und
durch. Die innovativ gestalteten Bilder, düster und irritierend, und die
fantastische Montage, die sämtliche Grenzen der Logik und des Verstandes einrennt,
fügen sich zu einem brillant funktionierenden Film zusammen, der meditativ und
hochgradig lyrisch wirkt. "Meshes of the Afternoon" ist mit
Sicherheit eines der schönsten, herausfordernsten Stücke Film aller Zeiten, ein
surreales, verstandbeugendes Gedicht.“ Björn Last, Filmzentrale
Weitere
Infos zum filmischen Werk von Maya Deren gibt es beim BFIund bei Senses Of Cinema.
Wer 66 KINOS verpasst hat und gern ansehen
möchte, dem sei ein Besuch im Hamburger Lichtmess-Kino empfohlen. Dort wird der
Film am 22.6.2017 (20:00) im Rahmen der altonale gezeigt. Sehr
empfehlenswert!
Jetzt bräuchte man noch eine Liste mit allen
von Hartmann während seiner Kinotour besuchten Kinos und dann könnte die eigene
Reise durch Deutschlands vielseitige Kinolandschaft losgehen.
Viel mehr zu 66 KINOS
erfährt man auf der Film-Webseite.
Auf einen weiteren Dokumentarfilm über die Magie
des Kinos und die Passion der Kinobetreiber und Kinobesucher darf man sich auch
schon freuen. Am 19.5. (19:00) zeigt das METROPOLIS beim Finnland-ForumJouko
Aaltonens TEMPLES OF DREAMS (Finnland 2015, Originaltitel TUNTEIDEN TEMPPELIT).
“Synopsis: Beautiful and funny
stories from old and new cinemas. Watching films in cinemas is loaded with
strong feelings and powerful memories, erotic encounters, laughter, anger and
sorrow - any possible human emotion is only ordinary in these Temples of
Dreams. Film also tells about experiences of old projectionists and cinema
owners in the era when film changes into digital bytes. A documentary about the
common viewing experience, as told by a mixed group of people who feel
passionate about film.” ILLUME
Am 10. Mai 2017
(19.00) in unserer Filmreihe DaF im METROPOLIS Kino: LenaLove,
Florian Gaags spannender Thriller, der in die Welt der Sozialen Medien und
Chats eintaucht und das Thema Cybermobbing in den Blick rückt.
In einer visuellen Achterbahnfahrt erzählt der Film die Geschichte
der 16-jährigen Lena (Emilia Schüle), die in eine Social-Network-Beziehung
entflieht, als sich ihre beste Freundin Nicole (Kyra Sophia Kahre) und ihr
Schwarm Tim (Jannik Schümann) von ihr abwenden. Sie weiß nicht, wer die
Chat-Bekanntschaft zu diesem Noah, der so viel Verständnis für sie und ihre
Probleme aufbringt, eingefädelt hat. Und als es zum realen Treffen mit Noah
kommt, verschwindet Lena danach spurlos.
Kommentar
der Produzenten Tatjana Bonnet und Viktor Jakovleski:
„Vor dem Computerbildschirm scheinen Hemmschwellen und moralische
Bedenken endgültig zu verschwinden. Viele Menschen sind im Netz zügelloser und
haben einen direkten und unmittelbaren Zugang zum ausgewählten Opfer. Sich
schnell verbreitende Beleidigungen in Form von Posts und Kommentaren verbreiten
sich in ungeheurem Tempo. Vor allem in den USA, Japan und Großbritannien, aber
auch zunehmend in Deutschland, häufen sich Fälle von Internetmobbing in
ungeheurem Ausmaß. In Deutschland werden jede Woche schätzungsweise 500.000
Schüler gemobbt, fast jedes dritte Schulkind. Nach einer bundesweiten
Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse gaben 32 Prozent der jungen
Menschen zwischen 14 und 20 Jahren an, schon einmal im Internet beleidigt,
bedroht oder verleumdet worden zu sein. Jeder Zehnte hat nach eigenen Angaben
bereits selbst im Internet gemobbt – und jeder Fünfte hält es für
wahrscheinlich, selber Täter zu werden. Die Folgen sind gravierend: Es gab
erste Fälle gerichtlicher Verurteilungen aufgrund von Cyber-Mobbing. Es sind
Präzedenzfälle, die das Verhalten und die Regeln im Internet bereits geprägt
haben. Es gibt mittlerweile Internetseiten und -Kampagnen, die vor Cybermobbing
warnen und aufklären. Endlich werden auch die Sozialen Netzwerk-Betreiber
vermehrt aktiv und gehen gegen Mobbing im Internet vor.”
