Die Geschwister Liya, Jan und
Alan sind im kurdischen Teil des Iraks geboren, Ende der Achtziger flüchteten sie vor
dem Regime Saddam Husseins nach Berlin. Als ihre Mutter
plötzlich verstirbt, begeben sie sich auf eine beschwerliche Reise durch ihre
alte Heimat, um den Leichnam ihrer Mutter neben dem Grab des im Krieg
umgekommenen Vaters im kurdischen Grenzgebiet beizusetzen. Dabei stoßen sie nicht
nur auf Schwierigkeiten mit ihrer kurdischen Großfamilie, die die Beerdigung im
Heimatdorf verhindern will, sondern werden sich auch zunehmend bewusst, wie
weit sie sich voneinander entfernt haben. Der Regisseurin Soleen Yusef geht es in ihrem
bewegenden Debütfilm, für den sie 2016 den First Steps Award erhielt, um
Fluchterfahrung, um die Identitätssuche von Migrantenkindern, um den Wert von
Familie und Heimat. Und es gelingt ihr auf beeindruckende Weise, dem Zuschauer
dies alles erfahrbar zu machen.
Der
sich im Film anbahnende Konflikt in der Gegend um Dohuk, wo der Film spielt und
die Familie der Regisseurin lebt, wurde für das Filmteam zur bitteren Realität,
als dort während der Dreharbeiten die Aufstände unter Beteiligung des IS
begannen.
"Man
merkt sehr deutlich, dass in diesem Film so viel Herzblut steckt. Es ist ein
ganz ergreifendes Werk mit einer großen Kraft und einer großen Ehrlichkeit.“ Knut Elstermann, radioeins
„Yusef
gelingt es in ihrem wunderbaren Debüt, nicht nur das Politische im Privaten zu
spiegeln, sie schafft es auch, durch die bis in die Nebencharaktere mit viel
Wärme gezeichneten Rollen eine Atmosphäre voll feinem Humor und sanfter Poesie
zu entfalten." Markus Raska, tip Berlin
„Dass
die politische Ebene des Films dabei von Anfang an erlebbar wird, ohne in reine
Verzweiflung über die Verhältnisse abzurutschen, macht den Film zusätzlich zu
dem Portrait eines ganzen Volks, das unter schwierigen Bedingungen - Krieg,
Diktator, Terror, Kampf um Unabhängigkeit - existieren muss.“ SPIEGEL ONLINE
„Er
erzählt zuvorderst eine Familiengeschichte, die sich zwischen zwei Kulturen
abspielt, letztendlich aber sind die Ereignisse innerhalb der Familie das
zentrale Thema und das, was die Regisseurin besonders an ihrem Stoff
interessiert. Die Milieus und die politischen Verhältnisse, die den Film ebenso
prägen wie das Dazwischensein zwischen der deutschen und der kurdischen Kultur,
machen den Film allerdings zu etwas Besonderem. Sie nehmen den Zuschauer mit
auf eine Reise in eine fremde Kultur, geben ihm eine einzigartige Tonalität und
wecken in der Regisseurin, wie sie sagt, Erinnerungen und ein Gefühl von
Heimat.“ kino-zeit
Text: Regina Nickelsen, Colón Language Center
Am 24.1.2018 (19.00)
bei DaF im METROPOLIS Kino Hamburg:
HAUS
OHNE DACH
D/KRG, 2016
Regie: Soleen Yusef
Lauflänge: 117 Min
Sprachen: Deutsch und Kurdisch (mit dt. Untertiteln)