Freitag, 21. September 2018

Tipps für das Filmfest Hamburg 2018

Der Vorverkauf für das Filmfest Hamburg 2018 hat begonnen! Karten erhält man sowohl online über die Webseite als auch in den teilnehmenden Kinos METROPOLIS, Passage, Studio, Abaton und CinemaxX Dammtor sowie im Levantehaus.

Nur online gibt es die Möglichkeit insgesamt 15 Karten zum Preis von 100 € (15er-Online-Spezial) bzw. 10 zum Preis von 70 € (10er-Online-Spezial) zu erwerben. Das Verfahren ist ein wenig umständlich, aber mit ein wenig Geduld kommt man schon an Tickets für seine Wunschfilme. Da das Programm wirklich toll ausschaut, lohnt es unbedingt, mehrfach zuzuschlagen.

 

Das Filmfest Hamburg läuft vom 27.9. bis zum 6.10.

Der Douglas-Sirk-Preis wird in diesem Jahr an den iranischen Regisseur Jafar Panahi verliehen. Die Veranstaltung findet am 4.10. (19.30) statt. 


Meine Tipps (der Klick auf den Filmtitel führt zu weiteren Infos auf der Webseite des Filmfests)

DOGMAN von Matteo Garrone (Italien 2018). Der leise Thriller um einen Hundepfleger in einem heruntergekommenen italienischen Seebad, der nach einer nicht begangenen Tat zu einer Haftstrafe verurteilt und später aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen wird, feierte im Mai seine Premiere in Cannes und erhielt höchstes Kritikerlob. Hauptdarsteller Marcello Fonte erhielt in Cannes den Preis für den besten Darsteller.   

WE THE ANIMALS von Jeremiah Zagar nach einem Roman von Justin Torres (USA 2018). Die Geschichte dreier Brüder, die in recht schwierigen familiären Verhältnissen aufwachsen. Während die beiden Älteren sich arrangieren, flüchtet sich der Jüngste in seine eigene Fantasiewelt. Die Washington Post spricht von einem Must-See. Mindestens Fans von Terrence Malick werden an diesem poetischen Film ihre Freude haben.  

SIBEL von Çağla Zencirci und Guillaume Giovanetti (Türkei 2018). Die in ihrem Heimatdorf in der Nähe des Schwarzen Meeres lebende stumme Sibel wird von der Dorfgemeinschaft geächtet. Erst die Begegnung mit einem anderen Außenseiter gibt ihr Selbstvertrauen. Ein atmosphärisch dichter Film in malerischer Kulisse.   

GEGEN DEN STROM, Komödie vor der traumhaften Kulisse Islands von Benedikt Erlingsson, der das Filmfest am 27.9. eröffnet (Karten gibt es jedoch nur für die zweite Vorstellung am 29.9. zu erwerben). 

TOO LATE TO DIE YOUNG von Dominga Sotomayor Castillo (Chile 2018). Eine Gruppe von Außenseitern schafft sich im Sommer 1990 weit entfernt vom städtischen Treiben am Fuße der Anden ein neues Leben  Dominga Sotomayor Castillo gewann für ihren sensiblen Film in Locarno als erste Frau den Preis für die beste Regie.  

THE FAVOURITE (GB 2018). Yorgos Lanthimos porträtiert in diesem Historienfilm die englische Königin Anne, die eine heimliche Liebesbeziehung zu ihrer Vertrauten Sarah hat, bis Ungemach von ihrer Cousine Abigail droht. Starke Frauen gespielt von so starken Darstellerinnen wie Olivia Colman, Rachel Weisz und Emma Stone.  

DAS SCHÖNSTE PAAR (D 2018). Sven Taddickens sensibles Drama über ein Paar, das mit dem Trauma einer Vergewaltigung umzugehen versucht, wurde in Toronto beim Filmfestival vom Publikum gefeiert.  

NUR EIN KLEINER GEFALLEN von Paul Feig (USA 2017), ein Mystery-Thriller mit Comedy-Elementen, in dem eine alleinerziehende Mutter sich nach dem Verschwinden einer Freundin auf Nachforschungen begibt.  

SHÉHÉRAZADE von Jean-Bernard Marlin (Frankreich 2018), eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Gangsterlebens im ärmsten Stadtviertel der französischen Hafenstadt Marseille.

THE WILD PEAR TREE (Türkei 2018). Der türkische Regisseur und Drehbuchautor Nuri Bilge Ceylan ist ein Meister langer Einstellungen und durchdacht arrangierter Bildkompositionen (auch in seinem neuen Film). Bereits dreimal wurde er in Cannes ausgezeichnet, u.a. im Jahr 2014 mit der Goldenen Palme für seinen Film WINTERSCHLAF. 

DER TRAFIKANT von Nikolaus Leytner (Österreich 2018), Verfilmung des 2012 erschienenen Romans von Robert Seethaler. Der Film spielt in den Jahren 1937/38. Simon Morzé spielt den jungen Lehrling Franz Huchel, der das Leben und die Liebe im Wien zu Zeiten der dramatischen politischen Ereignisse kennen lernt. Bruno Ganz ist als Sigmund Freud zu bewundern.  

ROMA von Alfonso Cuarón (Mexiko 2018). 2013 erhielt Cuarón für seinen Science-Fiction-Thriller GRAVITY jeweils den Oscar für den Besten Film und die Beste Regie. Auch Harry-Potter-Fans dürfte er bekannt sein, denn er inszenierte HARRY POTTER UND DER GEFANGENE VON ASKABAN. Sein neuer Film ROMA feierte am 30.8.2018 in Venedig seine Premiere und wurde dort auch mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet. Das autobiographisch geprägte Drama erzählt die Geschichte einer mexikanischen Familie in den 1970er Jahren, als die paramilitärische Gruppe Los Halcones während Studentenprotesten dutzende Studenten tötete (Massaker von Corpus Christi).  

