Ob Kaiser Augustus in jeder Situation seine Rolle gut
gespielt hat, vermögen wir nicht zu beurteilen, dass die Darsteller in den
Filmen, die das METROPOLIS Kino im August im Programm hat, es getan haben,
glauben wir schon. Einer, für den das ganz bestimmt gilt, ist der am 13. Juli
2014 verstorbene deutsche Theaterschauspieler Gert Voss, den Sie in Giulio
Ricciarellis Film IM LABYRINTH DES
SCHWEIGENS in unserer Filmreihe DaF am 12.8. um 19.00 Uhr erleben können. Es
war Voss‘ letzte Filmrolle und er spielt bravourös den Generalstaatsanwalt und
Initiator der Frankfurter Auschwitz-Prozesse Fritz Bauer, der allen
Widerständen der von ehemaligen Nazis durchsetzten Politik und Justiz zum Trotz
deutsche Kriegsverbrecher vor Gericht brachte. Auch wenn Voss (und damit auch
Fritz Bauer) eine Nebenrolle in dem Film spielt, ist es sein Spiel, das noch
lange in Erinnerung bleibt.
Mehr Informationen zu IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS und den Trailer finden Sie in diesem Blogpost.
Foto: © Universal Pictures
Mit dem Thema Auschwitz beschäftigt sich auch Gabriele
Trosts Dokumentation WIR HABEN DOCH
NICHTS GETAN (D 2007) in der Reihe TÄTER – OPFER – WIDERSTAND, den das METROPOLIS
am 30.8. um 17.00 Uhr zeigt. Gabriele Trost zeichnet darin den Leidensweg sechs
Überlebender des Völkermordes an den Sinti und Roma nach.
Jährlich gedenken Sinti und Roma aus ganz Europa am 2.
August in Ausschwitz-Birkenau ihrer ermordeten Angehörigen. In der Nacht vom 2.
auf den 3. August 1944 wurden die letzten im Lager verbliebenen 2897 Männer,
Frauen und Kinder von den Nazis ermordet. Insgesamt wurden 23.000 Sinti und
Roma nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo die meisten ermordet wurden bzw.
aufgrund der unmenschlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen verstarben.
Beim Dokumentations- und Kulturzentrum deutscher Sinti und Roma können Sie sich ausführlich über die NS-Verbrechen an den Sinti und
Roma informieren.
In der BRD der 50er und 60er Jahre genoss man das
Wirtschaftswunder, eine Aufarbeitung des Holocaust oder auch des Völkermordes
an den Sinti und Roma wäre dabei wohl nur eine unangenehme Störung gewesen.
Diese Haltung drückte sich auch in den meisten in dieser Zeit produzierten
Filmen aus. Einer der wenigen Produzenten dieser Zeit, denen es darum ging, die
deutsche NS-Vergangenheit aufzuarbeiten, war der 1918 geborene Artur Brauner,
der als Sohn jüdischer Eltern durch seine Flucht in die Sowjetunion dem Holocaust
entkam. Brauner ging nach Kriegsende im Jahr 1946 nach Westberlin und gründete
im September des gleichen Jahres die Central Cinema Company. Er hat bis heute
etwa 250 Filme produziert. Neben reinen Unterhaltungsfilmen waren es auch
Filme, die sich mit dem NS-Regime auseinandersetzten, darunter auch die
späteren Werke HITLERJUNGE SALOMON (1990), DER LETZTE ZUG (2006) und
WUNDERKINDER (2011). Das METROPOLIS zeigt im August sieben Filme aus der
Produktion Brauners, die zwischen den Jahren 1952 und 1960 entstanden, beispielsweise
am 19. und 21.8. jeweils um 17.00 Uhr DIE
1000 AUGEN DES DR. MABUSE (D 1960, Regie: Fritz Lang). Die weiteren
Brauner-Filme entnehmen Sie gern der Themenseite des
METROPOLIS unter dem Titel ARTUR BRAUNER UND DIE CCC FILMKUNST.
Als Regisseur beleuchtete Rainer Werner Fassbinder vor
allem in seinem Film DIE EHE DER MARIA
BRAUN (BRD 1978) die deutsche Nachkriegsgeschichte mit dem Vergessen und
Verdrängen sowie der fehlenden Bereitschaft zur Aufarbeitung der NS-Zeit. Der 4.
Juli 1954, der Tag, an dem Deutschland erstmals Fußballweltmeister wurde, ist nicht
zufällig ein Unglückstag in diesem bedeutenden Film, den Sie am 1.8. (21.15),
2.8. (19.00) und am 3.8. (19.15) im METROPOLIS wiederentdecken bzw. neu
entdecken können (was wir ausdrücklich empfehlen). Weitere Filme des 1982 jung
verstorbenen Regisseurs, der am 31. Mai dieses Jahres 70 Jahre alt geworden
wäre, sind im August IN EINEM JAHR MIT
13 MONDEN (BRD 1978), LILI MARLEEN
(BRD 1980), LOLA (BRD 1981), QUERELLE – EIN PAKT MIT DEM TEUFEL
(BRD/F 1982) sowie DIE SEHNSUCHT DER
VERONIKA VOSS (BRD 1982). Die Spielzeiten finden Sie auf der Themenseite des
METROPOLIS.
Wer sich bisher wenig (oder gar nicht) mit dem Werk
Fassbinders beschäftigt hat, dem empfehlen wir als Einstieg LILI MARLEEN, ein Drama, das durchaus
unterhaltsam und packend ist – mit einem tollen Einsatz der Farben und einer
Helligkeit und auch Weite, die man in vielen Filmen Fassbinders vermissen mag. LILI MARLEEN wurde zwar seinerseits von
der Kritik zwiespältig aufgenommen, lohnt aber unbedingt den Kinobesuch –
Betonung auf Kino!
