Dienstag, 29. April 2014

Das #METROPOLIS #Kino #Hamburg im Mai 2014 – Unsere Tipps zum Programm

Der Mai 2014, ein Monat voller filmischer Highlights im METROPOLIS, wenngleich die Brian-De-Palma-Reihe, die drei Monate begeistert, unterhalten und auch vorzüglich über das Werk De Palmas informiert hat, nun leider vorbei ist. Wir möchten aber an dieser Stelle nochmals die Gelegenheit nutzen, uns beim Bizarre Cinema Team um Volker Hummel und beim METROPOLIS für diese hervorragende Werkschau zu bedanken. Das hat riesig Spaß gemacht!

Soviel zu dem, was es im Mai im METROPOLIS nicht geben wird, aber selbstredend haben wir Tipps für das Mai-Programm. 

„Mit einem Film Wirkung auf das Volk ausüben zu wollen, wäre etwa so, als wollte man mit einem Fingerhut das Meer ausschöpfen.“ Pier Paolo Pasolini
 
Und mit diesem Zitat sind wir auch schon beim ersten Highlight des Mai-Programms, der Retrospektive des italienischen Regisseurs, Dichters und Publizisten Pier Paolo Pasolini, der im Jahr 1975 unter bis heute nicht völlig geklärten Umständen ermordet wurde. Pasolini gilt als einer der bedeutendsten poetischen Realisten des europäischen Films und kritisierte immer wieder die italienische Konsumgesellschaft, das Fernsehen und die Popkultur. 

Das METROPOLIS zeigt im Mai die Filme ACCATTONE – Wer nie sein Brot mit Tränen aß (I 1961), DAS 1. EVANGELIUM MATTHÄUS (I 1964), DER 12. DEZEMBER (I 1971), GASTMAHL DER LIEBE (I 1963), die Kurzfilme LA RICOTTA (I/F 1963) und LA RABBIA (I 1963), MAMMA ROMA (I 1962) sowie TEOREMA – Geometrie der Liebe (I 1968). Die Reihe startet bereits am 1.5. mit ACCATTONE. Alle weiteren Termine entnehmen Sie bitte der Webseite des METROPOLIS unterThemen
Die Retrospektive wird im Juni fortgesetzt. 

Eine ausführliche Biografie Pasolinis finden Sie bei pasolini.net 

Aktueller Artikel der ZEIT zu Pasolinis Film DAS 1. EVANGELIUM MATTHÄUS 
Video: Pier Paolo Pasolini speaks: 

Vom 11. September 2014 bis zum 05. Januar 2015 wird der Martin-Gropius-Bau in Berlin Pasolini in einer großangelegten Ausstellung  würdigen.

Pasolini ergriff in seinen literarischen und filmischen Werken häufig Partei für die Armen in der Gesellschaft. Menschen, die in der Gesellschaft ganz unten stehen, sind auch die Protagonisten in Julian Tyrasas charmanter Sozialkomödie HARTs 5 – GELD IST NICHT ALLES, die wir in unserer Filmreihe DaF am 14. Mai um 19.00 Uhr als Hamburger Premiere präsentieren werden. Tyrasa bezeichnet in einem Interview mit uns HARTs 5 als eine Liebeserklärung an all die Lebenskünstler, die den Kiez des Berliner Prenzlauer Bergs einst so lebendig gemacht haben, bevor der Stadtteil gentrifiziert wurde. Der Prenzlauer Berg, ehemals als Szene- und Künstlerviertel bekannt, verlor zwischen 1991 und 1996 etwa die Hälfte seiner „Ureinwohner“, Zugereiste mit relativ hohem Einkommen mach(t)en es sich in luxussanierten (Eigentums)Wohnungen gemütlich. In HARTs 5 kämpfen ein paar dieser Lebenskünstler gegen einen Investor, der das Gebäude, in dem sich ihr ehemaliger Kindergarten befindet, abreißen lassen will, um Platz für einen luxuriösen Neubau zu schaffen. Rückschläge sind beim Kampf der Kleinen gegen den Großen und Mächtigen vorprogrammiert. Doch wer aufgibt, hat schon verloren ….

