Heute,
am Samstag, werden bei der #Berlinale, dem drittwichtigsten Filmfestival
weltweit, die Bären verliehen. Als heißer Kandidat für den Goldenen Bären wird BOYHOOD von Richard
Linklater (vielen bekannt durch seine
Trilogie „Before Sunrise“, „Before Sunset“ und „Before Midnight“) gehandelt. BOYHOOD erzählt die Geschichte des Jungen Mason (Ellar Coltrane)
von seiner Schulzeit bis zum College-Eintritt im Zeitraffer. Linklater hat im
Jahr 2002 mit den Dreharbeiten für den Film begonnen und mit den gleichen
Darstellern die Geschichte über die folgenden Jahre fortgesetzt. Amerikanische
Kritiker sprachen beim #Sundance Festival zu Beginn des Jahres vom einem Epos
über das Gewöhnliche. Ich habe diesen Film nicht sehen können, möchte das aber
unbedingt in Hamburg nachholen und hoffe auf einen baldigen Starttermin.
Bevor
BOYHOOD
zum Favoriten avancierte, galt der deutsche Beitrag KREUZWEG von Dietrich Brüggemann als
verheißungsvollster Anwärter auf die wichtigste Trophäe der Berlinale. KREUZWEG porträtiert
die vierzehnjährige Maria, die in einer fundamentalistischen katholischen
Familie unterdrückt und seelisch missbraucht wird. Maria, deren ganzes Leben
vom Glauben beherrscht ist, gerät aus Angst vor Sünde und Ungehorsam auf einen
fatalen Weg. Ein in Zeiten der Wiederkehr gewisser religiöser Sehnsüchte sehr
aktueller Film, der aus nur 14 Einstellungen, die bis zu 15 Minuten lang sind,
besteht. Starr wie die fundamentalistischen Katholiken im Film, aber keineswegs
langweilig. Und auch wenn es einige Lacher im Kinosaal gab: Ein äußerst
bedrückender Film. KREUZWEG war mein fünfter von leider nur fünf
Filmen (bei vier Tagen Aufenthalt in Berlin).
Die
weiteren Filme, die ich während der Berlinale sehen konnte:
JACK von Edward Berger. Ein sehr sehenswerter
Film mit einem großartigen Hauptdarsteller, dem 11jährigen Ivo Pietzcker.
Ebenfalls im Wettbewerb. Auch wenn die Bären-Chancen gering sein dürften:
Dieser berührende Film hat mir sehr gefallen. Und vielleicht gibt es ja eine
Überraschung bei der Vergabe des Bären für den besten Darsteller ….
Mein
Film Nr. 2 war der kanadische Film QUE TA JOIE DEMEURE von Denis Côté. Klasse Experimentalfilm! Ich liebte schon seinen Film BESTIAIRE,
und auch dieses neue Werk überzeugt mich total. Aber dieser Film ist sicherlich
nicht nach jedermanns Geschmack. Nach der Vorführung dieses Films kam ich im
Cinestar IMAX auch noch in den Genuss des Q&A mit dem sympathischen
Regisseur. Mein Berlinale-Highlight!
Damian John Harpers LOS ÁNGELES war mein Film Nr. 3
bei der Berlinale (Forum). Ein Film über Jugendliche im ländlichen Süden
Mexikos. Eine Kamera, die immer in Bewegung ist, dokumentarisch anmutende
Bilder, beklemmende Atmosphäre. Thematisch sicher nichts Neues, aber gut
umgesetzt. Realistisch wirkende Bilder vom täglichen Überlebenskampf der
Menschen im Dorf Santa Ana del Valle (gedreht mit den lokalen Dorfbewohnern als
Darstellern).
Mein Film
Nr. 4 bei der Berlinale 2014: Benjamin
Naishtats HISTORIA
DEL MIEDO, ein Gesellschaftsbild Argentiniens nach der Wirtschaftskrise
über Gated Communities und die, die draußen bleiben müssen bzw. nur zum
Arbeiten hinein dürfen. Ein Kunstfilm, bei dem sich die Puzzleteile nur langsam
zusammenfügen. Durchaus interessante Szenen, teils absurd und surreal, aber
insgesamt etwas anstrengend und die wohl gewünschte Erzeugung einer
bedrohlichen Atmosphäre gelingt eher nicht.
Alles, was ich außer der Berlinale noch tun wollte, habe
ich nicht geschafft. Die Fahrerei nimmt halt doch viel Zeit, zumal meine
Unterkunft (eine schöne Genossenschaftsgästewohnung) nicht wirklich günstig
lag. Aber während der Berlinale sollte die Berlinale für einen Filmfan ja auch
Vorrang haben ….
Und das „Berlinale-Dorf“ ist dann eben doch nicht so
groß: Ich bin mehreren Personen, die ich aus Hamburg kenne, begegnet …. Und ich
habe wieder viele sehr nette und hilfsbereite Berliner getroffen! Dieses Mal
gab es für mich auch kein nervendes (und erfolgloses) Anstehen an irgendwelchen
Kinokassen, da ich mir Tickets im Online-Vorverkauf sichern konnte. Da nimmt
man dann zwar das, wofür es noch Karten gibt, und muss auf so manchen Film, der
einen sehr interessierte hätte, verzichten, aber es schont die Nerven und spart
enorm Zeit.
Mein persönliches Fazit: Fünf Filme habe ich gesehen, die
mich nicht alle überzeugt haben (siehe oben), zwei äußerst interessante
Veranstaltungen mit Vertretern der Berliner Schule besucht, eine Ausstellung
(Installationen) angesehen, ein wenig Roter-Teppich-Atmosphäre geschnuppert und vier
wirklich schöne Tage in Berlin verbracht. Beim nächsten Mal bleibe ich zwei
Tage länger ….
Diesen Berlinale-Trailer habe ich während der vier Tage
in Berlin gefühlte 10.000mal gehört und gesehen und möchte ihn euch daher nicht
vorenthalten (zum Einbetten habe ich ihn leider nicht finden können).