PAULA (D 2016),
Christian Schwochows Film über die Malerin Paula Modersohn Becker, am 8.3.2017
in unserer Filmreihe DaF im METROPOLIS Kino in Zusammenarbeit mit dem Bucerius Kunstforum, wo vom 4.2. bis zum 1.5.2017 die
Ausstellung PAULA MODERSOHN-BECKER zu sehen ist. Franziska Storch vom Bucerius Kunstforum wird eine Einführung zum Film und zur Ausstellung geben.
Paula Modersohn-Becker war eine der bedeutendsten
Vertreterinnen des frühen Expressionismus. Obgleich sie nur etwa vierzehn Jahre
künstlerisch tätig war, schuf sie 750 Gemälde, 1.000 Zeichnungen und 13
Radierungen.
Im Alter von 22 Jahren
(1897) wurde sie Schülerin in der von Fritz Mackensen gegründeten
Künstlerkolonie Worpswede. Dort lernte sie den Dichter Rainer Maria Rilke
kennen, mit dem sie später eine enge Freundschaft verband. Am 1.1.1900 ging
Paula Modersohn-Becker erstmalig nach Paris und ließ sich dort an der Académie
Colarossi (heute Académie La Grand Chaumière") unterrichten.
In Worpswede hatte Paula Becker auch die
Bekanntschaft ihres Malerkollegen Otto Modersohn gemacht, den sie am 25.5.1901
heiratete. Modersohn war Witwer und hatte aus seiner ersten Ehe eine Tochter. Über
seine neue Lebenspartnerin schrieb er: "O welches Glück ist es doch für mich, daß
ich meine Paula gefunden, ein nicht hoch genug zu schätzendes Glück für mich.
Gerade so ein Mädchen thut mir noth. (…) Paula ist ein reifes, reiches Mädchen
mit hundert Interessen, wahren, wirklichen höheren Bedürfnissen, mit frischem
lebensfrohen Sinn. Wie oft ist mir bei ihr, als wüchsen mir Flügel, als würde
ich erleichtert, alles belebt sich bei mir, wird so leicht und fröhlich."
Ihr Freund Rainer Maria Rilke erkannte später, dass Paula
Modersohn-Becker künstlerisch die Schwelle zur Moderne übertreten hatte und
schrieb im Jahr 1906 (an Karl von der Heydt):
„Das merkwürdigste war, Modersohns Frau an einer ganz eigenen Entwicklung ihrer Malerei zu finden, rücksichtslos und gradeaus malend, Dinge, die sehr worpswedisch sind und die doch noch nie einer sehen und malen konnte. Und auf diesem ganz eigenen Wege sich mit van Gogh und seiner Richtung seltsam berührend.“ (16.1.1906)
„Das merkwürdigste war, Modersohns Frau an einer ganz eigenen Entwicklung ihrer Malerei zu finden, rücksichtslos und gradeaus malend, Dinge, die sehr worpswedisch sind und die doch noch nie einer sehen und malen konnte. Und auf diesem ganz eigenen Wege sich mit van Gogh und seiner Richtung seltsam berührend.“ (16.1.1906)
Paula Modersohn-Becker hatte einst versprochen, als
Künstlerin etwas zu werden. Spätestens in Paris im Jahre 1906 ist es ihr
gelungen. Dort schuf sie ihre heute bekanntesten Gemälde. So malte sie
beispielsweise an ihrem fünften Hochzeitstag, den sie allein in Paris
verbrachte, den ersten Selbstakt einer Frau.
Die Malerin, über die man (viel) später sagen sollte, Deutschlands
Picasso war eine Frau, blieb bis zu ihrem frühen Tod als Künstlerin unbeachtet.
So stand in ihrer Todesanzeige, dass die Frau des Kunstmalers Otto Modersohn
verstorben sei.
Christian Schwochow stellt in seinem Biopic über die wohl bedeutendste
deutsche Malerin deren Wunsch nach künstlerischer Selbstverwirklichung und ihre
radikale Modernität, die sich auch in ihrer Ehe mit Otto Modersohn
widerspiegelt, in den Vordergrund. Dabei gelingt ihm ein Porträt einer
faszinierenden Frau und Künstlerin (wundervoll dargestellt von Carla Juri), die
heute endlich die wohl verdiente Anerkennung erfährt, für die sie so gekämpft
hatte, die ihr aber zu Lebzeiten nicht zuteilwurde.
Aus Rilkes Requiem für eine Freundin, geschrieben nach
Paula Modersohn-Beckers Tod: „Nur du, du kehrst zurück, du streifst mich, du
gehst um, du willst an etwas stoßen, dass es klingt von dir und dich verrät.“
Text: Regina
Nickelsen (Colón Language Center)
Am
8.3.2017 (19.00) in unserer Filmreihe DaF im METROPOLIS Kino Hamburg:
PAULA
Deutschland 2016
Regie: Christian Schwochow
Lauflänge: 123 Minuten
Einführung: Franziska Storch (Bucerius Kunstforum)
Fotos + Trailer: © Pandora Film / Martin Menke
Komm
her, wir wollen eine Weile still sein.
Sieh diese Rose an auf meinem Schreibtisch.
Ist nicht das Licht um sie genauso zaghaft wie über dir;
sie dürfte auch nicht hier sein.
Im Garten draußen, unvermischt mit mir,
hatte sie bleiben müssen oder hingehn -
nun währt sie so: was ist ihr mein Bewußtsein?
Sieh diese Rose an auf meinem Schreibtisch.
Ist nicht das Licht um sie genauso zaghaft wie über dir;
sie dürfte auch nicht hier sein.
Im Garten draußen, unvermischt mit mir,
hatte sie bleiben müssen oder hingehn -
nun währt sie so: was ist ihr mein Bewußtsein?
Rainer
Maria Rilke
(Auszug aus Requiem für
Paula Modersohn Becker)