Nachdem ich Ende September überhaupt nicht dazu gekommen
bin, Tipps für das Oktober-Programm im METROPOLIS zu
geben, klappt es jetzt wieder. Hier sind einige Empfehlungen für (hoffentlich
recht viele) anregende und schöne Stunden im November im METROPOLIS Kino.
In unserer Filmreihe DaF zeigen wir am 9.11. (19.00) Özgür
Yildirims tempo- und visuell
einfallsreichen Science-Fiction-Thriller BOY
7 mit David Kross in der Hauptrolle. Matthias Bollingers schräge
Kamerawinkel und der dämonische Heimleiter Isaak Fredersen (Fritz Langs METROPOLIS lässt grüßen) lassen
Anspielungen auf Filme des Deutschen Expressionismus der 1920er Jahre deutlich
erkennen. Regisseur Özgür Yildirim ist gebürtiger Hamburger und ließ den Film
teilweise in Hamburg drehen. Den Trailer und weitere Infos zum Film erhalten Sie
in diesem Blogpost.
Vom 19. – 27.11. steigt im METROPOLIS das CINEFEST
– das
Internationale Festival des deutschen Film-Erbes, das in diesem Jahr
unter dem Motto GEBROCHENE SPRACHE – FILMAUTOREN UND
SCHRIFTSTELLER DES EXILS steht und u.a. mit Alexis Granowskys DAS LIED VOM LEBEN (D 1930/31), Robert
Siodmaks DER MANN, DER SEINEN MÖRDER
SUCHT (D 1930) und G.W. Pabsts DU
HAUT EN BAS (F 1933) aufwartet. Hier können Sie das komplette Programm einsehen.
Ebenfalls filmhistorisch wird es in der Reihe BRD-KINO DER
1950ER JAHRE. Das Filmfest Locarno widmete in diesem Jahr
bundesdeutschen Werken aus den Nachkriegsjahren, die vielen von uns nahezu
gänzlich unbekannt sein dürften, die Retrospektive GELIEBT UND VERDRÄNGT – DAS KINO DER JUNGEN BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
VON 1949 BIS 1963 und hat damit offenbar den Nerv der Zeit getroffen, denn
jetzt werden wir in Hamburg einige dieser vergessenen Schätze entdecken können.
Rüdiger Suchsland schrieb für den SWR zur
Retrospektive in Locarno u.a. Folgendes: „Vor allem mit der anderen Seite
dieses Kinos beschäftigt sich jetzt eine so groß angelegte, wie großartige
Retrospektive beim Filmfestival von Locarno. Sie hebt das zu Unrecht vergessene
und bei späteren Generationen verpönte westdeutsche Nachkriegs-Kino aus der
Versenkung, zeigt seine enorme Modernität, seinen Avantgardismus, zeigt
antibürgerliche, progressive Filme, und die mal abgründige und sperrige, oft
komplexe Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.“
Wer mag, kann sich hier in einer Übersicht ansehen, welche Filme in Locarno in dieser Retro gezeigt wurden. Das schaut
schon nach einer recht gelungenen Auswahl an Filmen des bundesdeutschen
Nachkriegskinos jenseits von Heimatkitsch und Liebesschnulzen aus (es sollen 80
Filme in der Retro gezeigt worden sein). Man kann jetzt mal vermuten, dass das
METROPOLIS nicht alle 80 Werke ins Programm nehmen wird, aber Will Trempers FLUCHT NACH BERLIN (BRD 1960), Helmut
Käutners HIMMEL OHNE STERNE (BRD
1955), Gerhard T. Buchholz‘ POSTLAGERND
TURTELTAUBE (BRD 1952) und Victor Vicas‘ ZWEI UNTER MILLIONEN (BRD 1961) sind im November schon mal dabei.
Alles Weitere dazu auf der Themenseite des Kinos unter dem Titel BRD-KINO DER
1950ER JAHRE.
