So unvorbereitet ist unser Team wohl selten in einen
Kinofilm gegangen wie bei der Hamburger Premiere von Sonja Maria Kröners
SOMMERHÄUSER im Abaton.
Meine Kollegin hatte immerhin kurz vorher den Trailer angesehen, ich nicht
einmal das, wusste lediglich, dass es um das Treffen einer Münchener Familie
geht, die sich im heiß-schwülen Jahrhundertsommer des Jahres 1976 in Garten und
Gartenhaus der verstorbenen Großmutter/Urgroßmutter zusammenfindet.
Es wurde dann ein sehr schöner Abend mit einem sehr
starken und außergewöhnlichen deutschen Film: ein tolles Ensemble mit u.a. Laura
Tonke, Mavie Hörbiger, Ursula Werner, Günther Maria Halmer, Thomas Loibl,
Christine Schorn, Inge Maux und Johannes Silberschneider, das explosive Familienkonflikte
austrägt, die dann aber auch immer wieder, vor allem durch die Kinder, von
einer Unbeschwertheit im scheinbaren Idyll des Gartens abgelöst werden, eine leicht
bedrohliche Stimmung, die immer mal wieder angefacht wird durch Nachrichten von
einer Kindesentführung, einem unheimlichen Nachbarn und nicht zuletzt den
Wespen. Man beginnt schnell zu ahnen, dass da noch etwas passieren könnte, das
über bloße Familienstreitigkeiten hinausgeht. Dazu kommen eine sehr beachtenswerte
Kameraarbeit, eine präzise Ausstattung, schwarzer Humor, ein Drehbuch und ein
Schnitt, die so Manches andeuten oder auch offenlassen und dem Zuschauer viel
Raum zum eigenen Empfinden zugestehen. Beeindruckend!
Antje Wessel zieht das folgende Fazit: „Ein Paradies mit
Widerhaken: Mit ihrem fabelhaften Regiedebüt „Sommerhäuser“ gelingt Sonja
Kröner ein flirrend-romantisches Nostalgiedrama mit diffusen bedrohlichen
Untertönen, das sich in den letzten zehn Minuten all seiner aufgebauten
Spannung entlädt wie ein schwüler Sommertag, der in ein krachendes
Sommergewitter mündet.“
Joachim Kurz schreibt für kino-zeit.de: „Mit Sommerhäuser
ist Sonja Kröner ein dichtes Ensemblestück gelungen, das durch die Bank und bis
in die Kinderrollen perfekt besetzt und angenehm zurückhaltend inszeniert ist.
Mit liebevollem Blick für Details, einer herausragenden Ausstattung und einem
Drehbuch, das vieles im Ungefähren be- und damit der Phantasie des Zuschauers
überlässt, gelingt ihr ein Blick zurück auf eine Zeit, die durchaus dazu
angetan wäre, mit dem verklärten Blick der Nostalgie betrachtet zu werden –
eine Falle, der Sommerhäuser freilich mit Bravour entgeht. Vielmehr fächert der
Film ein vielschichtiges Panorama aus Zeitgeschichte und -kolorit, familiären
Konflikten und schönen Beobachtungen auf, das das Kunststück vollbringt, zugleich
den kindlichen Blick auf diesen Jahrhundertsommer wie auch die analytische
Schärfe einer anderen, erwachseneren Perspektive miteinander zu vereinen.“
Auch der Hollywood Reporter hat den Film besprochen.
SOMMERHÄUSER, der in diesem Jahr beim Filmfest München gleich zweimal mit dem Förderpreis Neues Deutsches Kino (Film und Regie)
ausgezeichnet wurde, wird in Deutschland von Prokino in die
Lichtspielhäuser gebracht und läuft ab Donnerstag (26.10.) in Hamburg im Abaton
und im Blankeneser Kino.
Foto: Sonja Maria Kröner bei der Hamburger Premiere von
SOMMERHÄUSER am 24.10.2017 im Abaton Kino
Trailer und Plakat: Prokino