Samstag, 09.02.2013 gegen
11.00 Uhr: Ankunft Berlin Hauptbahnhof, laut eigener Angabe der modernste
Bahnhof der Welt. Mein erster Eindruck nach mehreren Jahren Abwesenheit bei
einer Zigarette auf dem Bahnhofsvorplatz vor der Weiterfahrt mit S- und U-Bahn:
Berlin hat von seinem Baustellen-Charme nichts verloren.
Der (modernste)
Hauptbahnhof von innen: Man rennt herum wie Falschgeld. Ständig weisen
irgendwelche Schilder auf nahezu alle Linien hin, die es auf diesem Planeten
gibt. Man verliert unendlich viel Zeit bei der Suche nach seiner wirklichen
Bestimmung. Liegt es an der Größe Berlins oder fehlt den Berlinern die Klarheit
des Ausdrucks? Da man Fehler immer zu allererst bei sich selbst suchen sollte: Oder
bin ich einfach nur zu blöd, um die Piktogramme zu entschlüsseln?
S-Bahn bis Alexanderplatz.
Dann Umstieg in die U5 bis Frankfurter Tor. Laut Angabe einer
S-Bahn-Bediensteten sei das die richtige Haltestelle für mein Ziel. Ist es aber
nicht. Wegen der diversen Ausgänge an der Station frage ich eine Passantin, wie
ich zur Gürtelstraße komme. Sie weiß es nicht, hat aber ein Handy und findet
heraus, dass ich zur Frankfurter Allee fahren muss. Und es stimmt. Fazit:
Menschen irren, Navis nicht. Aber ein ganz dickes Dankeschön an diese
hilfsbereite Berlinerin, die sich so viel Zeit genommen hat, mir zu helfen. Und
Menschen wie sie (freundlich, offen, hilfsbereit, kommunikativ) werde ich an
diesem Wochenende in Berlin noch viele andere treffen.
Überhaupt das
Berliner Verkehrssystem und seine oft nicht vorhandenen bzw. missverständlichen
Hinweistafeln und Übersichtspläne. An vielen Stationen hängt nirgends ein
Übersichtsplan, allerhöchstens auf dem Bahnsteig, aber dann ist es ja schon zu
spät. Es gibt Schilder, die z.B. aussagen "U2 Pankow" (dorthin fuhr
schon Udo Lindenberg in einem Sonderzug). Aber wem hilft`s, wenn er irgendwo
anders hin möchte?
Berlin
versucht das, was unser digitales Zeitalter hervorruft, nämlich den Verlust
direkter Face-to-Face-Kommunikation, gutzumachen, indem es uns zwingt, an jeder
Station ihrer BVG mit mindestens 20 verschiedenen einem unbekannten Menschen
Kontakt aufzunehmen. Face-to-Face. Dummerweise schaut man häufig in Gesichter,
die die gleiche Ratlosigkeit ausstrahlen wie das eigene.
Und die Berlinale?
Ein meines
Erachtens schlechtes Ticket-Verkaufssystem. Im Online-Vorverkauf gibt es nur
ein Mini-Kontingent, das, wenn man abends nach der Arbeit versucht, auf diesem
Wege eine Karte für seinen Wunschfilm zu ergattern, keinen Verkauf dafür mehr
anbietet. Und vor Ort kann man Karten für Vorstellungen des gleichen Tages nur
in den Kinos kaufen, die den Film an diesem Tag zeigen. Es wäre aber zu leicht,
wenn man jetzt zum betreffenden Kino ginge und glaubte, man werde schon noch
eine Karte bekommen. Der Wettbewerb ist ohnehin längst ausverkauft, das weiß
wahrscheinlich fast jeder. Für Filme, die nicht im Wettbewerb laufen, gibt es
jedoch zumeist noch Karten. Nur wann sie verkauft werden, das ist leider nicht
sicher. Um eine Karte für den Film A SINGLE SHOT (Vorstellung am Sonntag um
20.00 Uhr im Cubix am Alexanderplatz) zu erwerben, war ich im Laufe des Sonntags fünfmal (!)
an der Kasse des Kinos. Immer hieß es, die Karten seien noch nicht da, es habe
sich da noch gar nichts bewegt. "Doch, ich", möchte man
schreien.
Nun gut, beim
fünften Mal waren die Karten da. Und ich habe eine bekommen. Der Film war
übrigens wirklich sehenswert. Die verlorene Zeit aufgrund der vergeblichen
Versuche, eine Karte dafür zu bekommen, nahm mir jedoch die Zeit für andere
Dinge, denn Berlin hat ja auch zu Berlinale-Zeiten noch mehr als Filme zu
bieten. Und sie nahm mir auch die Zeit, mich in die Schlangen anderer Kinos
zwecks des Erwerbs von Tickets für andere Filme einzureihen.
Mein Fazit:
Ich bin verrückt genug, um nochmals zur Berlinale zu fahren. Denn es war schön,
ein wenig Berlinale-Atmosphäre zu schnuppern, zwei Filme ansehen zu können (SILVI
und A SINGLE SHOT), wenngleich ich unser „kleines“, aber sehr feines Filmfest
Hamburg wegen seiner Übersichtlichkeit und seiner Independent-Perlen keineswegs
schlechter finde.
Ein Vorschlag
an die Organisatoren der Berlinale (auch wenn die sicher nicht auf mich hören
werden und es als Außenstehende immer leicht ist zu meckern): Könnte man nicht
wenigstens in den Kinos per Anzeige bekanntgeben, welche Karten wann verkauft
werden? Das würde einem so manchen sinnlosen Besuch der Kinokassen nebst
Schlangestehen ersparen. Aber wahrscheinlich wäre dann der Andrang beim Verkauf
der Karten für besonders beliebte Filme viel zu groß ….
(Regina
Nickelsen)