Ein ganz besonderes Highlight können Sie am 18.11. um
21.15 Uhr in der Reihe JAZZ IN SCHWARZ UND WEISS (Konzerte zu
Stummfilmen) erleben. Sandra Hempel (Gitarre) und Hans-Christoph Hartmann
(Saxophon) begleiten den Stummfilm BORDERLINE
(GB/CH 1930) von Kenneth MacPherson. Man kann erneut sicher sein, dass das
äußerst gekonnt geschehen wird. Weitere Veranstaltungen von JAZZ IN SCHWARZ
UND WEISS finden Sie bei Audio Obscura.
Kenneth MacPherson war beeinflusst von den Arbeiten von G.W.
Papst und Sergei Eisenstein und nutzte in BORDERLINE
experimentelle Avantgarde-Techniken. Der Film war zudem bahnbrechend in seiner
Behandlung der Themen Rasse und Sexualität.
In der äußerst lehrreichen und spannenden Reihe KINO FILM GESCHICHTE wird am 14.11. (19.00) Roberto Rossellinis GERMANIA ANNO ZERO
(Italien 1947) gezeigt. Bernd Allenstein wird zu dem Film referieren und nach
der Filmvorführung gibt es ausreichend Möglichkeit, sich im Kinosaal über den
Film und filmhistorische Aspekte auszutauschen.
Und das lässt sich dann am 28.11. (19.00) bei Fritz Langs DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE (BRD 1960) fortsetzen.
Und das lässt sich dann am 28.11. (19.00) bei Fritz Langs DIE 1000 AUGEN DES DR. MABUSE (BRD 1960) fortsetzen.
Eine meiner Pinterest-Pinnwände trägt den Titel Filme, die ich sehen möchte und
bisher konnte ich kaum etwas von dieser Liste abhaken. Umso erfreuter bin ich,
dass ich im November bei CHINA TIME 2016 Gelegenheit haben werde, mit CROSSCURRENT (China 2015) von Yang Chao
eine der Filme, die ich sehen möchte, im METROPOLIS sehen zu können. Sieben
weitere Filme und mehrere Kurzfilme des zeitgenössischen chinesischen Kinos
stehen auf dem Programm, das man auf der Themenseite des
Kinos einsehen kann.
Mit NEUES INDISCHES KINO gibt es im November eine
weitere Länderreihe, in der aktuelle indische Filmproduktionen entdeckt werden
können und auf die man sehr gespannt sein kann.
Hinweisen möchte ich auch noch auf die Reihe CINEPORT – HAFENFILME,
die das METROPOLIS in Kooperation mit dem Hafenmuseum Hamburg ausrichtet. Am
30.10. um 19.00 Uhr wird THE YARD
(YARDEN, Schweden/Deutschland 2016, Regie: Måns Månsson) diese Reihe eröffnen,
die Geschichte eines erfolglosen Schriftstellers, der sich gezwungen sieht,
eine Arbeit am Yarden aufzunehmen, einer Verladestation für PKW am Hafen von
Malmö. Die Arbeit ist schlecht bezahlt und die Mitarbeiter werden von der
Unternehmensleitung nur als Nummern geführt (so sieht Kapitalismus in Zeiten
der Globalisierung aus). Da der Schriftsteller der einzige schwedische
Mitarbeiter unter Migranten ist, wird er von den Kollegen argwöhnisch
beobachtet, denn sie halten ihn für einen Spion der Geschäftsleitung.
“A middle-aged
Swedish poet loses his place among the cultural elite, forcing him to make
ends meet by performing dehumanizing manual labor alongside immigrants at the
Port of Malmo in “The Yard,” Mans Mansson’s highly cinematic, entirely
unsentimental adaptation of the prize-winning novel of the same name by
Kristian Lundberg.” Variety
Am 5.11. (19.00) gibt
es dann in dieser Reihe mit WINDJAMMER (USA 1957/58) von Louis
de Rochemont III und Bill Coleran einen
der größten Dokumentarfilmerfolge der 1950er Jahre. Der Film begleitet die
Reise des Segelschulschiffes Christian Radich von Oslo über die Karibik nach
New York.
Auch die Reihe KINO GLOBAL läuft im November weiter. Am 3.11.
