DAS SCHWEIGENDE KLASSENZIMMER am 9.5. (19.00) in unserer
Filmreihe #DaF im METROPOLIS Kino. Der Film beruht auf einem realen Ereignis
vom Herbst 1956 in der noch jungen DDR. Die Schüler einer Abiturklasse in Storkow (im Film Stalinstadt) legten in
Gedenken an die Opfer des Aufstandes in Ungarn im Unterricht eine
Schweigeminute ein, was nicht ohne Folgen blieb. Selbst der Minister für
Volksbildung Fritz Lange (ein ehemaliger Widerstandskämpfer gegen den
Nationalsozialismus, im Film dargestellt von Burghart Klaußner) suchte die
Schüler auf und drohte ihnen mit weit reichenden Konsequenzen. Mehr zum Film
und den Trailer gibt es in diesem Blogpost.
1956 war tatsächlich ein besonderes Jahr in
den osteuropäischen Ländern. Im Februar 1956 hatte
der Erste Sekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), Nikita
S. Chruschtschow, auf dem XX. Parteitag der KPdSU mit seinem Vorgänger Josef
Stalin abgerechnet und damit offiziell die Entstalinisierung eingeleitet.
Chruschtschows Kritik betraf
auch andere osteuropäische Führer, die unter Stalin an die Macht gekommen
waren. Dazu gehörte beispielsweise der Erste Sekretär der Polnischen
Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP), Boleslaw Bierut. In Polen kam es daraufhin
zu Unruhen, später auch in Ungarn. Während die Umsturzversuche in Polen jedoch
friedlich abgewendet werden konnten, bedurfte es in Ungarn des Einsatzes
sowjetischer Truppen, um den Volksaufstand, der mit Forderungen von Studenten
nach demokratischen Freiheiten begonnen hatte, niederzuschlagen.
In Ungarn hatten sich im Herbst
1956 die Armee und die Polizei auf die Seite der Aufständischen geschlagen und
der Reformkommunist Imre Nagy eine neue Regierung gebildet, das Mehrparteiensystem
eingeführt und freie Wahlen angekündigt. Zudem trat Ungarn am 1. November 1956
aus dem Warschauer Pakt aus und erklärte sich für neutral. Sowjetische Truppen
beendeten die ungarische Revolution, viele Ungarn kamen bei den Kämpfen ums
Leben und etwa 200.000 verließen ihr Land.
Diese blutige Niederschlagung
des Aufstandes in Ungarn bewog die Abiturienten von Storkow zu ihrer folgenschweren Schweigeminute. Lars Kraume
erzählt in DAS SCHWEIGENDE KLASSENZIMMER spannend und authentisch ihre
Geschichte und gibt uns auch einen Einblick in die Lebenswelt und Sehnsüchte
einer jungen Generation, die
in einem Staat lebte, der sich im Jahr 1956 um seine bestehende
gesellschaftliche Ordnung sorgte und daher bemüht war, jegliches Aufkeimen von
Widerstand im Keim zu ersticken.
Bei der Bundeszentrale für politische Bildung kann man
sich umfassend über das Krisenjahr 1956 informieren.
Fotos: © StudioCanal