TRAUTMANN von Marcus H. Rosenmüller (Deutschland 2018) ist die Geschichte der Torhüter-Legende Bernd Trautmann (gespielt von David Kross), der nach einer Kriegsgefangenschaft in einem britischen Lager beschloss, in England zu bleiben. Dort wurde er später als Torhüter von Manchester City weltberühmt. 

LETO von Kirill Serebrennikow (Russland 2018) erzählt von der russischen Rockszene in den 1980er Jahren. Der Film wurde im Mai in Cannes uraufgeführt, jedoch ohne den Regisseur, den der stand unter Hausarrest. Möglicherweise geht es in seinem Film zu viel um die Liebe zur Freiheit, wenn die Band Zoopark und der in Russland bis heute bekannte Musiker Wiktor Zoi ihre Sehnsüchte musikalisch zum Ausdruck bringen und damit vielen jungen Menschen in der Sowjetunion aus dem Herzen sprachen. Die T-Shirts mit dem Aufdruck „Free Kyrill“, die in Cannes von vielen Filmschaffenden getragen wurden, können leider noch nicht eingemottet werden - Kirill Serebrennikow steht weiterhin unter Hausarrest und ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft.  

AUFBRUCH ZUM MOND von Damien Chazelle, mit Ryan Gosling als Neil Armstrong (USA 2018). Neil Armstrong, der erste Mensch auf dem Mond, dürfte fast jedem bekannt sein. Auch Schauspieler Ryan Gosling, der Armstrong in AUFBRUCH ZUM MOND verkörpert, hat mittlerweile einen ähnlichen Bekanntheitsgrad erreicht. Das mag dem Regisseur Damien Chazelle noch nicht ganz gelungen sein, wenngleich er durch seinen Film LA LA LAND einen Oscar für die Beste Regie erhielt. Mir persönlich gefiel sein Film WHIPLASH, den ich 2014 beim Filmfest Hamburg sehen konnte, ja viel besser. Mit AUFBRUCH ZUM MOND soll ihm jedoch eine spannende und realistische Darstellung der aufreibenden Vorbereitungen der ersten Mondmission gelungen sein, die wohl ihren Höhepunkt im Betreten des Mondes finden wird. Auch wenn Chazelle den Moment, in dem Armstrong die amerikanische Flagge auf dem Mond platzierte, ausgespart haben soll, so kann man den ersten Schritten auf unserem Trabanten im Kinosaal sicherlich entgegenfiebern.   


Wer’s ein wenig klein, aber fein mag (wie ich):

HAPPY LAMENTO (Deutschland 2018), ein Musikfilm ganz besonderer Art von der deutschen Regielegende Alexander Kluge in Zusammenarbeit mit dem philippinischen Regisseur Khavn De La Cruz, in dem der Elvis-Song BLUE MOON ebenso eine Rolle spielt wie die Vorbereitungen des Trump-Besuchs beim G20-Gipfel in Hamburg, Bandenkämpfe in Manila, Helge Schneider, Heiner Müller und noch so manche andere zirkusreife Absurditäten. 

A LAND IMAGINED (Singapur 2018) von Yeo Siew Hua. Singapur als dystopisches, kapitalistisches Nirvana, in dem sich zwei Polizisten auf die Suche nach einem vermissten chinesischen Gastarbeiter machen, der eigentlich von niemandem vermisst wird. Kritiker bescheinigen dem Film eine atmosphärische Nähe zu Ridley Scotts Blade Runner und David Lynch. Das klingt eigentlich sehr vielversprechend. Im August erhielt A LAND IMAGINED in Locarno recht überraschend den Hauptpreis. Man darf gespannt sein.    

THE IMAGE BOOK (Schweiz 2018), Jean-Luc Godards Momentaufnahme der aktuellen Weltsituation. Es geht um die arabische Welt, die Frauen und die Umwelt, zusammengetragen (bei Godard trifft es wohl besser der Ausdruck „komponiert“) in Found Footage Sequenzen, bei denen der Altmeister sich überlagernde Tonspuren und digital verzerrte Bilder einsetzt. Der Altmeister ist auch technisch topaktuell.     

MONROVIA, INDIANA (USA 2018), der neue Dokumentarfilm von Frederick Wiseman, die Studie einer Kleinstadt im Mittleren Westen der USA. Wiseman zeigt das Amerika des weißen Mannes im Trump-Land ohne den Zeigefinger zu erheben, er beobachtet und lässt sprechen. Ein echter Wiseman, so wie man ihn schätzt.  

VILLE NEUVE, ein poetischer, animierter Film aus Kanada von Félix Dufour-Laperrière mit starken Bildern, die ausschließlich mit der Hand und schwarzer Tusche auf Papier entstanden sind. Es ist die Geschichte eines Paares, das sich wegen der Alkoholsucht des Mannes getrennt hat, aber nach dessen Läuterung einen neuen Versuch wagt. Ich bin sehr gespannt auf diesen Film. 2015 hat mich Dufour-Laperrières Essayfilm TRANSATLANTIC beim Filmfest Hamburg ziemlich begeistert.  