Mehr zum Film sowie den Trailer finden Sie im folgenden Blogpost 
Unser Interview mit Julian Tyrasa gibt es hier  

Mit Rückschlägen sind auch die Protagonisten der Filme von Wes Anderson meist bestens vertraut. Das METROPOLIS taucht im Mai (und im Juni) ein in die skurrile und surrealistische Filmwelt des Wes Anderson und lässt Sie, liebe Kinobesucher, teilhaben an den folgenden Werken: BOTTLE ROCKET (USA 1996), DIE TIEFSEETAUCHER (USA 2004), RUSHMORE (USA 1998) und THE ROYAL TENENBAUMS (USA 2001). Für die genauen Termine verweisen wir Sie auch hier auf die Themenseite des Kinos.    

Am 17.05.1904 wurde Jean Gabin geboren (gestorben 1976). Das METROPOLIS nimmt dieses Datum zum Anlass einer Hommage für den französischen Charakterdarsteller. Aus der großen Anzahl an Filmen, in denen Gabin mitwirkte, hat das METROPOLIS folgende Filme ausgewählt: DER BULLE (F/I 1967, Regie: Georges Lautner), DER CLAN DER SIZILIANER (F 1969, Regie: Henri Verneuil), DIE GROSSE ILLUSION (F 1937, Regie: Jean Renoir), DER HERR OHNE KLEINGELD (F/I 1960, Regie: Jean Delannoy), FRENCH CAN CAN (F/I 1954, Regie: Jean Renoir), HAFEN IM NEBEL (F 1938, Regie: Marcel Carné), PÉPÉ LE MOKO – IM DUNKEL VON ALGIER (F 1936, Regie: Julien Duvivier) und, der darf natürlich nicht fehlen, WENN ES NACHT WIRD IN PARIS (F/I 1954, Regie: Jacques Becker). Die genauen Termine finden Sie auf der Webseite des METROPOLIS unter Themen Jean Gabin 
Der Regisseur JEAN RENOIR als Kind auf einem Gemälde seines Vaters PIERRE-AUGUSTE RENOIR. 

Vom Franzosen Gabin zum Koreanischen Kino. In YEONGHWA – FESTVAL DES KOREANISCHEN KINOS präsentiert das METROPOLIS vom 08. bis zum 14.05. sechs Filme des Neuen Koreanischen Kinos aus den Jahren 2010 bis 2013. Blockbuster (wie der derzeit recht erfolgreich auch in Europa laufende und bisher teuerste koreanische Film aller Zeiten SNOWPIERCER) und auch Arthouse Filme gehören zur äußerst dynamischen Filmszene Südkoreas. Im METROPOLIS dabei ist auch Kim Ki-duks PIETA (Korea 2012), in dem in krasser Form die Folgen der wirtschaftlichen Rezession für die Unter- und Mittelschicht dargestellt sind. PIETA erhielt bei den Filmfestspielen von Venedig den Goldenen Löwen. Alle weiteren Filme des Neuen Koreanischen Kinos und deren Termine entnehmen Sie bitte der Webseite des Kinos.  

Als SPECIAL zeigt das METROPOLIS dazu am 13.05. (17.00 Uhr) sowie am 14.05. (21.15 Uhr) Ulrike Ottingers DIE KOREANISCHE HOCHZEITSTRUHE (D 2008). Hier gibt es den Trailer zum Film: 
Vom 28.05. bis zum 01.06. ist das METROPOLIS dann beim 15. Japan-Filmfest Hamburg fest in japanischer Hand. Das ausführliche Programm mit fast 100 Filmen, die außer im METROPOLIS noch im 3001 und im Projektor gezeigt werden, findet man in Kürze auf der Webseite des Japan-Filmfests Hamburg.  

