Samstag, 7. Mai 2016

Die 2. HAMBURGER STUMMFILMTAGE im METROPOLIS Kino



Am 6.5. starteten im METROPOLIS Kino Hamburg die 2. Hamburger Stummfilmtage, die sich dem Thema Kriminal- und Detektivfilme der 1910er und 1920er Jahre widmen. 

Eröffnet wurde das Festival am 6.5.2016 um 20.00 Uhr mit Gerhard Lamprechts DER MANN MIT DEM LAUBFROSCH (D 1928), musikalisch begleitet wird die Vorführung von einem Jazz-Quartett mit den Musikern Robert Masou (Kontrabass), Beatrice Gamza (Gitarre), Hans-Christoph Hartmann (Saxophon) und Frank Posiadly (Trompete). Großartig! 

Absoluter Höhepunkt der Stummfilmtage dürfte Fritz Langs erster Mabuse-Film DR. MABUSE – DER SPIELER aus dem Jahr 1922 sein, den das METROPOLIS zum Abschluss des Festivals am 14.5. zeigt. Das epochale Werk von immerhin 270 Minuten Länge ist ab 17.00 Uhr in seinen zwei Teilen mit jeweils sechs Akten zu sehen. Der Film gilt gleichzeitig als cleverer Kriminalfilm sowie beeindruckendes Sittengemälde, das die bürgerliche Verlogenheit und Dekadenz attackiert, und hat zudem grandiose Kulissen aufzubieten. Die drei Musiker, die den Film musikalisch begleiten, werden jedenfalls viel zu tun haben und dem Publikum wird ein großes Kinoerlebnis geboten. 

Fritz Langs unterschätzter Agententhriller SPIONE (D 1927) wird am 12.5. um 19.00 Uhr gezeigt. Das Werk ist einer der ersten Agentenfilme der Filmgeschichte. Jonathan Rosenbaum schrieb über SPIONE: “Erotic, mysterious, abstract, full of uncanny images and ideas, and rich with multiple identities and intrigue, this is essential viewing for anyone interested in the great director's work.” 

Weitere Highlights bei den Stummfilmtagen:

Hans Steinhoffs höchst spannender Genrefilm NACHTGESTALTEN (D/GB 1929), der bei seiner Uraufführung in Berlin vom Publikum begeistert aufgenommen wurde und als Steinhoffs bester Stummfilm gilt. Die Hauptdarstellerin Mabel Poulton war zu dieser Zeit die populärste Filmschauspielerin Großbritanniens.
Termin: 11.5. um 19.30 Uhr

Max Macks Detektivkomödie WO IST COLETTI (D 1913) über einen Detektiv, der demjenigen 100.000 Mark Belohnung verspricht, der ihn binnen 48 Stunden in Berlin aufspüren kann. Die Jagd auf den sonst Jagenden quer durch Berlin beginnt ….

Der Film ist nicht nur ein heiterer Detektivfilm, sondern spielt auch geschickt auf die im Jahr 1913 noch recht junge Kunst des Kinos an. Unseres Wissens ist dieser Film eine Rarität und man sollte sich am 8.5. um 17.00 Uhr keinesfalls die Gelegenheit entgehen lassen, diesen früher „Blockbuster“ 103 Jahre nach seiner Uraufführung zu entdecken.

Franz Ostens gefühlvolles Melodram DIE VILLA IM TIERGARTEN (D 1926) mit unserem Hamburger Denkmal Hans Albers am 12.5. um 17.00 Uhr.

DAS ROLLENDE HOTEL (D 1918) und DAS ABENTEUER EINES JOURNALISTEN (D 1914) des Regisseurs und Drehbuchautors Harry Piel, der eigentlich Kunstflieger hatte werden wollen, den es dann aber zum jungen Medium Film zog. Piels Liebe zum Abenteuer, zu Sensationen und viel Action finden in seinen Film häufig Ausdruck. Er war auch einer der ersten Filmemacher, die auf der Zugspitze filmte und agierte zudem als Darsteller, Cutter, Produzent und Kameramann.

Die Termine:
DAS ROLLENDE HOTEL am 13.5. um 17.00 Uhr
DAS ABENTEUER EINES JOURNALISTEN am 13.5. um 19.30 Uhr

Ähnlich wie Piel war auch der österreichische Regisseur Joseph Delmont ein Abenteurer (er arbeitete auch zeitweise mit Piel zusammen). Delmont trat bereits im Alter von acht Jahren als Artist im Zirkus auf, war später auch Dompteur und Tierfänger. Offenbar bot das Leben eines Filmemachers noch mehr Adrenalin, denn auch Delmont wandte sich dem Kino zu und frönte im Film seine Liebe zur Action. Das METROPOLIS zeigt am 10.5. um 19.30 Uhr ein Doppelprogramm mit den Filmen DAS RECHT AUFS DASEIN und DER GEHEIMNISVOLLE KLUB (beide D 1913).

Lupu Picks Detektivfilm DAS PANZERGEWÖLBE (D 1926), ein Remake des gleichnamigen und sehr erfolgreichen Films aus dem Jahr 1914, das jedoch recht stark vom Originalfilm abweicht, aber gleichfalls spannend daherkommt.
Termin: 10.5. um 17.00 Uhr

Das vollständige Programm der Stummfilmtage und weitere Infos zu den Filmen und zur Musikbegleitung sowie alle Spieltermine und finden Sie hier auf der Webseite des METROPOLIS.


Schön, dass die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein die Stummfilmtage fördert, denn die Veranstaltung eines solchen Festivals mit teils recht teuren Archivfilmen und mit Musikbegleitung ist keineswegs ein kostengünstiges Unterfangen. 

Unsere Unterstützung haben die Werke aus der Kinofrühgeschichte aber auch unbedingt verdient, denn es ist schon ein tolles Erlebnis, Filme aus dieser Zeit zu genießen, in der es keine Möglichkeiten aufwendiger Bearbeitung und technischer Tricks gab.
Auf zu den Stummfilmtagen!