DAS GEHEIMNIS IM WARSCHAUER GHETTO (USA 2018), Dokumentarfilm von Roberta Grossmann über den Historiker, Politiker und Publizisten Emanuel Ringelblum, der im Warschauer Ghetto das geheime Archiv Oneg Schabatt aufbaute und leitete.  

HOTEL BY THE RIVER (Südkorea 2018), melancholisches Drama von Hong Sang Soo gedreht in wunderschönem Schwarzweiß. 2017 wurde sein Vorgängerfilm AT THE BEACH AT NIGHT ALONE bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet, Kl Joobong (in seiner Rolle als alternder Dichter) wurde kürzlich in Locarno für sein Schauspiel in Hongs neuestem Werk HOTEL BY THE RIVER mit dem Goldenen Leoparden ausgezeichnet. 

MALILA: THE FAREWELL FLOWER von Anucha Boonyawatana (Thailand 2017), beschrieben als eine atemberaubende Meditation über das Leben, das Sterben und die Erinnerung.  

WE, THE DEAD (Malaysia 2017) von Edmund Yeo. Eine junge Frau möchte nach Taiwan, aus Myanmar flüchtete Rohingya scheinen ihr eine gute Gelegenheit zu bieten, als Schlepperin an das nötige Geld dafür zu kommen. Doch das Elend der Flüchtlinge an der thailändisch-malayischen Grenze lässt sie nicht so kalt, wie sie sich es gewünscht hätte. Edmund Yeo zeigt in seinem Drama die Komplizenschaft Malaysias beim Exodus an den Rohingya auf.  
  
THE PLUTO MOMENT (China 2018) von Zhang Ming über eine Reise von Filmemachern in die chinesische Provinz, in der sie auf allerlei Schwierigkeiten stoßen.  

Meine erste Wahl mal zwei:

BUENOS AIRES AL PACIFICO (Argentinien 2018) von Mariano Donoso. Ein Filmessay, in dem die Geschichte der titelgebenden Bahngesellschaft wie in einem Traum aufgearbeitet wird.   

THE IMAGE YOU MISSED (Irland 2018), sehr persönlicher Essayfilm von Dónal Foreman, in dem er das Erbe seines Vaters, des Dokumentarfilmers Arthur MacCaig, aber auch seine niemals wirklich vorhandene Beziehung zu ihm, aufarbeitet. Doch der Film ist mehr als ein filmischer Dialog zwischen Vater und Sohn, er erinnert auch an den Nordirlandkonflikt und die IRA. Die Irish Times hat sich sehr ausführlich mit THE IMAGE YOU MISSED auseinandergesetzt. 

(Regina Nickelsen für das Filmteam Colón)

Mittwoch, 19. September 2018

Mein (kleiner) persönlicher Rückblick auf das 25. Internationale Filmfest Oldenburg


Leider war es mir nicht möglich, vor Freitagabend anzureisen, so wurden es nur sieben Filme + vier Kurzfilme (drei bei den Sunday Shorts), die ich ansehen konnte. Bunt gemischt war meine Auswahl, wie auch das toll kuratierte Programm in Oldenburg stets bunt gemischt und international ausgerichtet ist, sich indes niemals dem Mainstream anbiedert. Das jedoch bedeutet keineswegs, dass die gezeigten Filme schwer zugänglich wären, einige mögen es sein (wie im Programm nahezu aller Filmfestivals), aber auch für Gelegenheitskinobesucher lässt sich so manche Perle des Arthouse- oder Independent-Kinos entdecken. Die insgesamt 15.500 Besucher in den Festivalkinos, der Kongresshalle der Weser Ems Hallen, dem Oldenburgischen Staatstheater und den weltweit einzigartigen JVA-Vorführungen verdeutlichen, dass das Konzept aufgeht. Zahlreiche internationale Premieren, Deutschland- und auch Weltpremieren unterstreichen die Bedeutung, die das Internationale Filmfest Oldenburg in den 25 Jahren seines Bestehens erlangt hat. Und es werden dort einfach starke Filme gezeigt!


Mein persönliches Programm

(Beim Klick auf die Filmtitel gelangt man zu weiteren Infos auf der Webseite des Filmfests.)

Mein Einstieg am späten Freitagabend in der von mir leicht favorisierten Reihe Midnite Xpress war Genre made in Germany, leider immer noch viel zu selten im Deutschen Kino; in diesem Fall, LUZ von Tilman Singer, jedoch durchaus gelungen, wenngleich viele Fragen offen bleiben, was aber nicht unbedingt ein Manko sein muss. LUZ ist Singers Abschlussfilm an der KHM Köln und ein recht unblutiger Horrorfilm zwischen Hypnose, Trance, Drogen- und Alkoholrausch, Vergangenheit und Gegenwart und Luzifer als Taxifahrerin.

TEMPORARY DIFFICULTIES von Mikhail Raskhodnikov (Russland 2018) bildete meinen Start in den Kino-Samstag. Die (wahre) Geschichte des russischen Unternehmensberaters Sasha Korolev, der aufgrund von Sauerstoffmangels während der Geburt mit einer Behinderung zur Welt kommt und von seinem Vater immer wieder zu Leistung und Selbstständigkeit getrieben wird. Großartige Darsteller, eine bewegende Story und gleichzeitig ein Porträt Russlands, das sich müht, sich von der Last der sozialistischen Vergangenheit zu befreien, TEMPORARY DIFFICULTIES hat nicht nur mir außerordentlich gut gefallen.