Zwischen dem 16. und 18.05. heißt es MONSTER MACHEN MOBIL beim 5. Hamburger SciFi-Horror-Festival. Klangvolle Titel wie BLUTMESSE FÜR DEN TEUFEL, GODZILLA – DUELL DER MEGASAURIER und GRUFT DER VAMPIRE lassen auf entspannte Unterhaltung hoffen. Alles Weitere gibt es bei den Monstern selbst
Dort kann auch das Programm als PDF-Datei heruntergeladen werden. Wir wünschen schon mal fröhliches Gruseln!

Wie kriegt man den Bogen zu einem weiteren Programmpunkt bzw. welcher Programmpunkt bietet sich den Monstern folgend an? Wir haben uns für dokART und den REALITY-TV-ABEND entschieden, der am 05.05. um 21.15 steigt. Zusammen mit dem TV-Produzenten und Regisseur Thomas Vallée wird das dokART-Team den Produktionsbedingungen von Reality-TV auf den Grund gehen. 

Am 19.05. widmet sich dokART dann dem Fußball, der ab Juni dieses Jahres für eine Flaute im Filmangebot und in den Kinos sorgen dürfte. Grund genug sich des Themas anzunehmen. Um 19.00 Uhr zeigt dokART DIE CHAMPIONS – DER TRAUM VOM FUSSBALL (D 2003) und daran anschließend um 21.15 Uhr HALBZEIT – VOM TRAUM INS LEBEN (D 2010). Beide Filme stammen von Christoph Hübner und Gabriele Voss und beschäftigen sich nicht mit fertigen Fußballstars, sondern vielmehr mit Jugendlichen, die den Traum haben, ganz nach oben zu kommen, und mit deren Alltag und ihrer Arbeit. Alles Weitere finden Sie bei dokART

Unter dem Titel VON DER POESIE DES ALLTAGS können Sie im Mai (und im Juni) vier Dokumentarfilme anlässlich der Ute Mahler und Werner Mahler - Werkschau im Haus der Photographie in den Deichtorhallen im METROPOLIS ansehen: Am 15.05. um 19.00 Uhr OSTFOTOGRAFINNEN (D 2006, Regie: Pamela Meyer-Arndt), in dem drei Ostberliner Fotografinnen zu Zeiten der DDR vorgestellt werden, und am 21.05. um 19.00 Uhr TRÄUME NICHT SIBYLLE (D 2001, Regie: Julie Schrader) über Modefotografie in der DDR. 

FILMLAND POLEN – Das 12. Festival des Neuen Polnischen Films ist im Mai dreimal vertreten. Und wir sind sicher, es gibt erneut hervorragendes polnisches Kino zu entdecken. Am 11.05. um 17.00 Uhr den Dokumentarfilm BEATS OF FREEDOM (Polen 2010, Regie: Leszek Gnoinski, Wojciech Slota), ein Film über die Rockmusik in Polen in den 80er Jahren während des kommunistischen Regimes, die den jungen Menschen ein Stück Freiheit bescherte; am 18.05., ebenfalls um 17.00 Uhr, DAS LEBEN IST SCHÖN (Polen 2013, Regie Maciej Pieprzyca), ein Drama über einen Jungen mit der Diagnose „Zerebrale Bewegungsstörung“, der alles daran setzt, seine Umwelt von seiner Intelligenz zu überzeugen. Am 24.05. gibt es dann ab 11.00 Uhr FILMLAND POLEN FÜR KINDER mit einer Auswahl an kurzen polnischen Zeichentrickfilmen, die eine Menge versprechen (und sicher auch halten können). Alles Weitere zu FILMLAND POLEN finden Sie auf der Webseite des Festivals.  

Auch die starke Filmreihe SOULFOOD CINEMA begibt sich nach dem großartigen NOSTALGHIA von Andrej Tarkowski im April wieder in den Osten Europas und zeigt am 04.05. um 17.00 Uhr ESMAS GEHEIMNIS (Bosnien Herzegowina 2005, Regie: Jasmila Zbanic). Die FAZ schrieb: „Ein Nachhall tausendfachen Leids: Jasmilas Zbanics meisterhafter Film ESMAS GEHEIMNIS (GRBAVICA) erzählt vom Versuch aus den Trümmern des Krieges ein neues, unbeschädigtes Leben zu retten.“  

