Isi ist 27 und träumt nach ihrem Studienabschluss davon, als Grafikerin durchstarten zu können, doch die Verlage winken ab, wenn sie ihnen ihre Entwürfe für eine Graphic Novel des Romans „Die Schönen und die Verdammten“ von F. Scott Fitzgerald vorlegt, und ermöglichen ihr maximal ein Praktikum. Als ihre Mitbewohnerin und Freundin Lotte überraschend einen Job bei einem hippen Vegan-Magazin erhält und sich dazu noch verliebt und schwanger wird, muss Isi aus der WG ausziehen. Doch es warten noch weitere Rückschläge auf sie.
Die Regisseurin Helena Hufnagel entwirft in ihrem Kinodebüt auf heitere Art ein sensibles Porträt der Generation Y, die überqualifiziert und mit zu wenig Berufserfahrung ihren Platz in einer Gesellschaft sucht, die sie zum Erwachsenenwerden zwingt. Vermeintlich stehen alle Türen offen in dieser vom von Individualismus geprägten Welt, vermeintlich kann man tun, was man möchte, bis man dann auf den Boden der Realität angelangt ist und sich so mancher Traum in Luft aufgelöst hat. Vielleicht aber lohnt es sich ja dennoch, seinen eigenen Weg zu gehen und sein Leben zu leben.
Beim Filmfestival Max-Ophüls-Preis wurde der Film vom Publikum bejubelt und sogar die BILD war sehr angetan und schrieb von der ungeschminkten Schwester von TEUFEL TRÄGT PRADA. Wir haben beim Anschauen des Films mehr an die Schwester von OH BOY gedacht, auch wenn die Jagd nach dem Kaffee fehlte. Ein wirklich sehr gelungener Film, für den neben der Regiearbeit von Helene Hufnagel weitere Frauen (u.a. Drehbuch, Kamera, Schnitt) verantwortlich zeichnen.
"EINMAL BITTE ALLES ist ein
Gefühlsporträt der viel beschriebenen Generation Y. Die sogenannten Millenials,
also jene jungen Menschen, die zwischen 1980 und 2000 geboren sind, die jetzt
erwachsen werden, aber beruflich über das Praktikantendasein nicht
hinauskommen. Und sich auch privat nicht so recht festlegen können.
Tatsächlich ist das Debüt sehr gelungen, das Dilemma der Jugendlichen wurde
stimmig eingefangen. Hufnagel findet eine souveräne Filmsprache für ihre
Protagonisten. Und Luise Heyer, die schon als Chaoten-Mutter im Berlin-Drama
"Jack" einen starken Eindruck machte, überzeugt hier als Isi.“ Hamburger Abendblatt
„Helene Hufnagel gelingt es mit viel
Einfühlungsvermögen, die Sorgen und Hoffnungen junger Menschen unterhaltsam und
in sich stimmig darzustellen. Im Verlauf der Handlung lernt Isi, das ständige
Vergleichen mit Anderen einzustellen, und feiert einen persönlichen Triumph. (…)
Die Ottonormalverbraucher, an denen sich Isi und wohl auch Hufnagel lang
gemessen haben, die pünktlich „erwachsen“ gewordenen Nestbauer, können dann in
der Midlifecrisis darüber lamentieren, was sie alles eigentlich gern gemacht
hätten, oder die Schulzeit zur Hochzeit des Lebens verklären. Die Luise Heyers
und Helena Hufnagels da draußen dürften über so was wohl nur müde lächeln –
meistens jedenfalls, und vor allem hinterher.“ Programmkino
„Im
Zentrum steht die Frage, ob man sich von einem bestimmten Alter an entscheiden
muss, lieber den kleinen oder doch noch den großen Traum zu träumen.
Sachbearbeiter bleiben oder doch als Trucker durch die Welt fahren.
"Irgendwann ist es ja zu spät, um zum Beispiel Ballerina zu werden",
sagt Hufnagel.“ Süddeutsche Zeitung
„KEINER
LIEBT MICH wäre auch ein passender Titel gewesen. Helena Hufnagel bewegt sich
mit EINMAL BITTE ALLES auf den Spuren von Doris Dörries Tragikomödie von vor 23
Jahren. Eine Frau, die auf die 30 zugeht, fühlt sich als Verliererin ihrer
Generation. An jeder Ecke wartet auf die Protagonistin eine neue kleine
Katastrophe. Helena Hufnagel und ihre beiden Drehbuchautorinnen lassen die von
Luise Heyer gespielte Isi in vergnügliche Situationen stolpern, ohne sie dabei
der Lächerlichkeit preiszugeben. Ein gelungenes Debüt.“ Deutschlandfunk
„Die
Münchner Dauerpraktikantin Isi sucht ihren Platz im Leben und will in einem
unterhaltsamen und sensiblen Porträt der Generation Y "Einmal bitte
alles". (…) Nichts hängt an der großen Glocke, und gerade deshalb kann man
teilhaben an Isis Leben, in dem zwischen all ihren Gefühlsausbrüchen, zwischen
tiefer Verzweiflung und unbändigem Jubel, immer Platz ist für den Witz, den man
braucht, um irgendwie durch den chaotischen Alltag zu kommen.“ Prisma
Text: Regina Nickelsen (Colón Language Center)
DaF
im METROPOLIS Kino Hamburg am 4.10.2017 (19.00 Uhr):
EINMAL BITTE ALLES
Deutschland 2017
Regie: Helena Hufnagel
Lauflänge: 85 Min.
Darsteller: Luise Heyer, Jytte Merle Böhrnsen, Maxi
Schafroth, Jessica Schwarz (voice over)