Das Drama konnte viele Besucher begeistern und wurde verdient mit dem German Independence Award ausgezeichnet. Regisseur Mikhail Raskhodnikov erzählte beim Q&A, er habe eigentlich einen Film über die Erfolgsgeschichte des Sasha Korolev machen wollen, dann sei aber mehr und mehr dessen schwierige Kindheit unter einem strengen Vater in den Mittelpunkt gerückt. Die Anmerkung des Regisseurs, dass doch auch der Vater durch seine unnachgiebige Erziehung mitverantwortlich für den großen beruflichen Erfolg Korolevs sei, die er trotz seiner Behinderung habe erringen können, habe dieser zunächst vehement zurückgewiesen. Dann aber sei ihm bewusst geworden, dass genau diese Erziehung ihn zu seinen Leistungen befähigt habe. Vater und Sohn haben sich dann auch wieder versöhnt. Ein Film, der nicht nur die Zuschauer, sondern offenbar auch den Titelhelden bewegt hat.   

O BARCO  (THE BOAT) von Petrus Cariry (Brasilien 2018), mystisch und allegorisch, bildgewaltig und poetisch – ein Film, der für die große Kinoleinwand geschaffen ist und dessen Bilder einem in einen fast rauschhaften Zustand den Kinosaal verlassen lassen. Auch dieser Film gibt wie LUZ Rätsel auf und er setzt sich weiterhin in meinem Kopf fort. Es ist beeindruckend, was dieses Werk mit einem anstellen kann, wenn man sich denn darauf einlässt.

ALL SQUARE von John Hyams (USA 2018), der mit diesem Film beweist, dass er viel mehr als nur Actionfilme beherrscht. ALL SQUARE erzählt die Geschichte des Buchmachers John (Michael Kelly), der nach vielen Pechsträhnen mit Wetten auf Baseballspiele in der Jugendliga Morgenluft wittert, dann jedoch erkennen muss, dass er damit nicht bei jedem auf Gefallen stößt.  

MANDY, dieser abgefahrene Action-Horrorthriller von Panos Cosmatos (USA 2018) hat schon jetzt Kultstatus erreicht. Nicolas Cage spielt den Holzfäller Red Miller, dessen Lebensgefährtin Mandy von einer ziemlich irren Sekte entführt und später bei lebendigem Leib vor seinen Augen verbrannt wird. Was anderes als eine blutige Rache könnte jetzt folgen? Und sie folgt u.a. in Form eines Kettensägen-Duells. Technisch hat der Film einen stylischen 80er-Look erhalten und auch inhaltlich fühlt man sich (nicht ungern) in die filmische Vergangenheit zurückversetzt. MANDY war auch Eröffnungsfilm des diesjährigen Fantasy-Filmfests und wird in dessen Rahmen am 24.9. (20.30) nochmals im Savoy Kino Hamburg zu sehen sein.
  
FIRST REFORMED von Paul Schrader (USA 2017). Der anwesende Produzent Frank Murray berichtete dem Publikum beim Q&A davon, dass sich Schrader und Scorsese einmal darüber ausgetauscht hätten, mit was für einem Film sie abtreten möchten. Schrader hat dieses Gespräch offenbar dazu bewogen, mit FIRST REFORMED einen theologischen und eher leisen und sensibleren Film, der sich um die Themen Sünde, Glaube, Hoffnung und Verzweiflung dreht, in Angriff zu nehmen. Ethan Hawke brilliert in der Rolle eines Priesters, der ob des nicht aufzuhaltenden Endes unseres Planeten durch den Klimawandel seinen Glauben zu verlieren droht. Ein gekonntes, starkes Spätwerk mit einem offenen Ende, das Pessimisten (Realisten?) anders interpretieren mögen als Optimisten, die die Menschheit noch nicht aufgegeben haben.

Frank Murray
VULTURES von Börkur Sigþórsson (Island 2018), ein spannender Thriller, der das neue Traumland vieler Europäer von einer anderen sehr düsteren Seite zeigt. Es geht um skrupellose Drogenschmuggler, denen ihre jungen weiblichen Kuriere nichts wert sind und deren Moral sich allerhöchstens auf ihre eigenen Gefühle beim Verlust des schon eingeplanten Millionenertrages bezieht. VULTURES läuft wie MANDY beim Fantasy Filmfest (21.9., 14.00) im Savoy Kino Hamburg. Sehr empfehlenswert!  
Vier sehr sehenswerte Kurzfilme

JIEJIE von Feng-I Fiona Roan (USA/China 2017)

SINGLE PLAYER von Róbert Odegnál (Ungarn 2017)

THIS MAGNIFICENT CAKE! von Marc James Roels, Emma de Swaef (Belgien/Frankreich/Niederlande 2018)

UNNATURAL von Amy Wang (USA 2017)

Für Filmemacher aus aller Welt, die sich austauschen möchten, fand in diesem Jahr im Rahmen des Filmfest Oldenburg zum dritten Mal die Matchbox Coproduction Lounge statt. Die eintägige Veranstaltung hat sich zum Ziel gesetzt, Filmemacher und Branchenvertreter zusammenzubringen und einen Austausch über neue Projekte zu ermöglichen. Renommierte und aufstrebende Filmemacher stellten dort ihre neuen Projekte vor.