Freunde des Kurzfilms kommen am 22. und am 24.05. bei OBERHAUSEN ON TOUR auf ihre Kosten. Projiziert werden Beiträge aus dem Deutschen Wettbewerb 2013 (22.05. um 19.00 Uhr) sowie fünf internationale Arbeiten unter dem Titel ARTIST FILM & VIDEO 2013 (24.05. um 19.00 Uhr). Eine einmalige Chance, sich Filme aus dem vielleicht bedeutendsten Kurzfilmfestival anzusehen, denn die wenigsten von uns werden zu den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen reisen (obgleich man das eigentlich immer mal wieder machen sollte), die übrigens in diesem Jahr vom 01. bis zum 06. Mai stattfinden. 

Unser letzter Tipp gilt dem charmanten FILMSTUBE GOES CINEMA, das alljährlich Filme unabhängiger Filmemacher aus Hamburg im METROPOLIS präsentiert. Und erstmals ist im Programm der Filmstube ein Langfilm dabei: SNOW OWL SLAUGHTER von Thomy Kessler, ein Horrorfilm, der, der Titel lässt es erahnen, im Winter spielt, jedoch größtenteils zur Sommerzeit 2012 in der Nähe von Berlin gedreht wurde. Es geht um ein Pärchen, das sich in einem chinesischen Restaurant daneben benimmt, was nicht folgenlos bleibt … Termin: 09.05. um 21.15 Uhr. Und wir sind sehr gespannt!

Wir hoffen, wir haben Ihnen den einen oder anderen Film schmackhaft machen können und wünschen Ihnen einen schönen Mai voller filmischer (und anderer) Highlights! Das komplette Mai-Programm des METROPOLIS finden Sie auf der Webseite des Kinos. Wir empfehlen zur besseren Übersicht die Themenseite anzuwählen.  

IM MAI
 
Tausend Blumen um mich her,
Wie sie lachend stehn!
Adam hat nicht lachender
Sie am Phrat gesehn.
Hier, die schöne grüne Flur,
Hier, der Wald, und der Waldgesang!
O Natur, Natur,
Habe Dank!

(Matthias Claudius)
 


Mittwoch, 23. April 2014

#Interview mit Julian Tyrasa zu #DaF am 14.05.2014 im #Metropolis Kino: HARTs 5 – GELD IST NICHT ALLES


Die Fotos stammen von der Premiere des Films HARTs 5 im Berliner Babylon Kino

Interview mit dem Regisseur Julian Tyrasa zum Film HARTs 5 – Geld ist nicht alles
(DaF im METROPOLIS Kino Hamburg am 14.05.2014 um 19 Uhr)

Filmteam Colón
HARTs 5 ist Ihr erster Langspielfilm. Was hat Sie zu dieser „Underdog-Story“ mit den vier Freunden, die einen recht aussichtslosen Kampf gegen die Gentrifizierung, im Film in Form des schwäbischen Investors Dr. Siebold, bewogen?

Julian Tyrasa
Ursprünglich mein damaliger Wohnort: Ich lebte damals mitten in Prenzlauer Berg und erlebte die Auswirkungen der Gentrifizierung täglich vor meiner Haustür. Alles, was mir um die Jahrtausendwende an dem Bezirk so gut gefallen hatte – ein lässiger, improvisierter Lebensstil mit ebensolchen Bewohnern und Läden – verschwand immer mehr; stattdessen kamen durchgestylte Designershops und Luxus-Neubauten, deren Eigentümer als erstes alle Clubs und Kneipen wegklagten, wenn die ihre Ruhe störten. Ich bin 2001 ja auch zugezogen, aber weil ich das Leben dort toll fand und teilhaben wollte. In den vergangenen Jahren haben viele Neu-Berliner offenbar das Ziel, alles so zu verändern, bis es aussieht wie da, wo sie herkommen. Erstaunlich. Und erschreckend, dass sie es fast geschafft haben! Heute weht da ein ganz anderer, kälterer Wind. Das gilt ja leider gesamtgesellschaftlich, aber im Prenzlauer Berg konnte man das konzentriert wie unter einer Lupe beobachten. Deshalb sind meine Freundin und ich auch vor zweieinhalb Jahren, kurz nach Beendigung der Dreharbeiten, weggezogen. Sozusagen zum Abschied wollte ich mit HARTs 5 aber noch eine Liebeserklärung an all die Lebenskünstler schaffen, die den Kiez einst so lebendig gemacht hatten.