(19.00) wird URMILA – FÜR DIE FREIHEIT (D 2016, Regie: Susanne Gluth) zu
sehen sein. Es ist die Geschichte von Urmila Chaudhary, die im Süden
Nepals lebend als Sechsjährige von ihren Eltern als Haushaltssklavin in die
Hauptstadt verkauft wurde. Zwölf Jahre später gelang ihre Befreiung und Urmila setzt
sich seitdem für die Organisation "Freed Kamalari
Development Forum" (FKDF) gegen das offiziell abgeschaffte System der
Leibeigenschaft und somit gegen jahrhundertealte Gesellschaftsstrukturen in
ihrer Heimat ein. Die
Regisseurin Susanne Gluth wird am 3.11. als Gast im METROPOLIS erwartet.
Am 31.10. (19.00) können
Sie zudem noch Kim Mordaunts THE ROCKET (AUS 2013) sehen. Der Film
spielt in Laos und erzählt die Geschichte eines Jungen, der mit seiner Familie
nach dem Verlust des Hauses durch das kriegszerrüttete Land reist und bei einem
Raketenfestival beweisen will, dass er nicht nur Unglück über andere Menschen
bringt.
Am 15.11. (19.00)
schließt dann TAXI TEHERAN (Iran 2015) von Jafar Panahi, der bei der
Berlinale 2015 den Goldenen Bären erhielt, die Reihe KINO GLOBAL ab.
FILMLAND POLEN zeigt am 6.11. (16.00) Kinga Debskas MEINE
TÖCHTER, KÜHE (MOJE CÓRKI KROWY, Polen 2015). In dem Film geht es um zwei
Schwestern, die sich eigentlich nicht so recht leiden können, aber durch die
Erkrankung der Mutter zueinanderfinden.
Erster November
Da draußen ist frühe Nebelnacht,
Die hat den Tag um Stunden bestohlen,
Hat aus den Fenstern Laternen gemacht.
Ich möchte mir den Mond herholen,
Daß ich einen hätt', der ewig lacht,
Denn die Nacht ist wie ein schwarzes Bett.
Dort hat der Tod, wie auf Lagern aus Kohlen,
Gedankenlos als Dieb seine Ruhestätt'.
Weiß nicht, ist die Stadt draußen klein oder groß,
Ob Menschen drin hausen, oder bin ich allein,
Denn ein jeder Tag schwarz wie der Fluß fortfloß,
Und beklagt gingen viele zur Nacht hinein.
Auch Vater und Mutter haben gefragt,
Und niemandem wurde der Weg gesagt.
Auch Vater und Mutter wurden zu Stein,
Ein Stein, der sich über dem Grabe schloß.
Drauf lese ich heut' ihre Namen bloß,
Nur noch die Namen sind beide mein.
Woher sie kamen, wohin sie gingen, -
Ich kann die Nacht nicht zum Reden zwingen.
Da draußen ist frühe Nebelnacht,
Die hat den Tag um Stunden bestohlen,
Hat aus den Fenstern Laternen gemacht.
Ich möchte mir den Mond herholen,
Daß ich einen hätt', der ewig lacht,
Denn die Nacht ist wie ein schwarzes Bett.
Dort hat der Tod, wie auf Lagern aus Kohlen,
Gedankenlos als Dieb seine Ruhestätt'.
Weiß nicht, ist die Stadt draußen klein oder groß,
Ob Menschen drin hausen, oder bin ich allein,
Denn ein jeder Tag schwarz wie der Fluß fortfloß,
Und beklagt gingen viele zur Nacht hinein.
Auch Vater und Mutter haben gefragt,
Und niemandem wurde der Weg gesagt.
Auch Vater und Mutter wurden zu Stein,
Ein Stein, der sich über dem Grabe schloß.
Drauf lese ich heut' ihre Namen bloß,
Nur noch die Namen sind beide mein.
Woher sie kamen, wohin sie gingen, -
Ich kann die Nacht nicht zum Reden zwingen.
Max Dauthendey