Jim Stark
Im Rahmen der Matchbox Coproduction Lounge fand zudem ein öffentliches Panel über die Produktion von Low-Budget-Filmen mit dem Produzenten Jim Stark (NIGHT ON EARTH, DOWN BY LAW) statt, der den Hauptdarsteller seines neuen und in Oldenburg gezeigten Films ADAM, Magnús Mariuson, mitgebracht hatte und von den Schwierigkeiten, aber auch Wegen, Filmproduktionen zu realisieren und in die Öffentlichkeit, beispielsweise auf Filmfestivals, zu bringen, berichtete. Von öffentlich zugänglichen Veranstaltungen dieser Art wünschte ich mir während Filmfestivals viel mehr. Danke ans Filmfest Oldenburg für diese spannende Veranstaltung und das tolle Filmprogramm!

Magnús Mariuson
(Regina Nickelsen, Filmteam Colón) 

Sonntag, 16. September 2018

PM Filmfest Oldenburg: Russischer Film TEMPORARY DIFFICULTIES gewinnt German Independence Award 2018


Die 25. Ausgabe begann gleich mit mehreren Premieren: Am Mittwoch fand die Opening Gala zum ersten Mal in der Kongresshalle statt. Mit der Europapremiere von Sarik Andreasyans »Unforgiven« eröffnete zudem der erste nichtdeutsche Eröffnungsfilm das Festival. Auf dem Red Carpet sorgten zahlreiche Stargäste und hunderte Fans für einen gelungenen Auftakt.



Nicht Blockbuster- und Mainstreamproduktionen, sondern ambitionierte und risikofreudige Independentfilme machten das als »deutsches Sundance« gepriesene Internationale Filmfest Oldenburg auch in diesem Jahr wieder zu einem kreativen und lebendigen Ort für alle anwesenden Filmschaffenden. Mit Isabella Eklöfs eiskaltem Debüt »Holiday« feierte eines der am meisten gelobten Regiedebüts des Jahres seine Deutschlandpremiere in Oldenburg. Viele Welt- und Internationale Premieren, darunter auch »King of Beasts« von Tomer Almagor, der noch nie gesehene Einblicke in die Welt der Großwildjagd gewährt, machten das Festival für fünf Tage wieder zum Zentrum für junges, aufstrebendes Kino.



Das Internationale Filmfest Oldenburg ehrte in diesem Jahr Oscarpreisträger Keith Carradine mit einem Tribute. Mit Carradine war einen großen Charakterdarsteller zu Gast, der seit den frühen 70ern in Kino- und zuletzt auch TV-Rollen fasziniert. In Oldenburg feierte außerdem Alan Rudolphs neuer Film »Ray meets Helen« Europapremiere, in dem Carradine eine der beiden Hauptrollen übernahm. Bruce Robinson, dem die diesjährige Retrospektive galt, gehört zu den eigenwilligsten Regisseuren und Autoren der letzten 30 Jahre. Nachdem Paramount seinen Film »Jennifer 8« gegen seinen Willen veränderte, kehrte Robinson der Branche den Rücken und konzentrierte sich auf seine Leidenschaft, das Schreiben. Erst mit Johnny Depp und »The Rum Diary« fand Robinson seinen Weg zurück zum Film.



Beiden Ehrengästen, Keith Carradine und Bruce Robinson, wurde bei der Filmfest-Gala des Festivals im Oldenburger Staatstheater der German Independence Honorary Award verliehen.



Für viel Wirbel sorgte auch die Vergabe des 13. Sterns auf dem OLB-Walk of Fame. Oscarpreisträger Keith Carradine enthüllte voller Stolz bei stahlenden Sonnenschein seinen Stern und erfüllte im Anschluss jeden Autogrammwunsch.



Mit insgesamt über 15.500 Zuschauern in den Festivalkinos, der Kongresshalle der Weser Ems Hallen, dem Oldenburgischen Staatstheater und in den weltweit einzigartigen JVA Vorführungen, wo Gäste und Insassen gemeinsam Kino erleben können, ist auch in diesem Jahr ein starkes Interesse und Zuwachs am Internationalen Filmfest Oldenburg zu verzeichnen. Ein vielfältiges und künstlerisch lebendiges Festival ging am Sonntag mit der Closing Night Gala, dem Abschlussfilm »Frühes Versprechen« von Eric Barbier und der Bekanntgabe der Preisträger feierlich zu Ende.



Die Kurzfilmjury, bestehend aus den Schauspieler Neda Rahmanian und Tim Haars, sowie der Produzentin Dagmar Jacobsen, vergab den German Independence Award für den besten Kurzfilm an »Fauve« von Jeremy Comte.



In diesem Jahr gab es viele beeindruckende Leistungen von männlichen und weiblichen Schauspielern, vor allem aber war es ein Jahr mit herausragenden Auftritten von Frauen - von Marisa Tomei über Emily Mortimer, Elle Fanning, Molly Ringwald, Sienna Miller bis hin zu Doro Müggler, um nur einige zu nennen. Der Seymour Cassel Award für eine herausragende darstellerische Leistung“ wurde in diesem Jahr an zwei Darstellerinnen verliehen.



Der Seymour Cassel Award 2018 ging an Victoria Carmen Sonne für die Hauptrolle in »Holiday« sowie an Gabriela Ramos für »Is that you?«.


Der Hauptpreis, der German Independence Award für den besten Film in der Independent-Reihe des Filmfests ging an »Temporary Difficulties« von Mikhail Raskhodnikov. Dieses Jahr wird der »German Independence Award - Best Film« erneut vom langjährigen Hauptsponsor des Festivals, der Oldenburgischen Landesbank, vergeben und dotiert. Außerdem erhält der Gewinner als zusätzliches Sponsoring von Alias Film & Sprachtransfer GmbH eine Untertitelung.