„Regisseur
Florian Gaag hat sich nach seinem Debüt »Wholetrain«
(2006), der in der Graffitiszene spielte, nun der Welt der sozialen Netzwerke
zugewandt und erzählt eine komplex verwobene Geschichte dreier Familien. Er
zeigt die Macht von Zufällen und wie leicht aus einem bösen Streich blutiger
Ernst werden kann. Geschickt verbindet er die Figuren miteinander, sodass aus
dem moralischen Schuld-und-Sühne-Konzept ein differenzierter Film wird, der in
erster Linie zum Nachdenken anregt. Banaler Ehebruch, verkanntes Talent,
Wohlstandsverwahrlosung, Eifersucht und bittere Enttäuschung bilden den
Hintergrund für einen ebenso spannenden wie kunstvoll gestalteten Film, der
mehr will als nur unterhalten.“ epd Film
LENALOVE
ist ein ungemein kraftvoller Film, der ohne erhobenen Zeigefinger für die
Zielgruppe relevante Themen aufarbeitet und auf Gefahren hinweist. Spannend,
herausfordernd und von hoher Relevanz. Deutsche Film- und Medienbewertung
(FBW), Prädikat BESONDERS WERTVOLL
„Mit
allerlei überraschenden Wendungen samt visuellem Einfallsreichtum wird der
Spannungsbogen souverän gehalten.“ Programmkino
„Eine
Schülerin, die sich verlassen fühlt, im Internet nach Kontakten sucht und zum
Opfer von Cybermobbing wird: Regisseur Florian Gaag packt ein brisantes
aktuelles Thema in einen spannenden Film mit opulenten Bildern.“ Audio:
Gespräch mit dem Regisseur Florian Gaag
Für die Produzentin
Tatjana Bonnet war der Film LenaLove ein Herzensprojekt, das sie unbedingt realisieren
wollte und für dessen Finanzierung sie hart kämpfen musste.
„Wir
haben um den Film kämpfen müssen. Ich war ein Newcomer am Markt, hatte vorher
noch keinen eigenen Film produziert. Wir mussten die Förderer wirklich erst
überzeugen, das Cybermobbing ein Thema ist. Wir wurden gefragt: „Stimmt das?
Haben die Kids heutzutage überhaupt alle ein Handy?“ Ich will da niemandem zu
nahe treten, aber wir mussten sie an die Hand nehmen. Letztendlich wurde er
finanziert, aber wir hatten mit dem Geld zu kämpfen“, berichtet Bonnet von den
Startschwierigkeiten. Ein finanzielles Risiko sei das Herzensprojekt aber
trotzdem: „Wenn der Film floppt, kann das bedeuten, dass wir die Förderung, die
ja nur ausgelegtes Geld ist, nicht zurückzahlen können, wenn der Film nicht
genug Geld wieder einspielt. Wenn der Film dann fliegt, also gut ankommt, kommt
das Geld zurück in den Filmfördertopf. Ich bin aber auch privat beteiligt, mit
einer ganzen Menge Geld. Ich habe jahrelang gespart, um dieses Herzensprojekt
zu realisieren.“ Produzentin Tatjana Bonnet in der Berliner Zeitung
Zusammengestellt
von Regina Nickelsen (Colón Language Center)