In unserer Filmreihe DaF zeigen wir am 9. September EIN GESCHENK DER GÖTTER, Oliver Haffners charmante Komödie über die arbeitslose Schauspielerin Anna (Katharina Marie Schubert), der vom Jobcenter ein Schauspielkurs für schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose angeboten wird. Die acht Betroffenen sind jedoch zunächst überhaupt nicht begeistert von dieser Bildungsmaßnahme, an der sie verpflichtend teilnehmen müssen, nachdem der geplante Computerkurs ausfallen musste.
Vollkommen zu Recht wurde dieses Filmjuwel beim Filmfest München 2014 mit dem Publikumspreis und dem Förderpreis Neues Deutsches Kino PRODUKTION ausgezeichnet.
Die Jurybegründung für den Produzentenpreis: „Langzeitarbeitslose, Hartz-4-ler,
Looser und eine gefeuerte Provinzschauspielerin therapieren sich mit einem
Reclamheft. Griechische Tragödie. Antigone. Das kann nicht funktionieren. Tut's
aber. Und wie! Eine lustvolle Inszenierung, lebensnahe Dialoge, wunderbare
Schauspieler, in der Summe der Einzelleistungen der beste Film, kurz: ein
absoluter Mutmacher."
In
Deutschland gibt es mehr als 4 Millionen Empfänger von Arbeitslosengeld II,
auch Hartz IV genannt (Stand April 2014),
von denen etwa 2 Millionen Langzeitarbeitslose sind.* Diese Menschen haben
keine Lobby, erfahren gesellschaftliche Verachtung, können am
gesellschaftlichen Leben nicht teilhaben und oft nicht menschenwürdig leben. Oliver
Haffners Sozialkomödie EIN GESCHENK DER GÖTTER lenkt unseren Blick auf diese abseits
stehenden Menschen ohne Perspektive und gibt ihnen das, was sie, wie alle
anderen Menschen auch, verdient haben: Achtung und Würde. Ein feiner und
wichtiger Film in Zeiten, in denen nur noch Leistung zu zählen scheint und Arbeit
zu unserer neuen Religion geworden ist.
*
Zur Erklärung: Die restlichen 2,4 Millionen Empfänger von Arbeitslosengeld II sind
vor allem Menschen, die an arbeitsmarktpolitischen
Maßnahmen teilnehmen bzw. eine Berufstätigkeit ausüben, deren Gehalt jedoch so
niedrig ist, das dieses durch Hartz-IV-Leistungen aufgestockt wird.
Filmbewertung:
Prädikat besonders wertvoll
„Im
Kino gewesen. Geweint. Und gelacht. Mehr kann man vom Kino nicht erwarten.“ Die
Welt
„Was
für ein kleiner feiner Ensemble-Film! Motto: Du hast keine Chance, also nutze
sie. Gescheit werden die Figuren vorgestellt, entwickelt, präsentiert, keiner
wird vorgeführt oder denunziert. (…) Ein Geschenk für Götter" ist eine
gelungene, stimmungsvolle deutsche Working-Class-Komödie um Selbstachtung,
Würde und solidarische Energie.“ Deutschlandradio Kultur
„Die
Gratwanderung Annas zwischen Hochkultur und diversen Unterschichtmilieus,
die Haffner immer wieder komisch und zärtlich, aber nie der Lächerlichkeit
preisgebend, schildert, sind jedoch nur eine Facette einer vielschichtigen
Komödie. Haffner persifliert mit seiner »Theaterbeschaffungsmaßnahme«
auch die inflationär zunehmende Selbstdarstellungs- und Selbstoptimierungsindustrie,
angefangen von Coachings jeder Art bis zu den zahllosen »Kleinbühnen«
sozialer Netzwerke im Internet, in denen Verlierer keinen Platz haben.“ Artechock
Ein
Interview mit dem Regisseur Oliver Haffner gibt es bei der Süddeutschen Zeitung.
Von
der Verachtung der Langzeitarbeitslosen durch unsere Gesellschaft und ihren
Lebensbedingungen berichtet der sehr lesenswerte Artikel LANGZEITARBEITSLOSE – NEUE
DEUTSCHE VERACHTUNG der Frankfurter Rundschau.
Text: Regina Nickelsen (Colón
Language Center)
EIN
GESCHENK DER GÖTTER
Deutschland
2014
Regie:
Oliver Haffner
Lauflänge:
102 Minuten
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