Zu den Gästen des diesjährigen Festivals gehörten neben Bruce Robinson (Retrospektive) und Keith Carradine (Tribute), Philippe Mora, Michael Wadleigh, Deborah Kara Unger, RP Kahl, Molly Ringwald (All These Small Moments), Sabine Timoteo und Doro Müggler (Don’t tell me you can’t sing).



Der 25. Jahrgang des Internationalen Filmfest Oldenburg war ein rauschendes Filmfest und ein voller Erfolg.

Freitag, 14. September 2018

Internationales Filmfest Oldenburg: Justizvollzugsanstalt Oldenburg baut Brücke zwischen Vollzug und Außenwelt


Am heutigen Freitag hat der Staatssekretär im Niedersächsischen Justizministerium, Dr. Stefan von der Beck, nun auch in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Oldenburg den Startschuss für das 25. Internationale Filmfest gegeben. Die JVA ist einer von mehreren Orten in der Stadt, an denen Filme des international renommierten Filmfestivals gezeigt werden. Der besondere „Spielort“ soll eine Brücke bauen zwischen dem Leben hinter Mauern und einem Leben in Freiheit. Dr. von der Beck: „Die Ausrichtung des Filmfestivals in der JVA Oldenburg bietet eine schöne Möglichkeit, die Verbundenheit von Besuchern und Gefangenen in ihrem Interesse am Independent Film zu verdeutlichen. Dies dient dem Ziel des Justizvollzugs, in dem Gefangene lernen sollen, straffrei als vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft zu leben.“ Aus Anlass des 25-jährigen Jubiläums des Filmfestivals überreichte der Staatssekretär dem Veranstalter, Torsten Neumann, und mehreren Mitwirkenden des Eröffnungsfilms symbolische Kunstwerke. Gemeinsam sahen Gefangene und Besucher anschließend die Uraufführung des Films „Der Henker“ von Michael Kreindl.


Das internationale Filmfest Oldenburg und die Justizvollzugsanstalt Oldenburg begehen bereits seit 2006 diese weltweit wohl einmalige Kooperation: Die Justizvollzugsanstalt wird für drei Tage zu einer festen Spielstätte des Festivals. Damit dürfte Oldenburg das einzige Festival überhaupt sein, das sein reguläres Programm in einer Justizvollzugsanstalt zeigt. Dahinter steht zum einen der Gedanke, den Insassen der JVA Oldenburg und der JVA für Frauen in Vechta ein kulturelles Angebot zu bieten. Ein weiteres Ziel ist es, den sonstigen Besuchern des Festivals Einblicke in die Gefängniswelt zu gewähren.

Der Eröffnungsfilm DER HENKER von Michael Kreindl (2018)
Die Ermittler Branka und Emil kehren zurück in die korrupten Machenschaften der Bauindustrie Kroatiens. Ein Baubeamter wird erstochen in seinem Wagen aufgefunden - daneben die Nachricht: „Korruptes Schwein!“ Der Hintergrund der Tat scheint schnell klar: Nachträgliche Baugenehmigungen für Schwarzbauten sind heiß begehrt und bestechliche Beamte keine Seltenheit. Alles deutet darauf hin, dass das Mordmotiv mit korrupten Baumachenschaften zusammenhängt. Ein zweiter Mord bringt den Verdacht allerdings ins Wanken. Ist hier ein selbst ernannter Henker im Namen der Selbstjustiz unterwegs?

Mittwoch, 12. September 2018

1000 ARTEN REGEN ZU BESCHREIBEN im Oktober 2018 bei DaF


Am 10. Oktober 2018 bei DaF im METROPOLIS Kino Hamburg: 1000 ARTEN REGEN ZU BESCHREIBEN.

Als Hikikomori bezeichnet man in Japan Menschen (zumeist junge Männer), die sich komplett zurückziehen und ihr Zimmer bzw. ihre Wohnung nicht mehr verlassen. Diese Art des gesellschaftlichen Rückzugs ist aber keineswegs nur ein japanisches Phänomen. Die Regisseurin Isabel Prahl hat sich diesem Thema in ihrem starken Film 1000 ARTEN REGEN ZU BESCHREIBEN angenommen. 


Der 18jährige Mike hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen und sperrt die Welt aus, auch seine Eltern (Bjarne Mädel und Bibiana Beglau) und seine Schwester Miriam (großartig dargestellt von Emma Bading, die dem einen oder anderen aus Nico Sommers LUCKY LOSER bekannt sein dürfte). Als Zuschauer erfahren wir nicht viel über Mike, aber umso mehr erleben wir, wie seine Familie mit dieser für sie unbegreiflichen Situation umgeht. Beeindruckend, schön, poetisch - für mich definitiv einer der besten deutschen Filme des Jahres. 

Regina Nickelsen (Colón Language Center)

„Ihr erster Langfilm gelingt durch reduzierte Dialoge, eine ­großartige Kamera, eindrückliche Musik (Volker Bertelmann aka Hauschka) und grandiose Schauspieler. Es ist ein elegischer Sog, den sie erschafft. Antworten gibt sie nicht. ­Lösungen schon.“ epd Film 


„Empathisch kann der Zuschauer mit allen Figuren mitfühlen und mit ihnen gemeinsam darauf hoffen, dass trotz der Konflikte jedes Einzelnen auch die Familie erhalten bleibt. Denn am Ende steht der Blick hinter den Regen auf den sonnenbeschienen Horizont. Ein bild- und spielstarkes Filmdebüt.“ Prädikat Besonders Wertvoll, Deutsche Film- und Medienbewertung


Am 10.2018 (19.00 Uhr) bei DaF im METROPOLIS Kino Hamburg:

