Donnerstag, 10. Oktober 2019

Am 13.11.2019 bei DaF im METROPOLIS Kino: DEUTSCHSTUNDE



Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg muss der Jugendliche Siggi Jepsen (Tom Gronau) in einer Besserungsanstalt vor den Toren Hamburgs einen Aufsatz zum Thema „Freuden der Pflicht“ verfassen. Im Unterricht findet er keinen Anfang für seinen Aufsatz, daher wird ihm auferlegt, die Aufgabe in Einzelhaft zu erfüllen. Dort beginnt Siggi zu schreiben, Gegenstand seines Aufsatzes werden die Kindheitserinnerungen an seinen Vater (Ulrich Noethen), einem Dorfpolizisten in Nordfriesland an der Nordseeküste, der während der Zeit des Nationalsozialismus das Malverbot für seinen Jugendfreund Max Ludwig Nansen (Tobias Moretti) überwachen soll und der diese Pflicht gewissenhaft erfüllt und nicht hinterfragt. Als Siggi (Levi Eisenblätter) beginnt, sich auf die Seite des Malers zu stellen und er gar dessen Gemälde versteckt, damit diese nicht beschlagnahmt werden können, gerät er mehr und mehr zwischen die Fronten seines strengen Vaters und des Malers, der ihm wie ein zweiter Vater ist.


Der Film DEUTSCHSTUNDE ist die erste Verfilmung des gleichnamigen Romans von Siegfried Lenz (1968) für das Kino und ein beeindruckendes Drama über den Widerspruch zwischen Pflichterfüllung und Menschlichkeit.

Erinnern möchten wir daran, dass Siegfried Lenz in seinem Roman DEUTSCHSTUNDE die Figur des Malers Max Ludwig Nansen an den expressionistischen Maler Emil Nolde angelehnt hatte, der obgleich seine Gemälde von den Nationalsozialisten als entartet eingestuft wurden, stets Parteimitglied der NSDAP blieb. Nolde selbst gelang es nach dem Zweiten Weltkrieg, sich als Opfer des Nationalsozialismus darzustellen. Als Siegfried Lenz 1968 seinen Roman DEUTSCHSTUNDE veröffentlichte, war ihm Noldes unrühmliche Vergangenheit so sicherlich nicht bewusst. Der Maler Max Ludwig Nansen muss somit sowohl im Roman als auch im Film von Christian Schwochow als rein fiktive Figur eingestuft werden, er entspricht nicht der realen Person Emil Nolde.


Das Schicksal eines einzelnen Malers ist jedoch auch nicht das Thema der DEUTSCHSTUNDE. Vielmehr geht es um die unbedingte und nicht hinterfragte Pflichterfüllung. Schon Immanuel Kant beschrieb in seiner Metaphysik der Sitten die Pflicht als Tugend und die Pflichterfüllung mit Disziplin, Fleiß und Pünktlichkeit gehörte zum preußisch-deutschen Tugendkanon. Den Filmemachern Christian Schwochow (Regie) und Heide Schwochow (Drehbuch) geht es in ihrem Film um die ethisch-moralische Auseinandersetzung mit dem Pflicht- und Verantwortungsbegriff, ein Thema, das keineswegs auf die Vergangenheit beschränkt werden kann.

„Wie der Roman vermittelt auch die Film-"Deutschstunde" eindeutig, wo die "Grenzen der Pflicht" liegen. Die Atmosphäre des Buchs hat Christian Schwochow in wuchtigen Naturbildern eingefangen. Das Psycho-Duell der Schauspiel-Koryphäen ist packend. Bestnote also für seine gelungene Literaturverfilmung." NDR 

Text: Regina Nickelsen (Colón Language Center)


DaF im METROPOLIS Kino Hamburg am 13.11.2019 (19:15):

DEUTSCHSTUNDE
Deutschland 2019
Regie: Christian Schwochow
Lauflänge: 125 Min.
Trailer und Fotos: © Wild Bunch Germany