Der Titel HARTs 5 erinnert sicherlich nicht rein zufällig an das Hartz-Konzept. Warum haben Sie diesen Titel für Ihren Film gewählt?

Zum einen, weil die Protagonisten ziemlich kämpfen müssen für Ihr Geld. Ob sie wirklich Hartz IV beziehen oder nicht, wird nie explizit gesagt, aber dass sie trotz harter Arbeit finanziell nicht besonders gut dastehen, ist offensichtlich. Aber sie lassen sich nicht unterkriegen – insofern soll HARTs 5 in mehrerlei Hinsicht eine (märchenhafte) Alternative zu Hartz IV darstellen! Wie es der Untertitel sagt: Geld ist nicht alles. Eine weitere, in diesem Zusammenhang recht skurrile Anspielung des Titels bezieht sich auf OCEAN’s ELEVEN – so wie es dort die elf Männer um Danny Ocean sind, sind es bei mir die fünf Unterstützer von Tobias Hart.

Sie haben den Film mehr oder weniger im Alleingang realisiert. Welche Arbeiten haben Sie dabei selbst ausgeführt?

Mehr als mir lieb war: Neben den angenehmen Tätigkeiten wie Drehbuch, Regie, Schnitt und Komponieren der Filmmusik habe ich den Film quasi ohne Geld auch selbst produziert – das heißt, am Ende des Drehtags musste ich dann auch noch die Dispos für den nächsten Tag überarbeiten und verschicken, die Drehorte anrufen, Catering bestätigen usw. Rückblickend muss ich sagen: Das war ziemlich viel – eigentlich zu viel.

Wie haben Sie Ihre tollen Darsteller gefunden? 

Schon die Frage freut mich, denn ich finde die Darsteller auch durch die Bank wunderbar! Mit einigen von ihnen hatte ich schon gearbeitet, mit anderen wollte ich es schon lange; und den Rest (ca. ein Drittel der Besetzung) habe ich ganz klassisch über Internet oder Agenturen gecastet. Zum Glück hatten alle Lust, dabei zu sein, obwohl es ja erstmal kein Geld gab, sondern alles über Rückstellungsverträge läuft – das heißt, sobald der Film Gewinn macht, wird der unter allen Mitwirkenden verteilt.

Die Filmproduktion hat weniger als 5000 € gekostet, Kosten, die Sie unseres Wissens selbst getragen haben. Wie kommt man mit einer so kleinen Summe aus? Wo haben Sie überall Abstriche machen müssen? Denn das Ergebnis ist ja trotz dieses kleinen Budgets sehr respektabel.

Zuerst einmal: Vielen Dank! – Ja, die größten Abstriche habe ich ja eben schon erwähnt: Keiner der Beteiligten hat Geld bekommen. Die 5000 € flossen komplett in Technik, Transporte, Catering und kleine Präsente für alle Unterstützer (denn für Drehorte konnten wir natürlich auch keine reguläre Miete zahlen). An zwei Stellen musste ich das Drehbuch umschreiben, weil wir Drehorte nicht gekriegt haben – aber ansonsten haben wir uns alle sehr bemüht, nur da zu sparen, wo der Zuschauer es nicht sieht. Das Schöne daran: Man wird zur Kreativität regelrecht gezwungen – und es ist ein tolles Gefühl, wenn man am Ende des Tages dann doch wieder gute Lösungen für scheinbar ausweglose Situationen gefunden hat.

Die meisten unabhängigen Filmemacher dürften kaum von Ihrer Arbeit als Filmemacher leben können. Womit verdienen Sie Ihr Geld?