1000 ARTEN REGEN ZU BESCHREIBEN
Deutschland 2018
Regie: Isabel Prahl
Lauflänge: 91 Min. 

Trailer und Fotos: © Film Kino Text

Sonntag, 9. September 2018

Internationales Filmfest Oldenburg zum 25. Mal


Am 12.9.2018 startet die Jubiläumsausgabe des Internationalen Filmfests Oldenburg , das für sein sorgfältig kuratiertes Programm weltweit bekannt ist. Seit 1994 steht das Internationale Filmfest Oldenburg für bedingungsloses Independent-Kino, das Jahr für Jahr tausende begeisterte Filmfreunde anzieht. Über Genregrenzen hinweg und gegen den Mainstream wird das Unabhängige, die Kunst an sich, und nicht der Kommerz gefeiert.


Eröffnet wird das Filmfest am 12.9. mit der Europapremiere der russischen Produktion UNFORGIVEN. Somit wird erstmals in der nunmehr 25-jährigen Geschichte kein deutscher Film das Festival eröffnen. Ein Stück jüngerer deutscher Geschichte bildet jedoch den Hintergrund des Films. Russlands Regiestar Sarik Andreasyan erzählt die zutiefst traumatische, wahre Geschichte des Osseten Vitaliy Kaloev, der bei der Flugzeugkatastrophe von Überlingen seine komplette Familie verliert. Der Schmerz darüber und die Ohnmacht angesichts der Abwesenheit von Empathie und Reue der Verantwortlichen führt in eine zweite, menschliche Katastrophe. Nachdem Andreasyan mit »Guardians« Russlands Antwort auf die Marvel Superheldenfilme auf die Leinwand gebracht hat, zeigt er sich in »Unforgiven« als Virtuose des Schauspielerkinos ohne Scheu vor überlebensgroßen Emotionen.


Historische Fakten stehen im Mittelpunkt des Films, der eine Geschichte erzählt, die in den 2000er Jahren medial sehr genau und umfassend begleitet wurde. Nach der Flugzeugkatastrophe von Überlingen, der aufgrund einer Verkettung von Fehlern, Unaufmerksamkeiten und technischen Problemen im Jahre 2002 über dem Bodensee 71 Menschen, darunter 49 russische Kinder zum Opfer fielen, bahnt sich eine weitere, menschliche Katastrophe an, die Andreasyans Film zu einem intensiven, bewegenden und visuell mitreißenden Stück Kino verarbeitet.

Die Eröffnungsgala findet in diesem Jahr erstmalig in der Kongresshalle der Weser Ems Hallen statt.

In einem Tribute ehrt das 25. Internationale Filmfest Oldenburg den Oscargewinner Keith Carradine. Der international bekannte
Charakterdarsteller Hollywoods wird während des Festivals und nicht bei der Europapremiere von RAY MEETS HELEN (USA 2018, Alan Rudolph). Gezeigt werden zudem die Klassiker, NASHVILLE (Robert Altman), DIE DUELLISTEN (Ridley Scotts meisterhaftes Regiedebüt) sowie TROUBLE IN MIND (Alan Rudolph).


Des Weiteren bietet das diesjährige Filmfest eine Werkschau Bruce Robinsons, eines der eigenwilligsten Autoren und Regisseure des britischen Kinos. Gewürdigt werden seine Arbeiten als Darsteller, Autor und Regisseur. Bruce Robinson wird während des gesamten Festivals in Oldenburg zu Gast sein und acht seiner Filme im Rahmen der ihm gewidmeten Retrospektive vorstellen. Die Retrospektive wird folgende Filme beinhalten: ROMEO AND JULIET (1968), THE STORY OF ADELE H (1975), KLEINHOFF HOTEL (1977), THE KILLING FIELDS (1984), WITHNAIL AND I (1987), HOW TO GET AHEAD IN ADVERTISING (1989), JENNIFER 8 (1992) sowie THE RUM DIARY (2011).


Im Rahmen der festlichen Filmfest Gala präsentieren Tomer Almagor und Nadav Harel am 15. September 2018, 21.00 Uhr, im Oldenburgischen Staatstheater ihren Dokumentarfilm KING OF BEASTS (USA 2018) als Weltpremiere. Im Film begleiten sie den Großwildjäger Aaron mit einer Gruppe von Jägern auf einer Jagd in Tansania. Mit noch nie zuvor ermöglichten Einblicken in dieses weltweit geächtete Phänomen der Trophäenjäger ist ein Film entstanden, der in Erzählform und visueller Energie intensiver als jeder Spielfilm erscheint. Ein Portrait eines durch und durch neokolonialistischen Unternehmens. Am Ende werden wir herausfinden, wer der »King of Beasts« ist. 


Die Closing Night Gala der 25. Ausgabe des Filmfest Oldenburg findet am 16. September 2018 um 19.00 Uhr im Oldenburgischen Staatstheater statt. Im Anschluss an die Preisverleihung, u.a. des German Independent Awards, wird der französische Spielfilm FRÜHES VERSPRECHEN (2017) von Eric Babier seine Deutschlandpremiere erleben. Der Film entfaltet das Leben des französischen Schriftstellers, Regisseurs und Diplomaten Romain Gary. Von seiner Kindheit in Polen über seine Jugend unter der Sonne von Nizza bis hin zu den Erlebnissen als Pilot in Afrika während des Zweiten Weltkriegs, Romain Gary lebte ein außergewöhnliches Leben. Die unerschütterliche Liebe seiner liebenswerten wie exzentrischen Mutter Nina (Charlotte Gainsbourg) lässt ihn zu einem der größten Romanciers des zwanzigsten Jahrhunderts werden, zu dem Mann der als einziger zweimal den französischen Literaturpreis Prix Goncourt erhält. FRÜHES VERSPRECHEN wird in Deutschland von Camino Films im Herbst in die Kinos gebracht.