Wir empfehlen zum Weiterlesen über Rainer Werner
Fassbinder „Sechs Erinnerungen zum 70. Geburtstags des Genies“ von Alexander
Kluge bei Spiegel Online.
Auch die Retrospektive INGRID BERGMAN anlässlich des
100. Geburtstags der schwedischen Schauspielerin in diesem Jahr wird im August
fortgesetzt, und zwar hochkarätig mit Filmen wie WEM DIE STUNDE SCHLÄGT (USA 1943, Regie: Sam Wood)), CASABLANCA (USA 1942, Regie: Michael
Curtiz), SPELLBOUND (USA 1945,
Regie: Alfred Hitchcock), THE BELLS OF
ST. MARY’S (USA 1945, Regie: Leo McCarey), NOTORIOUS (USA 1946, Regie: Alfred Hitchcock) sowie ARCH OF TRIUMPH (USA 1948, Regie: Lewis
Milestone). Alle Spielzeiten gibt’s auf der Themenseite des
METROPOLIS unter dem Titel INGRID BERGMAN.
Französisch wird es im METROPOLIS ab dem 20.8. Dann
werden um 20.00 Uhr die 8. FRANZÖSISCHEN FILMTAGE mit der Komödie DES MILLIARDS DE TOI MON POUSSIN (F
2014, Regie: Mathilde Laconche) eröffnet. Zwei Halbwüchsige wollen ihre
Umgebung vom Lebenskonzept des Veganimus überzeugen. Klingt nach einer schönen
Idee.
Bis zum 29.8. zeigt das METROPOLIS fünf weitere aktuelle
französische Produktionen sowie ein Kurzfilmprogramm (23.8., 19.00 Uhr) unter
dem Motto LA VIE LUNATIQUE. Alle
Filme laufen im französischen Original mit deutschen bzw. englischen Untertiteln.
Im Rahmen der FRANZÖSISCHEN FILMTAGE gibt es zudem eine Werkschau
mit allen fünf Filmen des französischen
Regisseurs LEOS
CARAX, darunter selbstverständlich auch sein faszinierender und
bizarrer Kino-Trip HOLY MOTORS (F
2012) am 30.8. um 19.00 Uhr. Achtung: Sämtliche Filme dieser Retrospektive
haben nur einen Spieltermin!
Die Reihe NEUES DEUTSCHES KINO ist im August dem
Regisseur Axel Ranisch gewidmet. Das METROPOLIS hat seine Filme DICKE MÄDCHEN (D 2012), REUBER (D 2013) und ICH FÜHL MICH DISCO (D 2013) im
Programm. Die Termine und Informationen zu den Filmen entnehmen Sie gern der
Themenseite des
Kinos unter dem Titel NEUES DEUTSCHES KINO.
Einen weiteren aktuellen deutschen Film können Sie am
9.8. um 17.00 Uhr in der Reihe SOULFOOD JAIL ansehen. FREISTATT (D 2015, Regie: Marc Brummund) beschreibt, auf wahren
Begebenheiten beruhend, die sadistischen Erziehungsmethoden in einem
norddeutschen Erziehungsheim in den 1960er Jahren. Ein wenig schließt sich hier
unser Kreis, denn Brummunds Drama lässt erkennen, wie die Gewalt als
Erziehungsmethode im Schatten der unbewältigten NS-Vergangenheit erwächst. Und so
wie der Holocaust im Nachkriegsdeutschland verschwiegen wurde, so legte sich
auch eine Mauer des Schweigens über die Missstände und den Missbrauch in den
Erziehungsheimen der Nachkriegsgesellschaft. Ein sehr sehenswerter Film!
So weit unsere Tipps zum August-Programm des METROPOLIS.
Weitere Reihen, die auf der Themenseite des
Kinos Ihre Beachtung verdienen sind dokART, JÜDISCHER FILMCLUB, SENIORENKINO (George Roy Hills
Gaunerkomödie DER CLOU mit Robert
Redford und Paul Newman am 20.8. um 14.00 Uhr), ASYNCHRON und kinelab hamburg.
Wir wünschen Ihnen einen schönen Spätsommer und viele
anregende und unterhaltsame Kinostunden!
Am Meer
Wie ist dir
nun,
meine Seele?
Von allen Märkten
des Lebens fern,
darfst du nun ganz
dein selbst genießen.
meine Seele?
Von allen Märkten
des Lebens fern,
darfst du nun ganz
dein selbst genießen.
Keine Frage
von Menschenlippen
fordert Antwort.
Keine Rede
noch Gegenrede
macht dich gemein.
Nur mit Himmel und Erde
hältst du
einsame Zwiesprach.
Und am liebsten
befreist du
dein stilles Glück,
dein stilles Weh
in wortlosen Liedern.
von Menschenlippen
fordert Antwort.
Keine Rede
noch Gegenrede
macht dich gemein.
Nur mit Himmel und Erde
hältst du
einsame Zwiesprach.
Und am liebsten
befreist du
dein stilles Glück,
dein stilles Weh
in wortlosen Liedern.
Wie ist dir
nun,
meine Seele?
Von allen Märkten
des Lebens fern
darfst du nun ganz
dein selbst genießen.
meine Seele?
Von allen Märkten
des Lebens fern
darfst du nun ganz
dein selbst genießen.
Christian Morgenstern