Donnerstag, 15. November 2018

BALLON am 5.12.2018 bei DaF im METROPOLIS Kino Hamburg


Zum Abschluss unseres DaF-Jahres im METROPOLIS Kino zeigen wir den vielleicht spannendsten deutschen Film aus dem Jahr 2018: Michael (Bully) Herbigs BALLON über die Flucht zweier Familien aus der DDR nach Westdeutschland in einem selbstgebauten Heißluftballon.

Herbig, der für seine Komödien bekannt wurde, ist ein nervenaufreibender Thriller gelungen, wie man sie so im deutschen Kino eher selten findet. Die Familien Strelzyk und Wetzel, denen im Jahr 1979 die spektakuläre Flucht gelang, standen Herbig bei der Realisierung des Stoffes beratend zur Seite und sollen sehr zufrieden mit dem Endergebnis sein.

Im Vergleich zum Hollywood-Film MIT DEM WIND NACH WESTEN (Originaltitel NIGHT CROSSING) von Delbert Mann aus dem Jahr 1982 bildet Herbig in BALLON jedoch auch die politischen Hintergründe in der DDR ab und lässt, wie schon Andreas Dresens GUNDERMANN (den wir im November gezeigt haben), erkennen, wie schwierig es war, sich in der DDR linienkonform zu verhalten und Repressalien zu entgehen. So werden dann auch die DDR-Grenzsoldaten, die den ersten (gescheiterten) Fluchtversuch mit einem Ballon nicht bemerkt haben, abserviert und der Oberleutnant Seidel (ganz großartig gespielt von Thomas Kretschmann), der die Untersuchungen leitet und einen weiteren Fluchtversuch verhindern soll, steht enorm unter Druck. 

Die rundum gelungene Ausstattung, der tolle Schnitt und eine perfekt eingesetzte Filmmusik tragen ebenso wie die Geschichte des dramatischen Wettlaufs mit der Zeit zwischen den beiden Familien und der Stasi, die ihnen auf der Spur ist, zur atemlosen Spannung bis zum Schluss bei.


„Vom ersten Moment an hält Herbig die Spannung hoch, und sie lässt in den folgenden 120 Minuten nur selten nach. Die Ballonfahrt inszeniert er als unglaublich spannende Tour de Force, die Kleinigkeiten als tödliche Gefahren in den Vordergrund rückt. In den weniger mitreißenden Sequenzen schafft er eine Atmosphäre des Misstrauens, wie man sie sich in jenen Tagen der DDR vorstellt. Der Zuschauer wird mit hineingezogen in dieses Misstrauen. Jeder Passant scheint einen zu beobachten, jeder scheint einen zu verfolgen.“ kino-zeit

„Herbig gelingen sehr emotionale Momente. Er schafft auch Bilder, die sich einbrennen, etwa wenn die Strelzyks in Ostberlin vom Hotel aus auf den Westen schauen, was aber von außen als Spiegelung durchs Glas gezeigt wird, wodurch die Familie umso eingesperrter wirkt. Man sieht hier dem Filmemacher dabei zu, wie er sich völlig neu erfindet. Ein Regisseur, der die ganze Klaviatur des Spannungskinos bedient. Und dem es gelingt, dass man bis zur letzten Minute mitbangt, obwohl das Ende bekannt ist. Ganz zuletzt gibt es eine bittere Pointe. Als die Flüchtigen in Oberfranken landen, fragt ein Bayer: »Wie viele kommen denn da noch?« Da ist der Film plötzlich ganz nah an der heutigen Flüchtlingskrise. Und macht deutlich, dass es noch gar nicht so lange her ist, dass auch Deutsche geflohen sind, weil sie keine ­Zukunft sahen.“ epd Film 


BALLON erhielt von der Deutschen Film- und Medienbewertung das Prädikat Besonders Wertvoll. 

Text: Regina Nickelsen, Colón Language Center


DaF am 5.12.2018 (19.00) im METROPOLIS Kino Hamburg

BALLON
Deutschland 2018
Regie: Michael Bully Herbig
Lauflänge: 117 Minuten

Fotos und Trailer: © STUDIOCANAL

Dienstag, 13. November 2018

Cinefest 2018 - XV. Internationales Festival des deutschen Film-Erbes im Metropolis Kino Hamburg 17. - 25.11.



Anlässlich der 100. Wiederkehr der Gründung der Weimarer Republik erinnern CineGraph und Bundesarchiv an den in Österreich geborenen Regisseur Joe May (1880-1954), einen der wichtigsten Filmschaffenden des Weimarer Kinos. 

Joe May war ein Pionier des deutschen Films, er machte den Detektivfilm in Deutschland bekannt und populär und leitete später die deutsche Monumentalfilmzeit ein. Mit seinen Filmen HEIMKEHR (22.11., 17.00 Uhr, im Metropolis) und ASPHALT (19.11., 18.30 Uhr, im Metropolis + 29.11., 20.15 Uhr, im Alabama) beide aus dem Jahr 1928, zeigte sich May sozial engagierter und realistischer als in seinen früheren Werken. Zwei Filme, die sich ganz besonders zu entdecken lohnen.   

Joe May emigrierte 1933 in die USA, konnte jedoch in Hollywood nie so richtig Fuß fassen und verarmte nach Abschluss seiner Karriere. Beim Cinefest sind sowohl sein wohl bedeutendster Hollywood-Film THE INVISIBLE MAN RETURNS (USA 1939/40) als auch sein letzter Film JOHNNY DOESN’T LIVE HERE ANYMORE (USA 1943/44) zu sehen. Termine im Metropolis: 25.11. um 14.30 Uhr bzw. 21.15 Uhr.

Wissenswertes am Rande: Joe May war Entdecker und Förderer von Fritz Lang.

Hier gibt es ausführliche Informationen zu Joe May. 
Das komplette Filmprogramm des Cinefest 2018 mit Details zu den Filminhalten und Terminen kann man hier einsehen. Die Stummfilme werden live musikalisch begleitet. 

In den Bücherhallen Hamburg findet noch bis zum 30.11.2018 die Ausstellung „Meister des Weimarer Kinos – Joe May und das wandernde Bild“ statt. 

Wir empfehlen: Cinefest besuchen und auch die Stummfilme mit sicherlich beeindruckender Livemusik erleben und genießen!