Die Matchbox Coproduction Lounge wird am 15. September im Rahmen des Filmfest Oldenburg 2018 zum dritten Mal in Oldenburg stattfinden. Filmemacher aus der ganzen Welt treffen hier zusammen, um sich über ihre Ideen auszutauschen und um gemeinsame Interessen zu entdecken. Ziel der eintägigen Veranstaltung ist es, Filmemachern und Branchenvertretern ein entspanntes und persönliches Umfeld zu bieten, in dem sie Kontakte knüpfen und zukünftige Kooperationen schaffen können. Zusätzlich zu dem Meeting wird am Sonntag (16.9.) der Produzent Jim Stark (NIGHT ON EARTH, DOWN BY LAW) ein Panel über die Produktion von »Low Budget«- Filmen halten und seinen neuesten Film, den deutschen Film ADAM von Maria Solrun vorstellen.


Im Zuge der dritten Matchbox Coproduction Lounge wird die mazedonische Filmförderung, die Macedonian Film Agency, als neuer Förderer für potenzielle internationale Projekte vorgestellt. Mitglieder der Filmförderung und eine Delegation von Produzenten werden zugegen sein. Der mazedonische Film THE RETURN (VRAKANJA) von Kastriot Abdyli wird seine Weltpremiere auf dem Internationalen Filmfest Oldenburg feiern.

Das diesjährige Line-up beinhaltet erneut Veteranen, Newcomer und vielversprechende zweite Projekte von aufstrebenden Filmemachern. So beispielsweise das Projekt der bulgarischen Filmemacherin Maya Vitkova, deren Debüt VIKTORIA (2014) ein großer Erfolg in Festivalkreisen (Sundance, Rotterdam) war. Nachdem sie dieses Jahr den Kierslowski Award für das Beste Osteuropäische Drehbuch in Cannes erhielten, kommt sie nach Oldenburg, um Partner für ihr neuestes Projekt AFRIKA zu suchen.

Dieses Jahr werden ebenfalls zwei Bestseller Adaptionen in der Lounge präsentiert. Der letzte Roman von Pulitzer Preis-Gewinner Norman Mailer, THE CASTLE IN THE FOREST, ist für eine Serienadaption angelegt und wird von Mailers Sohn Michael vorgestellt, dessen Film THE PRIVATE LIFE OF A MODERN WOMAN ebenfalls auf dem Internationalen Filmfest Oldenburg gezeigt wird. 


Barbara Abels Bestseller DUELLE sucht ebenfalls Unterstützer für eine  Adaption als packender Psycho-Thriller PLEASANT HILLS.

Die Regisseuren-Legende aus den 1970ern, Harry Kümel, schaut sich nach Verstärkung für MOTHER OF DARKNESS um, der Fortführung seines Kultvampirfilms DAUGHTER OF DARKNESS. Ebenso sucht er Förderung für THE ADVENTURES OF HARRY DICKSON, eine Serie basierend auf den Geschichten von Jean Ray, Autor seines 1972 mit dem Plame d´Or moninierten Meisterwerks MALPERTUIS mit Orson Welles.

Der australische Regisseur und Querdenker Philipp Mora hat sich mit Jim McElroy, Produzent des mit dem Oscar ausgezeichneten THE YEAR OF LIVING DANGEROUSLY von Peter Weir, zusammengetan, um gemeinsam das Erste Weltkriegs Drama MONASH OF AUSTRALIA zu entwickeln.

Weitere Highlights dieses Jahres sind SALT IN THE WOUND, das Debüt des talentierten jungen Filmemachers Harry Ayiotis aus Zypern, der letztes Jahr den Midpoint HBO Preis auf dem Sarajevo Film Fest entgegennehmen konnte.

Noch viel mehr Programm-Highlights des Filmfest Oldenburg 2018 haben wir hier zusammengestellt

Last but not least: In Zusammenarbeit mit dem Berliner Streamingdienst FilmConfect bietet das Filmfest Oldenburg erstmalig die Möglichkeit, Independent-Perlen auch zu Hause anzusehen. Geboten wird ein Best-of aus 25 Jahren als Video-on-Demand. Darunter befindet sich z.B. Michal Samirs atemberaubendes Erstlingswerk HANY, das 2014 in Oldenburg den German Independence Award gewann und von einer unvergesslichen Nacht erzählt, die in einer einzigen spektakulären Einstellung gefilmt wurde. Auch dabei ist Jan Ole Gersters bahnbrechender Erfolg OH BOY, der 2012 das Internationale Filmfestival eröffnete und mit seiner Geschichte des gescheiterten Jura Studenten, der sich im Gestrüpp der Möglichkeiten verliert, den German Independence Award gewann. Besonders ausgewöhnlich ist Micheal Wadleighs einziger wirklicher Spielfilm WOLFEN (ein toller Film übrigens). Nur die wenigsten wissen, dass Micheal Wadleigh, neben seiner wegweisenden Dokumentation „Woodstock“ einen der raffiniertesten Horrorfilme der 80er Jahre schuf, der nun als besonderes Juwel in der VoD-Reihe zu sehen sein wird.

1. Foto: Regina Nickelsen (Filmteam Colón)