Sonntag, 20. Januar 2013

Kino und (k)ein Ende - Lars Henrik Gass` Buch "Film und Kunst nach dem Kino"

Vor etwa einem halben Jahr erschien ein Essay von Lars Henrik Gass, Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, mit dem für Kinobetreiber und Kinofans furchteinflößenden Titel FILM UND KUNST NACH DEM KINO, in dem Gass die Veränderungen darstellt, die das Kino in unserer heutigen "multimedialen Konsumwelt“ erfährt.

Ein Auszug aus dem Buch (S. 11 f):
„Die neuen technologischen Möglichkeiten ziehen neue wirtschaftliche Erwägungen nach sich. Sehr wahrscheinlich sogar wird sich ein Film mittelfristig nur noch im privaten Raum, als Home Cinema, amortisieren können. Um das Jahr 2010 herum wurde bereits nur noch etwa ein Viertel aller Umsätze von Film im Kino erzielt (in den USA noch weniger). Die Verleiher retten den Film und ihr Geschäftsmodell gerade auf Kosten der Kinos.“

Kürzlich fand in der Akademie der Bildenden Künste in München eine Podiumsdiskussion mit dem Titel "Museen - Die Kinos der Zukunft?" statt, die Teilnehmer waren Autor und Filmemacher Heinz Peter Schwerfel, Lars Henrik Gass, der Regisseur Dominik Graf und der Leiter des Wiener Filmmuseums, Alexander Horwath. Dazu gibt es hier einen Artikel der taz:

Taz-Artikel: Der schwarze Raum ist schmutzig 

taz-Artikel

 Zur Münchener Podiumsdiskussion auch art-magazin: MUSEEN – DIE KINOS DER ZUKUNFT?

 

Besprechungen des Buches FILM UND KUNST NACH DEM KINO sind hier nachzulesen:

Das Buch „Film und Kunst nach dem Kino“ beim Verlag PHILO FINE ARTS

Lars Henrik Gass: „Film und Kunst nach dem Kino" – Rezensionen des Buches bei Perlentaucher

Was, wenn das Kino stirbt? – Buchbesprechung bei dradio.de

Die Diskussion über die Zukunft des Kinos ist eröffnet. Und wir können nur an jeden Filmliebhaber appellieren, sich zukünftig vielleicht doch wieder des Öfteren zu einer Filmvorführung in einem dunklen und einladenden Kinosaal zu verabreden und Filme nicht nur als DVD zu Hause oder gar auf dem Smartphone anzusehen. Auch wenn letztere Medien im Trend der Zeit liegen, nirgends lässt sich ein Film so genießen wie in einem Lichtspielhaus. Das war früher so und es wird immer so bleiben, da sind wir unverbesserlich. Und den Filmemachern (auch oder besonders den deutschen) sei zugerufen: Macht mal wieder Filme für die große Leinwand, die andere Medien (wie das Fernsehen und DVDs) später auswerten können, und nicht umgekehrt!

Dazu auch unser Blog-Beitrag WARUM ICH (TROTZDEM) INS KINO GEHE, in dem Regina beschreibt, wie eine Filmvorführung im Kino leider manchmal verläuft, aber keineswegs verlaufen muss.

Ergänzung am 22.01.2013
Alle Macht dem Geschäftsführer
Lars Henrik Gass, Leiter der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, beschreibt, wie der zunehmende Einfluss von Stiftungen im Bereich der Kulturförderung (deren „kompetente“ Entscheidungsträger vornehmlich aus der Fernsehwirtschaft stammen) die Vielfalt des deutschen Films massiv gefährdet. Die Entscheidungen darüber, welche Filme zu fördern seien (oder nicht), liegen heutzutage nahezu ausschließlich in den Händen von Gremien, die von institutionellen Interessen abhängig sind. „Immer weniger Personen entscheiden über immer mehr Mittel und sind dabei immer weniger unabhängig. So werden Antragsteller von einem kleinen Kreis von Entscheidungsträgern abhängig. Das befördert ein Klima der Angst und kulturellen Uniformität.“
Da hat es der eher fernsehuntaugliche und unangepasste Film dann halt schwer … 
Keine gute Entwicklung.