Am 6.5. starteten im METROPOLIS Kino Hamburg die 2.
Hamburger Stummfilmtage, die sich dem Thema Kriminal- und
Detektivfilme der 1910er und 1920er Jahre widmen.
Eröffnet wurde das Festival am 6.5.2016 um 20.00 Uhr mit
Gerhard Lamprechts DER MANN MIT DEM
LAUBFROSCH (D 1928), musikalisch begleitet wird die Vorführung von einem
Jazz-Quartett mit den Musikern Robert Masou (Kontrabass), Beatrice Gamza
(Gitarre), Hans-Christoph Hartmann (Saxophon) und Frank Posiadly (Trompete). Großartig!
Absoluter Höhepunkt der Stummfilmtage dürfte Fritz Langs
erster Mabuse-Film DR. MABUSE – DER
SPIELER aus dem Jahr 1922 sein, den das METROPOLIS zum Abschluss des
Festivals am 14.5. zeigt. Das epochale Werk von immerhin 270 Minuten Länge ist
ab 17.00 Uhr in seinen zwei Teilen mit jeweils sechs Akten zu sehen. Der Film
gilt gleichzeitig als cleverer Kriminalfilm sowie beeindruckendes Sittengemälde,
das die bürgerliche Verlogenheit und Dekadenz attackiert, und hat zudem grandiose
Kulissen aufzubieten. Die drei Musiker, die den Film musikalisch begleiten,
werden jedenfalls viel zu tun haben und dem Publikum wird ein großes Kinoerlebnis
geboten.
Fritz Langs unterschätzter Agententhriller SPIONE (D 1927) wird am 12.5. um 19.00
Uhr gezeigt. Das Werk ist einer
der ersten Agentenfilme der Filmgeschichte. Jonathan Rosenbaum schrieb über SPIONE: “Erotic, mysterious, abstract,
full of uncanny images and ideas, and rich with multiple identities and
intrigue, this is essential viewing for anyone interested in the great
director's work.”
Weitere Highlights bei den Stummfilmtagen:
Hans Steinhoffs höchst spannender Genrefilm NACHTGESTALTEN (D/GB 1929), der bei seiner
Uraufführung in Berlin vom Publikum begeistert aufgenommen wurde und als
Steinhoffs bester Stummfilm gilt. Die Hauptdarstellerin Mabel Poulton war zu
dieser Zeit die populärste Filmschauspielerin Großbritanniens.
Termin: 11.5. um 19.30 Uhr
Max Macks Detektivkomödie WO IST COLETTI (D 1913) über einen Detektiv, der demjenigen 100.000
Mark Belohnung verspricht, der ihn binnen 48 Stunden in Berlin aufspüren kann.
Die Jagd auf den sonst Jagenden quer durch Berlin beginnt ….
Der Film ist nicht nur ein heiterer Detektivfilm, sondern
spielt auch geschickt auf die im Jahr 1913 noch recht junge Kunst des Kinos an.
Unseres Wissens ist dieser Film eine Rarität und man sollte sich am 8.5. um
17.00 Uhr keinesfalls die Gelegenheit entgehen lassen, diesen früher
„Blockbuster“ 103 Jahre nach seiner Uraufführung zu entdecken.
Franz Ostens gefühlvolles Melodram DIE VILLA IM TIERGARTEN (D 1926) mit unserem Hamburger Denkmal Hans
Albers am 12.5. um 17.00 Uhr.
DAS
ROLLENDE HOTEL (D 1918) und DAS ABENTEUER EINES JOURNALISTEN (D 1914) des Regisseurs und
Drehbuchautors Harry Piel, der eigentlich Kunstflieger hatte werden wollen, den
es dann aber zum jungen Medium Film zog. Piels Liebe zum Abenteuer, zu
Sensationen und viel Action finden in seinen Film häufig Ausdruck. Er war auch
einer der ersten Filmemacher, die auf der Zugspitze filmte und agierte zudem
als Darsteller, Cutter, Produzent und Kameramann.
Die Termine:
DAS
ROLLENDE HOTEL am 13.5. um 17.00 Uhr
DAS
ABENTEUER EINES JOURNALISTEN am 13.5. um 19.30 Uhr
Ähnlich wie Piel war auch der österreichische Regisseur
Joseph Delmont ein Abenteurer (er arbeitete auch zeitweise mit Piel zusammen). Delmont
trat bereits im Alter von acht Jahren als Artist im Zirkus auf, war später auch
Dompteur und Tierfänger. Offenbar bot das Leben eines Filmemachers noch mehr
Adrenalin, denn auch Delmont wandte sich dem Kino zu und frönte im Film seine
Liebe zur Action. Das METROPOLIS zeigt am 10.5. um 19.30 Uhr ein Doppelprogramm
mit den Filmen DAS RECHT AUFS DASEIN
und DER GEHEIMNISVOLLE KLUB (beide D
1913).
Lupu Picks Detektivfilm DAS PANZERGEWÖLBE (D 1926), ein Remake des gleichnamigen und sehr
erfolgreichen Films aus dem Jahr 1914, das jedoch recht stark vom Originalfilm
abweicht, aber gleichfalls spannend daherkommt.
Termin: 10.5. um 17.00 Uhr
Das vollständige Programm der Stummfilmtage und weitere Infos
zu den Filmen und zur Musikbegleitung sowie alle Spieltermine und finden Sie
hier auf der Webseite des METROPOLIS.
Schön, dass die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein
die Stummfilmtage
fördert, denn die Veranstaltung eines solchen Festivals mit teils recht teuren
Archivfilmen und mit Musikbegleitung ist keineswegs ein kostengünstiges
Unterfangen.
Unsere Unterstützung haben die Werke aus der
Kinofrühgeschichte aber auch unbedingt verdient, denn es ist schon ein tolles
Erlebnis, Filme aus dieser Zeit zu genießen, in der es keine Möglichkeiten
aufwendiger Bearbeitung und technischer Tricks gab.
Auf zu den Stummfilmtagen!