Dokumentarfilm ZEIT DER NAMENLOSEN von Marion Leonie
Pfeifer über Zwangsprostitution verbunden mit Menschenhandel in der EU am
21.10.2014 im METROPOLIS Kino Hamburg.
Im Film geht es vornehmlich um Frauen
aus Osteuropa, die unter falschen Versprechungen nach Westeuropa gelockt
werden, wo sie jedoch keine Tätigkeit als Verkäuferin oder Kellnerin erwartet,
sondern wo sie zur Prostitution gezwungen werden. Teils haben sie im 10-, 20-
oder 30-Minuten-Takt einen neuen Freier zu bedienen, und das 23 Stunden (!) am
Tag.
Ein Paradies für die Menschenhändler und Zuhälter (und Freier), die den
Frauen das antun, dürfte Deutschland mit seiner liberalen Rechtsprechung sein.
THE ECONOMIST spricht
von Deutschland als einem riesigen Bordell („Prostitution in Germany – A giant
Teutonic brothel“). Schlimm das im Film
angeführte Beispiel eines Bordells: „Eine Frau, ein Bier, ein Würstchen für nur
8,90 Euro“. Etwa hundert Männer sollen dieses Angebot angenommen haben, ihnen
sollen vier (!) Sexarbeiterinnen zur Verfügung gestanden haben.
Ein wenig überrascht war ich von der Diskussion nach der
Filmvorführung, die doch im Endeffekt auf die Forderung nach einem Sexkaufverbot
hinauslief. Der Film läuft meines Erachtens nicht in diese Richtung. Dazu hätte
ich gern die Regisseurin Marion Pfeifer gehört, die jedoch leider nicht
anwesend war. Und würde die Bestrafung des Kaufs von sexuellen Diensten die
Probleme wirklich lösen? Werden dann nicht eher Freier (und eventuell die
Prostituierten) verfolgt und bestraft, als dass man sich der Gewalt gegen
Prostituierte (gegen Frauen) annähme? In den USA ist die Prostitution seit
jeher verboten. Gibt es dort deshalb keine? Und gibt es dort keinen
Menschenhandel dieser Art? Und haben die Verbote in Schweden und Norwegen
tatsächlich den erhofften Erfolg gebracht? Wurden die (europäischen) Probleme
des Menschenhandels dadurch nicht nur verlagert, beispielsweise nach
Deutschland?
Ich kann all diese Fragen leider nicht beantworten. Aber
was ist das für eine Gesellschaft (eine Welt), in der Menschen (und vielleicht
speziell Frauen) so viel Leid angetan wird (und nicht nur im Bereich der
Prostitution). Gibt es eigentlich noch so etwas wie Empathie?
Abschließend zum Film als Film: Das Thema ist wohl
einfach zu bedrückend, als dass man auf die filmische Umsetzung achten würde.
Aber ich fand die teils experimentellen Bilder, die vornehmlich in Schwarzweiß
gedreht sind, als Unterstützung der Aussage und Wirkung sehr gelungen.
Links mit mehr Informationen zum Film ZEIT DER
NAMENLOSEN:
Aktionsbündnis GEGEN FRAUENHANDEL
Deutschlandfunk: Ein Gespräch mit Lea Ackermann von der
Organisation SOLWODI.
Deutschlandradio Kultur zum Verbot der Prostitution in
Schweden und zur geplanten Verschärfung des deutschen Prostitutionsgesetzes.