Mit berufsnahen Tätigkeiten: Auftragsarbeiten als (Drehbuch-)Autor, Drehen und Schneiden von Werbefilmen, Komponieren von Filmmusik, und zunehmend auch als Theaterautor und –regisseur – allerdings ist das eher der Versuch, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben, denn die Verdienstmöglichkeiten am Theater halten sich ja (außer an großen Bühnen) auch ziemlich im Rahmen... vor einem Jahr aber haben meine Freundin Karoline Hugler (auch in HARTs 5 zu sehen) und ich die künstlerische Leitung des kleinen freien Theaters COMÉDIE SOLEIL in Werder (Havel) (nahe Potsdam) übernommen und versuchen seitdem, den Spagat zwischen künstlerischer Entfaltung und finanziellem Überleben zu meistern...

Im Jahr 2005 sind Sie als deutscher Pianist mit argentinischem Tango durch Japan getourt. Können Sie das ein wenig näher beschreiben?

Ja, das sollte man wohl... Ich spielte damals in einem Tangoquartett, das sich ganz auf die großartige Musik von Astor Piazzolla spezialisiert hatte. Für ein Konzert in Berlin war dann die japanische Tango-Sängerin Anna Saeki auf der Suche nach einer Begleitband – das wurden wir, und nachdem das Konzert prima gelaufen war, hat uns ihr Manager angeboten, Anna Saeki auf ihrer nächsten Tournee durch Japan zu begleiten – für unser Quartett mit Abstand das größte Publikum, vor dem wir je gespielt hatten! Eine verrückte, ganz außergewöhnliche Erfahrung, die ich später mal als Anekdote meinen Enkelkindern erzählen kann: „Als Opa 33 war, hat er in Hiroshima vor 1.700 Zuhörern Klavier gespielt“ – ich kann mir das heute selbst kaum mehr vorstellen.

Haben Sie einen Rat an alle jungen Menschen, die sich ihren Traum, einen Film zu machen, erfüllen möchten? 

Egal, ob der Traum ein Film ist oder etwas anderes: Auf jeden Fall immer MACHEN!! Unbeirrt! Nicht auf angeblich kluge und vernünftige Ratschläge hören, die einen doch nur von etwas abbringen wollen – von dieser Sorte Mensch gibt es sehr viele. Aber Menschen, die ihren Traum allen Bedenken zum Trotz verwirklichen, gibt es viel zu wenige. Immer dran denken: Man lebt nur einmal.

Wir unterrichten ja bei uns am Sprachinstitut Deutsch als Fremdsprache in der Erwachsenenbildung, haben es also mit Menschen aus der ganzen Welt zu tun, die hier in Deutschland studieren möchten bzw. hier ihre neue Heimat gefunden haben, sich aber beruflich oft völlig neu orientieren und teils von vorn anfangen müssen. Gibt Ihr Film HARTs 5 auch diesen Menschen eine Botschaft mit auf den Weg? 

HARTs 5 will ja allen Menschen Mut machen, nie aufzugeben und selbst unmöglich erscheinende Aufgaben anzugehen! Ich habe dem Film das berühmte Zitat von Erich Kästner vorangestellt: „Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es.“, und daran glaube ich. Und HARTs 5 beweist es zum Glück auf mehreren Ebenen: Ein Film, der quasi ohne Geld und ohne namhafte Stars entstanden ist, von keiner Filmförderung und keinem Fernsehsender unterstützt – und er hat schließlich doch einen Kinoverleih und viele begeisterte Zuschauer gefunden. Also: Wenn man nur fest an etwas glaubt und unbeirrt und hartnäckig daran festhält, dann kann man vieles erreichen.

Wir bedanken uns ganz herzlich für diese interessanten Aussagen und freuen uns sehr auf HARTs 5 am 14. Mai in unserer Filmreihe DaF im METROPOLIS Kino Hamburg. Und wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihre berufliche (filmische) Zukunft! Sehr gern würden wir wieder einen Film von Ihnen in unserer Filmreihe zeigen können.

Den Trailer und mehr Infos zum Film finden Sie, liebe Leser, hier in diesem  Blogpost